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Wie entstehen die sog. Kirchenfenster beim Schwenken eines Glases Rotwein?

29. Februar 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Wie entstehen die sog. Kirchenfenster beim Schwenken eines Glases Rotwein?

Hinter den "Kirchenfenstern" oder "Tränen" steckt ein einfaches physikalisches Phänomen, das bei allen Mischungen von Flüssigkeiten mit unterschiedlichem Dampfdruck (Siedepunkt) auftritt.

Durch das Schwenken des Rotweines entsteht auf der Glasinnenseite ein mehr oder weniger hoher, vertikal angeordneter Flüssigkeits-Film (Wein). Am oberen Rand beginnt sich der Film zu verdicken und zieht sich zu zähflüssigen, tränenähnlichen Tropfen zusammen. Diese fließen dann wieder zum Flüssigkeits-Spiegel zurück.

Entscheidend für das Phänomen beim Wein ist das Gemisch aus Wasser und Alkohol, würde aber auch bei jedem anderen Gemisch aus zwei Flüssigkeiten mit unterschiedlichem Siedepunkt funktionieren. Bei reinem Wasser oder reinem Alkohol tritt das Phänomen deshalb nicht auf. Wird eine vertikale Fläche durch ein Alkohol-Wasser-Gemisch (Wasser + Aceton) benetzt, so verdunstet der Alkohol schneller als das Wasser. Dadurch ändert sich die Oberflächenspannung, die verbleibende Flüssigkeit zieht sich zusammen und fließt  in Form von mehr oder weniger großen Tropfen ("Tränen") herunter.

Zum Beweis ein kleiner Versuch: Weine mit wenig Alkohol bilden wenig oder keine "Kirchenfenster". Gibt man Alkohol (Spiritus) dazu, bekommt man die schönsten Tränen.

Die Frage wurde beantwortet von Dorothee Menhart, Redakteurin bei Wissenschaft im Dialog.