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Was hat der Hurrikan Katrina mit der Öl- und Benzinpreiserhöhung zu tun?

29. März 2008

  • C Geistes- und Sozialwissenschaften

Was hat der Hurrikan Katrina mit der Öl- und Benzinpreiserhöhung zu tun?

Die Zerstörung von Ölplattformen im Golf von Mexiko, aber auch Spekulationen an der Börse, sind verantwortlich für die Preissteigerungen.

Schon seit einigen Jahren treibt die starke Nachfrage, vor allem aus China, den Weltmarktpreis für Öl in die Höhe. Zwar hat die OPEC die Fördermengen erhöht, sie kann damit der steigenden Nachfrage jedoch kaum folgen. Dann zerstörte der Hurrikan Katrina viele Ölplattformen im Golf von Mexiko. Aus diesem Gebiet stammte ein Viertel des in den USA verbrauchten Öls. In den USA, dem größten Ölkonsumenten weltweit, wurde das Öl knapp, der Preis stieg an.

Es war jedoch nicht nur die real vorhandene Ölknappheit, die zur Preiserhöhung führte. Auch Spekulationen an der Börse trugen dazu bei. Öl wird nicht nur von denjenigen gekauft, die es weiterverarbeiten oder verkaufen. Der Handel damit dient, ähnlich wie der Kauf von Aktien, auch Spekulationszwecken. Dann aber reichen schon Gerüchte über bevorstehende Knappheiten aus, um die Preise in die Höhe zu treiben. Preissteigerungen von bis zu 20 Prozent können auf diese Weise zustande kommen - unabhängig davon, ob Öl auf dem Markt tatsächlich knapp ist oder nicht.

Die Benzinpreiserhöhungen an der heimischen Tankstelle haben einen weiteren Grund. Viele amerikanische Raffinieren, die Rohöl in Benzin verwandeln, sind alt und marode – einige wurden vom Hurrikan zerstört. Deshalb gehen die USA vermehrt dazu über, Benzin im Ausland zu kaufen. Benzinkäufe in Europa nach dem Hurrikan haben den Benzinpreis weiter in die Höhe getrieben.

Zerstörte Ölplattformen und Spekulationen an der Börse ließen den Ölpreis von rund 40 auf 70 Dollar pro Barrel steigen. Nachdem die IEA (die Internationale Energie Agentur) 60 Millionen Barrel Öl aus den europäischen Ölreserven zum Verkauf freigegeben hat, ist der Preis wieder leicht gesunken. Ob diese Entwicklung von Dauer ist, bleibt abzuwarten.

Die Frage wurde beantwortet von Prof. Dr. Claudia Kemfert, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung