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Wie entstanden Flussnamen in Europa?

06. Juli 2014

  • C Geistes- und Sozialwissenschaften
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Der Handelskai an der Wiener Donau. Bild: MyFriend/Wikimedia

Wie entstanden Flussnamen in Europa?

Gewässernamen gehören zu den frühesten Zeugnissen der menschlichen Sprache in Europa. Wissenschaftler gehen davon aus, dass die ersten Flussnamen vor rund 4000 - 4500 Jahren entstanden sind. Damit sind sie sehr viel älter als Siedlungsnamen.

Ein Grund dafür dürfte in der damaligen Bedeutung der Flüsse für die Menschen liegen. Während Dörfer zu dieser Zeit leicht aufgegeben oder zerstört werden konnten, veränderten sich Flüsse nur wenig. Die Menschen nutzen sie zum Transport ebenso wie zur Orientierung. Entlang der Flüsse entwickelte sich reger Verkehr, und mit den Händlern verbreiteten sich auch verschiedene Sprachen längs der Flüsse. Zur besseren Verständigung fanden allmählich auch die Namen der Flüsse eine durchgehende Verbreitung.

Für die Namen der Flüsse gab es verschiedene Kriterien. Besonders nicht sesshaften Volksgruppen dienten die Flüsse zur Orientierung. Sie wurden deshalb nach markanten Erscheinungen an ihren Ufern oder im Wasser benannt. Floss ein Bach zum Beispiel besonders schnell, war ein Fluss wärmer oder kälter als ein anderer, war das Ufer begehbar oder nicht: all diese Kriterien konnten zur Namensgebung herangezogen werden. Nachdem an den Flüssen Siedlungen entstanden waren, kamen neue Benennungsmotive hinzu. Sie konnten zum Beispiel damit zusammen hängen, ob das Wasser des Flusses sauber, trinkbar oder fischreich war. Auch die wirtschaftliche Bedeutung des Flusses konnte in den Namen eingehen, wenn er etwa zur Salzgewinnung, beim Abbau von Bodenschätzen oder zum Transport genutzt wurde. Manchmal wurden Flüsse bzw. Flussabschnitte auch nach den Menschen benannt, die Rechte an der Nutzung der Gewässer hatten. Durch so genannte Namensübertragung erhielten manche Flüsse ihren Namen nach einer wichtigen Siedlung an ihrem Ufer. Ein Beispiel ist die Altmühl, die ihren Namen der keltischen Siedlung Oppidum alkimonios verdankt. Manche Flussnamen veränderten sich im Laufe der Zeit, wenn neue Siedler sich an ihren Ufern nieder ließen. Nicht zuletzt deshalb ist die Gewässernamenforschung heute eine ausgezeichnete Methode, die Besiedlungsgeschichte ganzer Regionen zu erforschen.