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Wodurch ist die Tierwelt in der Antarktis gefährdet?

29. März 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Wodurch ist die Tierwelt in der Antarktis gefährdet?

Durch Menschen, die sich an bestimmte Schutzbestimmungen nicht halten. 

Die Antarktis steht unter internationalem Schutz, jede wirtschaftliche Ausbeutung ist verboten. Erlaubt sind Forschungen und ein so genannter sanfter Tourismus unter strengen Auflagen. Doch hält sich nicht jeder an diese Regeln. Dies gefährdet die Tierwelt in der Antarktis.

Beispiele: Niedrige Überflüge von Tierkolonien mit Helikoptern oder Flugzeugen können Massenfluchten der in Panik geratenen Tiere verursachen. Häufige Störungen durch Besucher können mittelfristig zu Veränderungen der jeweiligen Kolonie führen, wie dies z.B. auf Cape Royds der Fall war. Der Bestand der dort lebenden Adéliepinguin-Kolonie ging durch häufige Besuche und Helikopterüberflüge deutlich zurück. Nahe der Arctowski Station verließen innerhalb von zwei Jahren Riesensturmvögel ihre Nistplätze, nachdem dort Öltanks aufgestellt worden waren; ebenso verließen drei Gruppen Eselspinguine dieses Gebiet.

Dies sind nur einige Beispiele für die Empfindlichkeit der in der Antarktis lebenden Tiere gegenüber Störungen. Nicht nur Flugzeug- oder Helikopterlärm verursacht Beunruhigungen der Tiere, sondern auch zu dichte Annäherungen mit Schlauchbooten an Tiere im Wasser oder auf Eisschollen. Zudem besteht u. U. Verletzungsgefahr der Tiere durch Schiffs- oder Motorschrauben. Touristen wie Forscher sind deshalb aufgefordert, Abstand zu Walen, schwimmenden Robben und anderen Tieren zu halten.

Die Antarktis ist heute die größte Wildnis der Erde. Die großen Entfernungen von mehreren tausend Kilometern zu den nächsten Kontinenten, das außerordentlich stürmische Südpolarmeer und die extremen Klimabedingungen bewirkten, dass die Antarktis in den letzten Jahrtausenden nicht von Menschen - außer im Rahmen von Forschungstätigkeiten - besiedelt wurde. Die Pflanzen- und Tierwelt ist an diese extremen Lebensbedingungen in besonderer und vielfältiger Weise angepasst. Viele der Arten kommen daher nur in der Antarktis vor. Häufig stellen die äußeren Bedingungen jedoch selbst für diese angepassten Arten die Grenze des Verkraftbaren dar, so dass die Lebewelt der Antarktis hoch empfindlich gegenüber zusätzlichen menschlichen Beeinträchtigungen ist. Aufgrund dieser einzigartigen und unberührten Umwelt wird der Antarktis besonderer Schutz gewährt.

1959 wurde von den damals 12 in der Antarktis forschend tätigen Nationen der Antarktis-Vertrag unterzeichnet, der mit den mit ihm zusammenhängenden Übereinkommen als Antarktis-Vertragssystem bezeichnet wird. Dieser Vertrag regelt alle Tätigkeiten südlich des 60. Breitengrades und erklärt die Antarktis zu einem Gebiet des Friedens und der Wissenschaft. 

1991 wurde das Umweltschutzprotokoll als Ergänzung zum Antarktis-Vertrag angenommen. Das Protokoll legt Grundsätze, Verfahren und Verpflichtungen zum umfassenden Schutz der antarktischen Umwelt und ihrer abhängigen und verbundenen Ökosysteme fest. Es soll sicherstellen, dass diese Tätigkeiten keine nachteiligen Auswirkungen auf die antarktische Umwelt oder auf die wissenschaftlichen und ästhetischen Werte der Antarktis haben.

Die Jahrhunderte lange kommerzielle Jagd auf Robben und Wale, die bis ins 21. Jahrhundert andauert, dezimierte die Tierbestände einzelner Arten z. T. dramatisch. Heute ist das Berühren, Fangen, Verletzen oder Töten von Pinguinen und anderen Vögeln, Robben oder Walen in der Antarktis verboten. Zudem ist jede Tätigkeit, die negative Auswirkungen auf die Fauna und Flora nach sich zieht, sei es durch Lärm, Annäherung oder Trittschäden verboten. Um weiterhin die Einzigartigkeit der Antarktis zu erhalten, dürfen weder Pflanzen noch Tiere oder Teile davon aus der Antarktis entfernt, noch fremde Arten eingeführt werden. In Einzelfällen werden Genehmigungen ausschließlich zu wissenschaftlichen Zwecken erteilt.

Quelle:

http://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/antarktis