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Wie entstand die scheinbar wahllose Bezeichnung der Bahnpunkte beim Dressurreiten, und wer hat sie erfunden?

29. Februar 2008

  • C Geistes- und Sozialwissenschaften

Wie entstand die scheinbar wahllose Bezeichnung der Bahnpunkte beim Dressurreiten, und wer hat sie erfunden?

Die Reitbahnen, auf denen Dressurturniere stattfinden, sind viereckig und haben meist eine Abmessung von 20 x 40 Meter, es gibt aber auch größere mit den Maßen 20 x 60 Meter. Die Seiten einer Reitbahn sind mit Bahnpunkten markiert   Tafeln, auf denen weithin sichtbare Buchstaben stehen.

Außer den drei Gangarten Schritt, Trab und Galopp zeigt das Pferd bei der Dressur eine Reihe von fest stehenden Manövern, die so genannten Figuren. Die Bahnpunkte dienen dem Reiter dabei zur Orientierung, wo die Richtung zu wechseln ist. 

Das erste Mal verwendet wurden die Bahnpunkte bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen (Belgien) – doch ihr Ursprung liegt im Dunkeln. Nach einer Theorie liegen der Auswahl der Bahnpunkte optische und akustische Kriterien zugrunde: Reiter, Richter und Publikum sollten sie möglichst gut erkennen und bei den Ansagen eindeutig verstehen können. Dazu wurden sehr verschieden aussehende und verschieden klingende Buchstaben gewählt. Nach einer anderen Theorie stammen die Buchstaben aus dem Pferdestall des deutschen Kaisers, wo sie die Standorte der Rösser entsprechend der Titel ihrer Besitzer markierten:

K – Kaiser
F – Fürst
E – Edeling (Ehrengast)
B – Bannerträger
S – Schatzkanzler
M – Meier
H – Hofmarschall

Heute werden für Reitbahnen mit den Abmessungen 20 x 40 Meter die Bahnpunkte C, M, B, F, A, K, E, H und X verwendet. An einer der beiden kurzen Seiten der Bahn sitzen die Turnierrichter. Die Mitte dieser Seite ist mit dem Bahnpunkt C bezeichnet. Im Uhrzeigersinn folgen entlang der linken langen Seite die Bahnpunkte M, B und F. Bahnpunkt A liegt C in der Mitte der anderen kurzen Seite genau gegenüber. Weiter im Uhrzeigersinn folgen auf der anderen langen Seite die Bahnpunkte K, E und H. Der Buchstabe X markiert die Mitte des Dressurvierecks. 

Die Reihenfolge der Bahnpunkte prägen sich heute viele Reiter mithilfe von Eselsbrücken ein, zum Beispiel: „Mein Bester Freund Kann Einen Heben“, oder „Mein Bruder Fritz Kauft Eine Hose Bei C&A“.

Die Frage beantworteten Thomas Hartwig, Leiter der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Warendorf, und Muriel Faienza, Communication Manager, Fédération Equestre Internationale, Lausanne.