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Wird Bitcoin die neue Weltwährung?

23. Juni 2021

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
Bitcoin als Goldmünze vor Bildschirm. Array

Bild: Pierre Borthirty/Unsplash

„Sie können jetzt einen Tesla mit Bitcoin kaufen“, schrieb Elon Musk im März im sozialen Netzwerk Twitter. Zumindest in den USA. In Deutschland kann man die Elektrofahrzeuge zwar noch nicht mit der Kryptowährung bezahlen, dafür aber mancherorts bereits eine Kugel Eis, einen Kaffee oder Einkäufe bei einigen Online-Händlern. Wo das überall möglich ist, zeigt beispielsweise diese Karte.

Kryptowährungen basieren auf Blockchain

Bitcoins und andere Kryptowährungen wie Ethereum oder die Facebook-Währung Diem basieren auf der Blockchain-Technologie. Dabei handelt es sich um eine weltweite, öffentliche Datenbank. Eine Person kann direkt Bitcoin an eine andere schicken. Die Transaktion wird dabei in die Datenbank eingetragen und die Einträge werden in Blöcken gespeichert. Diese Blöcke werden dann chronologisch an die Kette (englisch: chain) vorheriger Transaktionen angehängt – daher auch der Name Blockchain. Für den Geldtransfer braucht es keine Intermediäre, sogenannte „vertrauenswürdige Dritte“, wie Banken oder Finanzdienstleister. Das überrascht nicht, wenn man einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Bitcoins wirft: Er entstand 2009 als Antwort auf die globale Finanzkrise. Die Idee dabei ist, Geld aus den Händen der Staaten zu nehmen.

Vertrauen in die Kryptowährung schaffen die Transparenz und die Fälschungssicherheit der Blockchain. Denn die Datenbank ist nicht zentral auf einem Server gespeichert, sondern dezentral auf ein Netzwerk verschiedener Rechner verteilt. Auf jedem Rechner liegt also dieselbe Datenkette mit derselben Information. Jeder Block besitzt einen eigenen digitalen Fingerabdruck, den sogenannten Hash. Er ist wie der menschliche Fingerabdruck unveränderbar und schützt die Blockchain vor Manipulation: Ändert jemand einzelne Datensätze nachträglich, erzeugt das automatisch einen neue Hash-Funktion. Der Hash dieses Blocks stimmt dann nicht mehr mit dem des nachfolgenden Blocks überein und der Schwindel fliegt auf. Das macht die Blockchain-Technologie fälschungssicher. Wie genau die Blockchain funktioniert, erklärt dieses White-Paper, das der*die Erfinder*in unter dem Pseudonym Satoshi Nakomoto veröffentlicht hat.   

Verschlüsselt, dezentral, fälschungssicher

Virtuelles Geld wie der Bitcoin kommt ohne Scheine, Münzen oder Karten aus. Die digitalen Münzen (coins) werden im Wallet, einem elektronischen Geldbeutel, gespeichert. Das Wallet ist durch ein Schlüsselpaar aus öffentlichem und privatem Key verschlüsselt. Der*die Besitzer*in kann über einen privaten Schlüssel, eine Art Passwort, darauf zugreifen. Den privaten Schlüssel sollte man daher nicht verlieren. Immer wieder tauchen Geschichten auf, in denen eine Person eine Festplatte mit dem Schlüssel weggeworfen hat und diese – inklusive Zugriff auf das Bitcoin-Vermögen – auf einer Müllhalde gelandet ist.

Bezahlen wir bald alle mit Bitcoin?

Geld muss drei Funktionen erfüllen: Es muss eine stabile Recheneinheit, ein Zahlungsmittel und einen Wertspeicher bieten. Hebt man beispielsweise heute einen Betrag vom Konto ab, möchte man sicher sein, dass er in zwei Wochen noch gleich viel wert ist. Gerade in diesem Punkt stehen Kryptowährungen wie der Bitcoin in der Kritik: Sie unterliegen starken Kursschwankungen. Aufgrund der Volatilität kann Bitcoin kaum als Recheneinheit verwendet werden. 

Im April 2021 schoss der Kurs der Kryptowährung auf ein Rekordhoch von 63.346,79 US-Dollar. Noch ein Jahr zuvor lag er bei gerade einmal bei rund 7.000 US-Dollar. 

So schnell der Kurs steigt, kann er aber auch fallen. Zuletzt hat ein unbestätigtes Gerücht in sozialen Medien einen Flash Crash ausgelöst. Der Bitcoin-Kurs stürzte innerhalb einer Stunde von 59.000 US-Dollar auf 51.000 US-Dollar ab. Denn Kryptowährungen sind private Währungen. Es gibt keine zentrale Steuerungsinstanz wie Notenbanken, die durch ihre Geldpolitik den Kurs stabilisieren. Das macht den Bitcoin und Co. für Investor*innen als Spekulationsobjekt beliebt. Aktuell sind etwa 18 Millionen Bitcoins im Umlauf. Ihre Menge ist limitiert. Insgesamt können nur 21 Millionen Münzen erzeugt werden – ein knappes Gut. Deshalb sprechen manche bei Bitcoin auch von „digitalem Gold“. Im Gegensatz zu Gold hat das durch Software erzeugte Geld allerdings an sich keinen Wert.

Die Blockchain benötigt enorm viel Energie

Ein weiterer Kritikpunkt an Bitcoin ist das enorm energieintensive Mining-Verfahren. Um neue Bitcoins zu schürfen, müssen sogenannte Miner komplizierte Rechenaufgaben lösen und damit einen neuen Block an die Blockchain anfügen. Das erfordert eine hohe Rechenleistung. Aber nicht nur das Schürfen neuer Bitcoins benötigt viel Energie: Die Miner überprüfen auch, ob Transkationen gültig sind und richtig in die Datenbank eingetragen sind. Die University of Cambridge errechnet im Bitcoin Electricity Consumption Index, wie viel Energie das Bitcoin-Mining verbraucht. Demnach liegt der Stromverbrauch in einem Jahr bei knapp 150 Terawattstunden. Das entspricht etwa dem Jahresverbrauch von Ländern wie Schweden (131,8 TWh) oder Polen (152,5 TWh). Die Tendenz ist dabei steigend, denn der Schwierigkeitsgrad beim Bitcoin-Mining nimmt stetig zu.  

Die Umweltbedenken haben letztendlich wohl auch Tesla überzeugt, Zahlungen mit Bitcoin wieder zu stoppen. Im selben Statement hält Musk allerdings an der Idee von Kryptowährungen fest. Ob sich Bitcoin, Ethereum, Diem & Co. als gängiges Zahlungsmittel durchsetzen, bleibt abzuwarten.

Bei der Beantwortung der Frage hat uns Prof. Dr. Bofinger von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Würzburg unterstützt. Er ist dort Seniorprofessur für VWL, Geld und internationale Wirtschaftsbeziehungen und forscht unter anderem im Bereich Digitalisierung des Geldwesens, Kryptowährungen und neue Ansätze der Geldtheorie.

Redaktion: Sina Metz

 

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