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Warum kann man über glühende Kohlen laufen, wie es bei Fakiren üblich ist?

29. Februar 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Warum kann man über glühende Kohlen laufen, wie es bei Fakiren üblich ist?

Wie so Vieles, hat das mit Physik zu tun. Genauer: Mit guten und schlechten Wärmeleitern. Metall und Wasser, zum Beispiel, sind gute Wärmeleiter. Holz und Kohle sind schlechte.

Was gute und schlechte Wärmeleitung bedeutet, würde man schnell feststellen, wenn man seine Hand zuerst in eine 90 Grad heiße Sauna (also in Luft) und dann in 90 Grad heißes Wasser hielte. Letzteres würde man kein zweites Mal tun, denn Wasser ist ein sehr guter Wärmeleiter und der Schmerz wäre sogleich unerträglich. Luft hingegen ist ein schlechter Wärmeleiter. Die meisten Menschen halten es in einer 90 Grad warmen Sauna problemlos ein Viertelstündchen aus. Dennoch: Die Luft in der Sauna und das Wasser im Kochtopf haben die gleiche Temperatur. Nur: Sie fühlt sich unterschiedlich an - je nachdem ob der Mensch einen guten oder schlechten Wärmeleiter berührt.

Kohlen sind schlechte Wärmeleiter: Man muss schon eine Weile auf ihnen stehen bleiben, bis sie als heiß empfunden werden. Das macht ein Fakir beim Lauf über glühende Kohlen aber nicht. Er läuft so zügig über die Kohlen, dass die gesamte Zeit, die sich die Füße bei einem typischen Feuerlauf tatsächlich auf den Kohlen befinden, vielleicht eine Sekunde beträgt. Das reicht nicht zur Wärmeübertragung.

Hinzu kommt, dass die Kohlen oftmals mit einer dünnen Ascheschicht überzogen sind, was zusätzlich isoliert und sie zu noch schlechteren Wärmeleitern macht. Fazit: Unglaublich trickreich oder gar übermenschlich ist nicht, was Feuerläufer tun. Aber bestaunen und bewundern darf man sie natürlich allemal.

Die Frage wurde beantwortet von Dorothee Menhart, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin bei Wissenschaft im Dialog.