Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Wie?So!“

Wie lange leben Fruchtfliegen und sind sie lernfähig?

17. Oktober 2011

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Wie lange leben Fruchtfliegen und sind sie lernfähig? 

Je nach Umgebungsbedingungen können erwachsene Fruchtfliegen rund zwei Wochen bis zwei Monate leben. Lernen können sie, wenn auch nicht in dem Sinn, wie wir es vom Menschen kennen. Und: sie sind nicht nur lästige Quälgeister, sondern auch Lieblinge der Wissenschaft.

Die Entwicklung der Fruchtfliege, wissenschaftlich korrekt Drosophila melanogaster genannt, kennt man recht genau. Innerhalb von etwa zehn Tagen wachsen die Tiere vom Ei über drei Larvenstadien und ein Puppenstadium zum erwachsenen Tier heran. Die Meinungen über die Lebensspanne der ausgewachsenen Fliegen gehen auseinander. Während sie unter Zuchtbedingungen im Labor rund zwei Wochen leben, können sie im Freiland bis zu etwa zwei Monate alt werden. 

Und: ja, Lernen ist bei Insekten – auch bei Fliegen – in der Tat möglich. Allerdings in einem anderen Sinne als dies üblicherweise „unter Menschen“ der Fall ist. Fliegen können nicht durch Beobachtung lernen und etwa eine „Essigfalle“ meiden, weil sie gesehen haben, dass eine andere Fliege darin ertrunken ist. Wohl aber kann ein „Lerneffekt“ dadurch eintreten, dass Fliegen, die in der Essigfalle ertrinken, sich nicht mehr fortpflanzen können. Dadurch bleiben schnell nur solche Fliegen übrig, die nicht auf die Fruchtfliegenfalle herein gefallen sind.

Übrigens: Drosophila ist nicht nur ein lästiger Störenfried in der heimischen Küche, sondern auch ein Liebling der Wissenschaft. Leicht zu züchten, mit einer schnellen Generationenfolge und vielen Nachkommen, ist sie vor allem in der Genetik und der Entwicklungsbiologie ein beliebtes Forschungsobjekt und hat zu vielen wichtigen Erkenntnissen beigetragen. 

Fruchtfliegen waren auch das Forschungsobjekt der ersten deutschen Forscherin, die mit dem Medizin-Nobelpreis ausgezeichnet wurde: Durch Arbeiten mit Fruchtfliegen konnte die Biologin Christiane Nüsslein-Volhard zusammen mit ihren Kollegen Eric Wieschaus und Edward Lewis Gene identifizieren und klassifizieren, die eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung des Embryos spielen. Die drei wurden dafür im Jahr 1995 mit dem Medizin-Nobelpreis geehrt. 

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Matthias Herrmann, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie, Tübingen.

(Redaktion WiD: urs)