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Wo findet man Dinosaurierknochen?

21. August 2014

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
Der Schädel eines Brachiosaurus - dem Urzeitriesen aus der Familie der Sauropoden Array

Der Schädel dieses Brachiosaurusskeletts liegt in 13,27 Metern Höhe. Bild: Museum für Naturkunde Berlin/MfN

Dinosaurier faszinieren sowohl Kinder als auch Erwachsene. Viele kennen noch den Namen des Lieblingsdinos ihrer Kindheit. Vor 225 Millionen bis 65 Millionen Jahren bevölkerten die Urzeitwesen unseren Planeten. Die Informationen über Leben und Aussehen der Dinos haben Wissenschaftler aus den versteinerten Skeletten der Dinosaurier gewonnen. Aber wo kann man die finden?

Große Ausgrabungsstätten für Dinosaurierknochen gibt es mittlerweile auf der ganzen Welt. Ob in Europa, Asien, Australien, Afrika, Nord- oder Südamerika, ja sogar in der Antarktis findet man Überreste der Urzeittiere. Einer der berühmtesten Fundorte ist die Morrison-Formation, eine Gesteinsformation, die sich über die Ausläufer der Rocky Mountains in den US-Bundesstaaten Wyoming und Colorado erstreckt. Ausgrabungen förderten dort hunderte von sehr gut erhaltenen Skeletten zutage. Wissenschaftler fanden dort den mit Knochenplatten und langen Stacheln bestückten Stegosaurus, die durchschnittlich 25 Meter langen Brachio- und Apatosaurier und auch den gefürchteten Raubsaurier Allosaurus.

Auch in China kann man sich auf Spurensuche begeben. Die chinesische Jiufotang-Formation in der Liaoning Provinz hat sich als weltweit ergiebigste Ausgrabungsstätte für gefiederte Dinosaurier und primitive Vogelarten herausgestellt. Hier wurde beispielsweise der Microraptor gefunden.
In Deutschland ist die Ausgrabungsstätte im niedersächsischen Münchehagen als „Dinosaurierautobahn“ berühmt geworden. Auf einer Gesamtfläche von 15.000 Quadratmeter wurden zahlreiche gut erhaltene Spuren vieler verschiedener Saurierarten gefunden. Ein zweieinhalb Kilometer langen Rundweg gibt Besuchern dort buchstäblich die Möglichkeit in die Fußstapfen der Dinosaurier zu treten und dabei spannende Einblicke in die Erdgeschichte zu gewinnen.

Bleibt die Frage, was diese Orte von denjenigen unterscheidet, an denen keine gut konservierten Überreste von Dinosauriern zu finden sind? Versteinerungen von Dinosauriern findet man in erster Linie an Orten, an denen Land- oder Flussgestein existiert, welches das gleiche Alter wie die Dinosaurier hat. Das Gestein sollte zudem starker Trockenheit und Witterung ausgesetzt gewesen sein und nicht stark bewachsen sein. Deshalb liegen viele Fundorte in Wüsten oder in der Nähe einer Wüste.

Damit Dinoknochen versteinern, müssen viele verschiedene Prozesse ablaufen: Zunächst lagern sich die Knochen eines Dinosauriers auf dem Boden ab. Durch schnelle Ablagerungsvorgänge werden sie immer wieder von Gesteins- und Erdmassen überlagert und sinken immer tiefer in die Erde. Dort herrschen höhere Temperaturen. Durch die große Gesteinsmasse lastet auf dem Skelett zusätzlich ein hoher Druck. Nach dem die organischen Bestandteile der Knochen zerfallen sind, bedingen diese Umweltfaktoren die Einlagerung von Sedimentgestein in die Knochen. Zusätzlich wandern noch chemische Elemente aus dem Umgebungsgestein in die Knochen ein, sodass diese buchstäblich versteinern. Dieser Prozess braucht vor allem eines: Sehr viel Zeit. Deshalb liegen die Gesteinsschichten mit den Versteinerungen oft sehr tief unter der Erdoberfläche, sodass die Dinosaurierskelette nicht gehoben werden können. Erst die Verschiebung der Erdplatten bringt die Fossilien wieder nach oben. Dies geschah beispielsweise in der Morrison-Formation, in der bereits seit Ende des 19. Jahrhunderts geforscht wird. Als sich die Erdplatten verschoben und Landmassen zu den Rocky Mountains aufgetürmten, kamen in den Ausläufern Gesteinsschichten aus dem mittleren bis späten Jura an die Oberfläche. Diese Zeit gilt als die erste Blütezeit der Dinosaurier.

Durch die Ausgrabungen können Wissenschaftler heute vieles über das Leben der Dinos rekonstruieren und erklären. Doch viele relevante Gesteinsschichten sind noch in den Tiefen unserer Erde verborgen und bewahren die Chance, dass es noch zu Entdeckungen neuer Arten der Urzeitwesen kommen kann.

Die Frage wurde beantwortet von Dr. Daniela Schwarz-Wings, Kuratorin der Sammlung für fossile Reptilien am Museum für Naturkunde Berlin.

Redaktion WiD: psp

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