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Wie entwickeln sich Links- und Rechtshändigkeit?

29. Februar 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Wie entwickeln sich Links- und Rechtshändigkeit?

Links- und Rechtshändigkeit werden vererbt. Zudem gucken Kinder auch bei ihren Eltern ab. Aber dieser soziale Einfluss ist marginal.

Woher man das weiß? Studien zeigen, dass Kinder von Rechtshändern häufiger selbst Rechtshänder sind und Kinder von Linkshändern linkshändig. Diese Zahlen allein beweisen nichts, weil es natürlich sein könnte, dass Kinder sich die Händigkeit der Eltern abschauen. Daher wurden Adoptionsstudien durchgeführt und die zeigen: Die Händigkeit der Kinder ähnelt der der biologischen, nicht aber der der Adoptiveltern. Klar ist daher: Händigkeit wird vererbt. Offen ist: Was genau wird vererbt? Ist es die Händigkeit direkt oder ist es die Position des Embryos im Mutterbauch, die eine bestimmte Händigkeit zur Folge hat? 

Die Forschung hat gezeigt, dass bei den meisten Rechtshändern der so genannte Right-Shift-Faktor auf einem Gen sitzt. Diejenigen, die diesen Faktor nicht erben, werden zur Hälfte Rechts- und zur anderen Hälfte Linkshänder. (Das erklärt übrigens, weshalb auch unter eineiigen Zwillingen ein Rechts- und ein Linkshänder sein können. Ihnen wurde der Right-Shift-Faktor nicht vererbt - sondern es wurde 'gewürfelt', sie konnten mit je 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit Rechts- oder Linkshänder werden.)

Ob die genetische Disposition durch den Right-Shift-Faktor direkt die Händigkeit beeinflusst oder ob dieser Faktor für eine bestimmte Lage des Fötus im Mutterleib sorgt, welche wiederum zur Folge hat, dass später diese oder jene Hand bevorzugt genutzt wird, ist unklar. 

Aus Tierversuchen weiss man, dass bestimmte Kopflagen in bestimmten Entwicklungsstadien des Fötus bei Wirbeltieren massiven Einfluss auf das Gehirn haben. Möglicherweise sorgt der Right-Shift-Faktor beim Menschen dafür, dass es zu einer bestimmten Körperhaltung des Fötus kommt - und sekundär sorgen mechanistische Kräfte dafür, dass man bevorzugt die rechte Hand nutzt. Aber auch die andere Variante ist denkbar: Der Right-Shift-Faktor sorgt direkt dafür, dass der Mensch erkennt: Diese rechte Hand ist meine Lieblingshand.

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Onur Güntürkün, Professor am Institut für Kognitive Neurowissenschaften der Ruhr-Universität-Bochum.