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Warum können Hunde ausdauernder laufen als Menschen?

29. März 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Warum können Hunde ausdauernder laufen als Menschen?

Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, weil es viele unterschiedliche Hunderassen und auch viele mögliche Gründe gibt. Wir nennen hier nur einige wichtige Gründe und beziehen uns dabei natürlich auf ausdauernde Hunderassen. Denn Dackel können zum Beispiel gar nicht ausdauernder laufen als Menschen.

Hunde sind bei der Jagd von der Evolution her darauf getrimmt, ihre Beute lange zu verfolgen. Menschen dagegen mussten sich eher auf eine gute Taktik und das Überraschungsmoment verlassen. Über die Zeit hinweg haben diese Unterschiede im Bewegungsverhalten zu Anpassungen im Körperbau geführt, von denen wir nachfolgend einige aufführen möchten.

Im Vergleich zu Hunden benötigen Menschen mehr Energie für ihre Fortbewegung. Der wahrscheinlich wichtigste Grund: Hunde verfügen nicht nur über lange Beine, sondern darüber hinaus über spezielle Hebelverhältnisse. Verglichen mit dem Oberschenkel sind bei Ihnen der Unterschenkel und der Mittelfuß deutlich länger. Somit haben Hunde relativ zu ihrer Körperhöhe eine größere Schrittlänge als Menschen. Der Mensch verfügt außerdem nicht über die verschiedenen Gangarten wie die Quadrupeden (Vierfüßler). Mit steigender Geschwindigkeit können die Vierfüßler immer dann in eine höhere Gangart wechseln, sobald die jetzige Gangart zu energieaufwendig wird. Also zum Beispiel vom Trab zum Galopp. Beim Galopp werden die elastischen Eigenschaften der Bänder und Gelenke am besten genutzt. Die Bänder und Gelenke speichern dabei Bewegungsenergie und geben diese dann wie ein Tennisball wieder ab.

Jeder Muskel besteht aus verschiedenen Fasern. Dabei unterscheidet man Fasern, die sich besonders schnell zusammenziehen können, aber auch schnell müde werden („schnell zuckend“) und solche, die sich eher langsam zusammenziehen, aber sehr lange arbeiten können ohne zu ermüden („langsam zuckend“). Es wird angenommen, dass Hunde, die über viele Generationen speziell auf Ausdauerleistungsfähigkeit gezüchtet wurden, wie z.B. der Sibirian Husky, über einen sehr hohen Anteil an langsam zuckenden Muskelfasern verfügen.

Anders kann es aussehen, wenn man den Faktor Temperatur mit ins Spiel bringt. Der Hund mag in kaltem Klima ausdauernder sein, niemals aber sobald die Temperaturen ansteigen. Menschen hingegen können schwitzen und deswegen auch hohe Temperaturen ertragen. Die Frage ist auch, was man genau unter Ausdauer versteht. Im Sinne der klassischen leichtathletischen Wettkämpfe hat eine bessere Ausdauer, wer eine höhere Geschwindigkeit über eine gegebene längere Distanz erzielt. Bei normalen Umgebungsbedingungen werden die meisten Hunderassen über die Mittel- und die meisten Langstrecken schneller als der Mensch sein. Bei einem Marathon oder einem 100 km-Lauf jedoch wird der Mensch schneller laufen können, insbesondere bei warmen Umgebungsbedingungen.

Die Frage beantworteten: Dr. Elke Schleucher, Zoologisches Institut, Abteilung Stoffwechselphysiologie, sowie Katrin Lucki und Christian Thiel, Institut für Sportwissenschaften, Abteilung Sportmedizin an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt.