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Livestreams aus den Laboren?

06. Juli 2016

  • Erstellt von Artur Krutsch
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  • A Wissenschaftskommunikation
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Die Lotsin führte uns live durch die Ausstellung der MS Wissenschaft.

Werden in naher Zukunft Live-Videos die sozialen Netzwerke fluten? Wird sich die schnelle, mobile Liveübertragung als Form für Kommunikation, Journalismus und PR etablieren? – Auch in der Wissenschaftskommunikation? 

Schaut man sich die neuesten Entwicklungen in den Sozialen Netzwerken an, sieht man, dass Facebook, Twitter und Co. ihre Livestream-Funktionen sehr ernst nehmen und diese stark vorantreiben. Die Live-Funktion des Twitter-Dienstes Periscope z.B wird immer stärker in das klassische Twitter eingebunden und Streams werden direkt in der Twitter-Timeline angezeigt. Auch die Blogging- und Social-Media-Plattform Tumblr hat kürzlich einen eigenen Livestream-Dienst vorgestellt. 

Am stärksten engagiert sich jedoch Facebook – deren Livestream-Angebot soll möglichst schnell möglichst populär werden. So wurde bekannt, dass Facebook dem Internet-Portal „Buzzfeed“ mehrere Millionen Dollar gezahlt hat, damit dieses Facebook Live benutzt. In Deutschland hat Facebook eine solche Partnerschaft mit dem Springer-Verlag geschlossen. Das Medienhaus bekommt Geld von Facebook und präsentiert im Gegenzug auf den Facebook-Seiten von Bild, Welt und Co. ein breites Angebot an Livestreams.

In den Newsfeeds der User wiederum werden die Livestreams bevorzugt und besonders prominent angezeigt. Darüber hinaus sorgen Updates in den Facebook-Apps und Benachrichtigungen, wenn Freunde oder eine „gelikete“ Seite live gehen, dass derzeit kaum jemand an den Livestreams vorbeikommt. 

Facebook Live auf der MS Wissenschaft – erster Versuch

Inspiriert durch eine sehr erfolgreiche Echtzeit-Führung des Van Gogh Museums Amsterdam durch seine Ausstellung, haben wir uns entschieden, die Funktion auszuprobieren und eine Führung durch die MS Wissenschaft live zu streamen. 

Die Einrichtung ist einfach und schnell gemacht: Zuerst die Seitenmanager-App aufs IPad oder Smartphone laden, checken, ob die Internetverbindung vor Ort ausreicht, und los geht’s. (Erstes Learning: Nicht das Mikro mit der Hand verdecken!) Während des Streams werden neben dem Video sowohl die Anzahl der aktuellen Zuschauer, als auch deren Kommentare angezeigt, sodass man auf diese sofort reagieren kann. Obwohl wir im Vorfeld nicht viel Werbung gemacht haben und obwohl die halbstündige Übertragung an einem sommerlichen Samstagabend stattfand, konnten wir eine relativ hohe Aufmerksamkeit erreichen. Mindestens 20 Menschen haben stets zugeschaut und es wurde kräftig kommentiert, geliked und geteilt. Der Stream wird automatisch aufgezeichnet und ist nach Abschluss des Streams einfach als Video verfügbar:

 

Das Besondere und der große Vorteil von Facebook Live gegenüber den anderen Livestream-Angeboten ist, dass man sich als Zuschauer nirgendwo anmelden oder spezielle Apps herunterladen muss. Der Livestream erscheint im persönlichen Newsfeed wie ein normaler Post, ein Foto oder ein Video, und man teilt, kommentiert und liked den Stream, wie man es bereits gewohnt ist. Facebook Live ist somit ein sehr niederschwelliges Angebot und verspricht daher den größten Erfolg in der Breitenkommunikation.

Facebook Live in der Wissenschaftskommunikation?

Eine Institution oder Hochschule, die ohnehin auf Facebook aktiv ist, kann mit Facebook Live schnell und einfach mit ihren Followern interagieren und auf Kommentare oder Anregungen eingehen. Das macht den Dienst auch für die Wissenschaftskommunikation interessant. 

Allerdings gibt es – anders als bei Videos – keine Schnitte und keinen zweiten Versuch, weshalb es für Menschen, die nicht gewohnt sind vor der Kamera zu stehen, durchaus Überwindung kostet, sich live einem anonymen Publikum auszusetzen. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum es hauptsächlich Journalisten sind, die den Dienst im Bereich der Wissenschaft als Erste ausprobieren.

Das Wissenschafts-Fernsehmagazin Quarks & Co ist beispielsweise regelmäßig live auf Facebook – mit interaktiven Expertenrunden zu Themen der Sendung oder zuletzt mit einem Bericht aus dem Uhrwerk-Ozean-Zeppelin.

Ansonsten findet man im deutschsprachigen Raum bisher kaum Beispiele aus der Wissenschaftskommunikation. Dabei würden sicher viele sofort reinschalten, wenn sie in einen Wissenschaftler live in einem Labor zusehen und ihm dabei auch noch Fragen stellen könnten. 

Vor Fehlern, Patzern oder einer wackeligen Kamera sollte man keine Angst haben: Die User erwarten keine glatten Sendungen, sondern wollen einen Einblick in Hintergründe und Arbeitswelten bekommen und mit den Menschen hinter den Facebook-Seiten interagieren.


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