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Was passiert bei Fieber im Gehirn und wie kommt es zu Fieberträumen?

09. Februar 2016

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
Wie sieht es wohl im Gehirn aus, wenn wir Fieber haben? (Foto: Pixabay, CC0) Array

Wie sieht es wohl im Gehirn aus, wenn wir Fieber haben? (Foto: Pixabay, CC0)

Um zu verstehen, was bei Fieber im Gehirn passiert und warum wir dann intensiver träumen, müssen wir erst einmal wissen, wie das Fieber im Körper überhaupt entsteht. 

Wenn Krankheitserreger wie Bakterien oder Viren den Körper befallen, dann schalten wir alles auf Verteidigung: Die Abwehrzellen des Immunsystems werden aktiv, um die schädlichen Eindringlinge zu bekämpfen. Gleichzeitig sendet das Immunsystem Botenstoffe aus, die im Gehirn den Fieberprozess auslösen. Diese Botenstoffe heißen Interleukin 1 und Interleukin 6. 

Doch von vorn: Normalerweise beträgt unsere Körpertemperatur etwa 37 Grad Celsius. Wenn ein Virus den Körper befällt und die Immunzellen die Botenstoffe aussenden, dann erhält das Gehirn durch sie das Signal, dass es den Körper erhitzen muss. Das Gehirn denkt, 37 Grad sind zu kalt für den Körper, also setzt es die sogenannte Soll-Temperatur nach oben – zum Beispiel auf 39 Grad. Sofort sorgt es dafür, dass der Körper erhitzt wird – und zwar so lange, bis er die 39 Grad erreicht hat. 

Wärme entsteht durch Bewegung. Um die Körpertemperatur zu erhöhen, sendet das Gehirn Signale an die Muskeln. Es kommt zu Muskelkontraktionen, die so schnell sind, dass wir sie als Zittern wahrnehmen. Wir zittern und erzeugen Wärme. Gleichzeitig frieren wir, weil unser Gehirn denkt, unsere (eigentlich normale) Körpertemperatur ist zu niedrig. Das nennen wir „Schüttelfrost“.  Die Temperatur erhöht sich so weit, wie es der Soll-Wert vorgibt. Wir haben Fieber. 

Das Gute ist: Wenn der Körper stark erhitzt ist, funktioniert die Durchblutung besser. Das heißt, die Abwehrzellen kommen schneller dorthin, wo sie gebraucht werden und auch die Krankheitserreger können sich bei höherer Temperatur nicht so gut vermehren. Wenn unser Immunsystem die Erreger erfolgreich bekämpft hat, werden weniger Botenstoffe im Körper ausgesendet. Das bemerkt natürlich auch unser Gehirn. Wenn es kein Interleukin 1 oder 6 mehr empfängt, hat das Gehirn keinen Anlass mehr, die Soll-Temperatur zu erhöhen. Es kann also wieder die übliche Körpertemperatur von 37 Grad anpeilen. Der Körper muss nur noch die überflüssige Wärme loswerden. Wir schwitzen und das Fieber ist durchgestanden. 

All diese Abwehrreaktionen in unserem Körper kosten Energie. Deshalb macht uns Fieber auch schlapp und müde. Wir müssen viel schlafen. Warum aber träumen wir besonders intensiv, wenn wir Fieber haben? 

Generell können Wissenschaftler noch keine eindeutigen Aussagen zu Träumen machen. Was sie aber wissen ist, dass es zwei unterschiedliche Schlafphasen gibt: zum einen die Tiefschlafphase, in der das Gehirn auf Sparflamme läuft, zum anderen die Phase, in der das Gehirn aktiv ist. Die Phase, in der das Gehirn aktiv ist, nennt man REM-Phase. REM steht für „Rapid Eye Movement“, das bedeutet „schnelle Augenbewegung“ und kommt daher, dass der Körper in der REM-Phase völlig ruhig und entspannt ist, die Augenmuskulatur unter den Augenlidern aber arbeitet. Die Augen bewegen sich hin und her, obwohl sie geschlossen sind. 

In der Wissenschaft gibt es Hinweise darauf, dass wir meistens in den REM-Phasen träumen, also dann, wenn unser Gehirn aktiv ist. Die aktiven und inaktiven Phasen des Gehirns wechseln sich in einer Nacht mehrmals ab. Bei Kindern dauern die REM-Phasen länger als bei Erwachsenen und vielleicht träumen sie deshalb besonders viel. 

Was hat das jetzt mit dem Fieber zu tun? Die Botenstoffe Interleukin 1 und 6, die das Fieber auslösen, wirken auch auf die Schlafzentren im Gehirn. Sie sorgen dafür, dass der Anteil der REM-Phasen steigt, also der Anteil der Phasen, in denen unser Gehirn aktiv ist. Und das wiederum bedeutet, dass wir besonders intensiv und realitätsnah träumen, wenn wir Fieber haben.

Bei der Beantwortung der Frage hat uns Prof. Dr. Oliver Thews unterstützt. Er ist Wissenschaftler am Julius-Bernstein-Institut für Physiologie der Universität Halle (Saale).

Redaktion WiD: lz

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