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Was passiert genau, wenn Haare gefärbt werden? Was geschieht chemisch, damit die Farbstoffe in das Haar eindringen können?

29. Februar 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Was passiert genau, wenn Haare gefärbt werden? Was geschieht chemisch, damit die Farbstoffe in das Haar eindringen können?

Im Prinzip verläuft das Haare färben genauso wie das Färben von Wolle. Denn Wolle und unsere Haare sind nicht nur biologisch identische Bildungen der Haut, sondern auch chemisch gleich!

Haare bestehen aus einem besonderen Protein, aus Keratin. Dieses Makromolekül enthält viele Bereiche und funktionelle Gruppen, in oder an denen sich Farbstoffe binden können. Bei der Herstellung von Färbemitteln muss man aber auch an den Aufbau der Haare denken. So sind Haare eher Wasser abweisend und wenig quellfähig.

Entsprechend viele unterschiedliche Farbstoffe gibt es. Die Auswahl erfolgt nach Anforderungen an die Farbstoffe wie Farbton, leichte Ausspülbarkeit oder gute Haftung. Hinzu kommt die gesundheitliche Bewertung. Manche Farbstoffe bzw. ihre Reaktionsmischungen wirken nämlich schädigend auf Haut und Haar.

Leicht ausspülbare Haarfärbemittel dringen nicht tief in die Haare ein. Sie sind wasserlösliche Substanzen oder bestehen aus leicht abtrennbaren groben Farbpartikeln (Pigmenten). Hierzu gehören auch die Wimpertuschen.

Dann gibt es die etwas besser bindenden Farben, die, wie der Färber sagt, „direkt aufziehen“, das heißt beim Färben keine chemische Umwandlung erfahren. Das sind synthetische oder pflanzliche Farbstoffe. Sie werden nach und nach wieder ausgewaschen. Ab und zu verwendet man auch noch metallsalzhaltige Farben. Diese aus der Wollfärberei bekannten „Beizenfarbstoffe“ nimmt man nicht mehr so gern, weil die Metallsalze giftig sein können.

Am besten, ja fast unbegrenzt, halten Oxidationshaarfarben. Die Färbung beruht darauf, dass niedermolekulare, lösliche und farblose Ausgangsstoffe (Farbentwickler und Farbkuppler) durch ein Oxidationsmittel (wie verdünntes Wasserstoffperoxid oder Carbamidperoxid) zu großmolekularen, nicht mehr löslichen Farbpigmenten verbunden werden. Diese müssen im Inneren der Haare gebildet und abgelagert werden. Damit die Ausgangsstoffe sowie das Oxidationsmittel in die Haare eindringen können, müssen die Haare in einem alkalischen Medium (meistens stark verdünnte Ammoniaklösungen) aufquellen.

Die Frage wurde beantwortet von Prof. Dr. Rüdiger Blume, Universität Bielefeld. 

Noch ein Hinweis für Schülerinnen und Schüler:
Versucht mal, in der Schule ungefärbte, entfettete Wolle mit den käuflichen Haarfärbemitteln zu behandeln. Da könnt ihr nach Herzenslust experimentieren.
Beim richtigen Haare färben jedoch kann vor allem bei den Oxidationshaarfarben das Experimentieren zur Folge haben, dass die Haare stark geschädigt werden. Deshalb ist es also wichtig, dass man sich peinlich genau an die Vorschriften hält.