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Anders gemacht

13. Juli 2015

  • Erstellt von Katrin Werner
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  • A Wissenschaftskommunikation
Teilnehmer beim Hackday in Karlsruhe. Array

Die Teilnehmer beim Hackday in Karlsruhe mit ihren Ergebnissen. Foto: Open Knowledge Foundation/CC BY 2.0

Stadtgestaltung muss kein langweiliger Verwaltungsakt sein und kann im Kollektiv sogar eine Menge Spaß machen: Freisprechanlagen an Ampeln, die wartende Fußgänger miteinander kommunizieren lassen, oder mit Sensoren ausgestattete Heliumballons, die mittels verschiedenfarbiger LEDs Stadtbewohner über den aktuellen Luftverschmutzungsgrad informieren – die Ideen der Teilnehmer von Hack Your City bringen frischen Wind nach Karlsruhe. Selbst Oberbürgermeister Frank Mentrup zeigte sich erfreut darüber, dass seine Stadt gehackt wurde.

Hack Your City ist ein Projekt im Wissenschaftsjahr 2015 –  Zukunftsstadt. Es will Designer, Architekten, Entwickler und alle Interessierten zusammenbringen, um gemeinsam Ideen für zukunftsfähige Städte zu entwickeln und umzusetzen. Die Veranstaltungen wurden gemeinsam mit der Open Knowledge Foundation organisiert und funktionieren im Prinzip wie deren Labs, Code for Germany und Jugend hackt. Thematische Schwerpunkte sind Mobilität, Nachbarschaft, Umwelt, Energienutzung und politische Mitgestaltung.

Hack Your City reiht sich ein in eine Anzahl neuer Initiativen der Maker-Szene. FabLabs, Maker Faires, Hackerspaces, Repair Cafés – öffentliche Selbsthilfe-Reparaturwerkstätten mit Cafébetrieb –, für alle steht das Machen an erster Stelle. Und: zumindest die Formate – oder doch einige davon – erproben neue Wege in der Wissenschaftskommunikation.

Als „eine Mischung aus Science Festival, Kindergeburtstag und High-Tech-Messe” beschreibt Annette Klinkert die Maker Faires. Die Kommunikatorin und Strategieberaterin stellte das neue, aber auf große Resonanz stoßende Format und seine Bedeutung für die Wissenschaftskommunikation beim 7. Forum Wissenschaftskommunikation vor. 

2014 wurden weltweit rund 130 Maker Faires realisiert. Die nächste Veranstaltung in Deutschland wird im Herbst 2015 in Berlin stattfinden. Im Februar 2016 will die Make Munich, das Maker Festival in Süddeutschland, wieder Tüftler, Designer und Bastler einladen.  

Eine schwungvolle Entwicklung nahmen auch FabLabs und Hackerspaces. Deutschlands erstes FabLab entstand an der RWTH Aachen. Wesentlicher Bestandteil der „offenen Werkstatt” war von Anfang an die Nähe zu Bürgern und Besuchern aus der Region: Diese haben kostenlosen Zugang zu modernen Technologien der digitalen Fertigung und können deren Bedeutung im Alltag kennen lernen und selbst ausprobieren. Andererseits nutzt die Universität das FabLab als Werkstattlabor, um dort Forschungsprototypen für wissenschaftliche Projekte herzustellen.

Auch Hack Your City setzt auf interessierte Bürger und auf „Machen“. Bei den Kickoff-Veranstaltungen in Berlin, Dortmund, Dresden und Karlsruhe konnten die Teilnehmer ihre Ideen einer zukunftsfähigen Stadt entwickeln und – ausgerüstet mit 3D-Druckern, Lasercuttern, Lötkolben und moderner Computertechnik – in die Tat umsetzen.

Über 200 Teilnehmer waren in den vier Städten zu den Hackdays gekommen. Neben den eingangs erwähnten wurden rund 30 weitere Projektideen entwickelt, unter anderem zum Fahrradverkehr in der Stadt, die Nachbarschafts-App „Make a wish“ oder eine intelligente Mülltonne. Sie werden nun in den Citizen Science Labs umgesetzt, welche als Folgeveranstaltungen – und offen für alle – regelmäßig in den vier Städten stattfinden.

Yannick Haan, Projektmanager bei Hack Your City, sieht im unkonventionellen Austausch zwischen den Teilnehmern einen enormen Vorteil. Anders als bei klassischen Vortrags-Formaten seien diese selbst aktiv. Und: Es gehe um ein Lernen voneinander, über die Grenzen wissenschaftlicher Disziplinen hinweg. Dass die Veranstaltungen nicht „so ernst, sondern spielerischer” seien, komme ebenfalls gut an. Vielleicht bietet gerade diese Herangehensweise auch die Möglichkeit, Gruppen anzusprechen, die mit anderen Formaten der Wissenschaftskommunikation nur schwer zu erreichen sind.


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