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Wer war Murphy und wie kam er zur Aufstellung seines „Gesetzes“?

29. April 2008

  • C Geistes- und Sozialwissenschaften

Wer war Murphy und wie kam er zur Aufstellung seines „Gesetzes“?

Edward Aloysius Murphy jr. war ein amerikanischer Ingenieur. Die von ihm formulierte Lebensweisheit lautete ursprünglich: „Wenn es zwei oder mehre Wege gibt, etwas zu erledigen und einer davon kann in einer Katastrophe enden, so wird jemand diesen Weg wählen.“

Anlass dieses Ausspruchs war ein schief gegangenes Experiment. 1949 arbeitete Murphy beim Raketenschlitten-Programm der US Air Force, in dem es darum ging, herauszufinden, welche Beschleunigung der menschliche Körper aushalten kann. In dem kostspieligen Experiment wurden eine Testperson mit mehreren Sensoren am Körper ausgestattet. Das Experiment schlug jedoch fehl, weil jemand sie falsch angebracht hatte. Das bewegte Murphy zu dem Ausspruch, der später in einer Pressekonferenz von der Testperson Major John Paul Strapp zitiert wurde. So wurde Murphys Gesetz zum geflügelten Wort.

Die bekanntere Fassung: „Alles was schief gehen kann, wird auch schief gehen.“,  stammt gar nicht von Murphy, sondern wird einem gewissen Finagle zugeschrieben. Der ist jedoch keine reale Person sondern eine Figur aus den Ringwelt-Romanen von Larry Niven.

Murphys Gesetz in seiner ursprünglichen Form sagt etwas über Fehlerquellen in komplexen Systemen. In Murphys Experiment hatte ein Fehler nur finanzielle Folgen, es sind jedoch weitaus schlimmere möglich. Man denke nur an den Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl. In komplexen Systemen wird Murphys Gesetz deshalb mit verschiedenen Maßnahmen Rechnung getragen. Eine Methode besteht darin, sicherheitskritische Systeme mehrfach parallel, d.h. redundant, einzubauen. Fällt eines aus, kann ein anderes dessen Funktion übernehmen. Solche redundanten Systeme werden möglichst räumlich voneinander getrennt. Dadurch vermindert sich das Risiko, dass sie alle von einer Störung betroffen sind. Zudem verwenden Ingenieure Bauteile verschiedener Hersteller, damit bei einem Produktionsfehler nicht sämtliche redundanten Systeme ausfallen.

Es gibt unzählige Persiflagen von Murphys Gesetz. In ihnen geht es meist um Widrigkeiten des Alltags. Beispiele dafür sind: Brot fällt immer auf die Marmeladenseite. Was du suchst findest du immer an dem Platz, an dem du zuletzt nachschaust. Man steht immer in der längste Schlange. Hier geht es eher darum, dass die Welt sich offenbar gegen einen verschworen hat und immer das ungünstigste Ereignis eintritt. Diese „Beobachtung“ ist aber eher ein psychologisches Phänomen. Ein ungünstiges Ereignis bleibt uns intensiver im Gedächtnis als ein positives. Wenn wir beispielsweise an der kürzesten Schlagen stehen, nehmen wir das meist gar nicht zur Kenntnis und selbst wenn, halten wir das nicht für eine glückliche Fügung. Verschwörungstheorien gehen uns aber dann durch den Kopf, wenn wir mal wieder die Kasse mit der langsamten Kassiererin erwischt haben. Wenn aber das Gesetz von der „längsten Schlange“ tatsächlich gelten würde, dann müsste ja jeder immer wieder dort stehen. Fragt sich nur, warum dann niemand an der kürzesten steht.

Die Frage wurde beantwortet von Bettina Micka, Wissenschaftsjournalistin aus Berlin.