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Was ist ein Hurrikan und wie entsteht er?

29. April 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Was ist ein Hurrikan und wie entsteht er?

Als Hurrikan wird ein tropischer Wirbelsturm mit einer Windgeschwindigkeit über 118 km/h bezeichnet, wenn er im Atlantik, in der Karibik, im Nord- oder Südpazifik entsteht. Tropische Wirbelstürme im Westpazifik werden Taifune oder auch Willy-Willy genannt, im Indischen Ozean Zyklone. Ein Hurrikan entsteht, indem feuchtwarme Luft über dem Meer aufsteigt und Unterdruck erzeugt. In dem sich bildenden Kamin strömt immer mehr Luft nach oben und wird durch die Corioliskraft in Rotation versetzt.

Das Wort Hurrikan kommt aus dem Indianischen und bedeutet so viel wie „Gott des Windes“.  Hurrikane entstehen immer über dem Meer. Damit sie sich bilden können, müssen eine Reihe von Faktoren zusammen kommen. Als Ausgangspunkt brauchen sie zunächst ein Tiefdruckgebiet. Die Wassertemperatur muss zwischen etwa 24 und 28 Grad Celsius liegen – und das bis zu einer Tiefe von zirka 50 Metern, denn aus dem Verdampfen des warmen Oberflächenwassers beziehen die Wirbelstürme ihre Energie. Die meisten Hurrikane auf der nördlichen Erdhalbkugel entstehen deshalb zwischen Juli und September, wenn sich das Wasser genügend aufgeheizt hat.

Weiterhin muss das Gebiet, in dem die gleichen meteorologischen Bedingungen herrschen, einige 100 km2 groß sein. Darin dürfen beispielsweise nicht am Boden und in der Höhe Winde aus unterschiedlichen Richtungen wehen. Diese würden den sich bildenden Sturm auseinander treiben. Schließlich ist noch die geografische Lage entscheidend. Hurrikane können nur jenseits des fünften Grades nördlicher bzw. südlicher Breite entstehen, aber nicht am Äquator, da hier die von der Erdrotation hervorgerufene Corioliskraft zu gering ist, um die aufsteigenden Luftmassen in Rotation zu versetzen.

(Diese Kraft entsteht durch die Drehbewegung der Erde um ihre eigene Achse. Am Äquator dreht sich die Erde schneller als an den Polen. Wenn nun ein Luftpaket seine geographische Breite verlässt, behält es diese Geschwindigkeit bei. Wenn es also beispielsweise auf der Nordhalbkugel nach Süden strömt, kommt es in Breiten, die sich schneller bewegen als seine Herkunftsregion. Das Luftpaket bewegt sich hier dann langsamer als die Erde unter ihm, damit hängt es hinter der Erde her, es wird also scheinbar nach Westen abgelenkt. Strömt es aber nach Norden, dann gelangt es in „langsamere“ Regionen. Es ist also selbst schneller und eilt der Erdoberfläche voraus; der Wind wird folglich nach Osten abgelenkt. Auf der Südhalbkugel ist es anders herum. Am Äquator ist die Kraft am geringsten, denn entfernt man sich ein Stück vom Äquator, ändert sich der Erdumfang und damit die Oberflächengeschwindigkeit der Erde nur wenig.)

Wenn alle Faktoren zusammen kommen, kann aus einem Tiefdruckgebiet ein Hurrikan entstehen. Die feuchtwarme Luft über der Meeresoberfläche steigt in große Höhen auf. Dort kondensiert sie und bildet große Gewitterwolken. Die aufsteigende Luft führt zu einem Unterdruck über der Wasseroberfläche. Dadurch strömt Luft mit hohem Anteil an Wasserdampf aus der Umgebung nach. Es bildet sich ein „Kamin“ in dem die Luftmassen nach oben steigen. Durch die Corioliskraft werden sie Rotation versetzt.

In der Mitte des Hurrikans entsteht ein trichterförmiges Gebiet, in dem Luft absinkt, sich dabei erwärmt und abtrocknet. In diesem so genannten Auge, das einen Durchmesser von zehn bis 30 Kilometer hat, herrscht fast Windstille und der Himmel ist heiter. An seinem Rand steigt die feuchtwarme Luft spiralförmig auf. Hier findet man die höchsten Windstärken von bis zu 350 km/h. Ein Hurrikan reicht viele tausend Meter in die Höhe und kann einen Durchmesser von bis zu 1000 km haben. Nach der Saffir-Simpson-Hurrikan-Skala werden sie nach ihrer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit in fünf Kategorien eingeteilt, von schwach bis verwüstend ab einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von mehr als 250 km/h.

Ihre zerstörerische Wirkung entfalten Hurrikane durch die hohen Windgeschwindigkeiten und die enormen Niederschläge. Darüber hinaus können sie zu Flutwellen von zehn Metern und mehr führen. Das Ausmaß der Schäden hängt zum einen von der Windgeschwindigkeit ab, aber natürlich auch von dem Gebiet, auf das der Sturm trifft. So werden Holzhäuser leichter zerstört als solche aus Stein. Und in einem Gebiet, dass ohnehin schon unter dem Meeresspiegel liegt, wie es beispielsweise für New Orleans der Fall ist, kann die Flutwelle verheerend sein. Hurrikan Katrina richtete dort und in den umliegenden Gebieten im August 2005 den bisher größten materiellen Schaden von rund 100 Milliarden Euro an.

Ein Hurrikan ist ein meteorologisches Großereignis, eine Naturgewalt, die der Mensch nicht verhindern kann. Aufgrund der zugrunde liegenden physikalischen Prozesse ist es jedoch wahrscheinlich, dass wir durch den anthropogenen Klimawandel die Häufigkeit und auch die Stärke von Sturmereignissen, also auch der tropischen Wirbelstürme, forcieren. Denn durch die Emission von Kohlendioxid und die resultierende Klimaerwärmung heizen sich auch die Ozeane stärker auf. Auch Klimasimulationen deuten darauf hin. Dieser Effekt ist allerdings noch nicht empirisch-statistisch nachweisbar, da die Wetteraufzeichnungen dafür noch nicht lange genug zurückreichen. 

Weitere Informationen: www.unwetter.de, www.naturgewalten.de, www.nhc.noaa.gov (englisch)

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Jürgen Kropp vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung.