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Die Bürger, neue Forschungsgebiete und die Wissenschaftkommunikation

25. Januar 2015

  • Erstellt von Ursula Resch-Esser
  • 0
  • A Wissenschaftskommunikation

Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung weiß wenig oder nichts über die Synthetische Biologie – und steht ihr trotzdem skeptisch gegenüber. Das ist ein Ergebnis einer gemeinsamen Umfrage, des Instituts für Demoskopie Allensbach und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Am vergangenen Mittwoch stellten die Institute die Umfrage und ein darauf basierendes Diskussionspapier in Berlin vor.

Befragt wurden Wissenschaftler, Journalisten und ein repräsentativer Querschnitt der deutschen Bevölkerung ab 16 Jahren. Die Studie untersucht den Wissensstand und die Haltung der deutschen Bevölkerung zur Synthetischen Biologie und zu anderen (neuen) Forschungsgebieten sowie die Meinungsbildung über diese Themen. Sie stellt dabei auch Fragen, die ganz allgemein für die Wissenschaftskommunikation von Interesse sind.

82 Prozent der Befragten gaben an, dass sie kaum etwas oder gar nichts über die Synthetische Biologie wüssten. Nur 10 Prozent äußerten ein ausgeprägtes Interesse an diesem Forschungsgebiet. Trotz dem geringen Wissensstand reagierten 60 Prozent der Befragten mit Antipathie auf den Begriff Synthetische Biologie. Damit ist das Image der Synthetischen Biologie fast so schlecht wie das der Gentechnik. Diesem Begriff begegnen 77 Prozent der Befragten mit Antipathie.

Das geringe Interesse an der Synthetischen Biologie führen die Autoren darauf zurück, dass sie als abstraktes, alltagsfremdes Forschungsgebiet präsentiert wird. Das Interesse ändere sich stark, wenn man konkrete Anwendungen deutlich mache, etwa die Medikamentenentwicklung oder die Treibstoffproduktion.

Alltagsnähe von Forschungsgebieten, so eine der Schlussfolgerungen der Studie, ist eine entscheidende Größe für das Interesse der Bevölkerung an Forschungsthemen. Allerdings müssten neben den Nutzen auch Unsicherheiten und Risiken transparent und ergebnisoffen dargestellt werden.

Unter den Informationsquellen ist das Fernsehen, gefolgt von Zeitungen/Zeitschriften und Radio das wichtigste Medium, das die Bevölkerung über Wissenschaft informiert. Betrachtet man die Gesamtheit der Befragten, liegt das Internet im Mittelfeld – bei den unter 30 Jährigen jedoch bereits auf Platz zwei.

Große Übereinstimmung herrscht bei Wissenschaftlern (und bei Journalisten) über die Bedeutung der Wissenschaftskommunikation. 96 Prozent der Wissenschaftler finden es wichtig oder sehr wichtig, dass Bürger über bedeutende wissenschaftliche Erkenntnisse informiert werden. Auch mahnten beide Gruppen mehrheitlich ein stärkeres Engagement von Forschern bei der Vermittlung wissenschaftlicher Inhalte an. Immerhin 40 Prozent der Wissenschaftler gaben an, dass die Information der Öffentlichkeit für sie eine große Rolle spiete. Zeitmangel oder fehlende Anreize im Wissenschaftssystem können ein Engagement verhindern.

Die allermeisten Wissenschaftler glaubten übrigens, den Laien ihre Forschungsschwerpunkte ohne Probleme erklären zu können. Anders die Journalisten: Sie waren überwiegend der Meinung, dass es Wissenschaftlern eher schwer fällt, mit Laien zu kommunizieren.

Die Umfrage sich beschäftigt sind auch mit dem Einfluss der öffentlichen Meinung auf die Forschung, dem Vertrauen in und dem Interesse an der Wissenschaft, Glaubwürdigkeit und Akzeptanz und untersucht detailliert die Haltung zur Synthetischen Biologie. Wer alle Ergebnisse und die abgeleiteten Schlussfolgerungen im Detail nachlesen will, findet sie in der Reihe „Leopoldina Diskussion“ unter dem Titel „Die Synthetische Biologie in der öffentlichen Meinungsbildung“ auf der Website der Leopoldina zum Download.


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