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Mit 14 Jahren hätte ich das nicht geschafft … Das Jugend präsentiert Finale 2017

21. September 2017

  • Erstellt von Marie von Essen
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Wer im Wettbewerb Jugend präsentiert gewinnen möchten, braucht Kreativität und Show-Talent: Pauline hat ihre Kleidung dem Thema ihres Vortrages angepasst - in Europa wird es kälter. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert Array

Wer im Wettbewerb Jugend präsentiert gewinnen möchten, braucht Kreativität und Show-Talent: Pauline hat ihre Kleidung dem Thema ihres Vortrages angepasst - in Europa wird es kälter. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Um Punkt 9:30 Uhr stehe ich am 17. September 2017 vor dem Kino International. Das alte DDR Kino ist ein imposantes Gebäude und meine Nervosität steigt etwas. Ich bin Marie und mache im Moment ein FSJ bei Wissenschaft im Dialog. Dies ist mein erstes Jugend präsentiert Finale. Um 11 Uhr geht’s los.

Die Eingangstüren vom Kino sind noch verschlossen. Gerade wird auch noch ein riesiges Banner aufgehängt, deshalb muss ich erst einmal den Hintereingang suchen. Als ich dann das erste Mal den Kinosaal betrete, stockt mir kurz der Atem. Hier müssen also in zwei Stunden die sechs Finalisten-Teams eine Präsentation halten? In diesem riesigen Saal? Da möchte ich echt nicht in deren Haut stecken.

Im Saal wird noch alles aufgebaut. Die Technik wird getestet und es werden große Pappboxen mit Klebeband zusammengeklebt und aufeinander gestapelt. 

Ganz großes Kino: Das Kino International in der Karl-Marx-Allee ist der heutige Schauplatz für das Jugend präsentiert Finale. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Ganz großes Kino: Das Kino International in der Karl-Marx-Allee ist der heutige Schauplatz für das Jugend präsentiert Finale. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Um ins Finale zu gelangen, müssen die Schüler zuerst ein Video einreichen, in dem sie eine Präsentation zu einem Thema ihrer Wahl halten. Die einzige Bedingung: Das Thema muss aber einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt haben. In der nächsten Runde halten die Schüler ihre Präsentation vor der Jury. Kommen sie auch hier weiter,  werden sie zu einer Präsentationsakademie eingeladen. Dort bereiten die Schüler für das Finale eine Präsentation zu einem bestimmten Thema vor. In diesem Jahr ist es „Bewegung“. Am Vortag des Finales gibt es eine Vorrunde mit ca. 90 Präsentationen. Daraus werden die besten sechs Gruppen ausgewählt, die ihre Vorträge dann nochmal in aller Öffentlichkeit halten müssen: Heute hier im Kino International.  Und ganz am Schluss gibt es drei Gewinnerteams und einen Publikumspreis.

Bevor das große Finale losgeht, habe ich die Möglichkeit mit ein paar der Finalisten zu sprechen. 

Das Thema der drei vierzehnjährigen Mädchen Sophie, Zoe und Maja vom Clara-Schuhmann-Gymnasium Lahr: „Warum kommt der Bumerang zurück?“. Auf die Frage, ob sie aufgeregt seien, antworten sie, dass es im Moment noch gehe, aber sie wissen, dass die Aufregung noch kommt. 

Alexander Speck ist ebenfalls vierzehn Jahre und sein Thema ist „Der perfekte Wurf“. Er kommt vom Willstätter-Gymnasium Nürnberg und ist durch das Basketballspielen mit seinem Bruder auf das Thema gekommen. Er beweist während seines Vortrages, dass es sich bei der Flugbahn eines Balles um eine Parabel handelt.  Er ist schon zum zweiten Mal dabei, jedoch hat er es letztes Jahr nicht in die Top 20 geschafft. Da er als erstes vortragen muss, ist der zusätzlich aufgeregt. 

Thema dieser drei Schülerinnen aus Lahr: „Warum kommt der Bumerang zurück?“ Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Thema dieser drei Schülerinnen aus Lahr: „Warum kommt der Bumerang zurück?“ Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Nach den Interviews gehe ich aus dem Saal raus in die Vorhalle. Ich bin beeindruckt, wie viele Schüler, Lehrer und Eltern schon auf den Einlass warten. Ich frage ein paar von ihnen, wo sie denn her kommen und die Antworten sind Orte aus ganz Deutschland wie zum Beispiel Elsenfeld, Nürnberg, Wuppertal, Berlin oder Lahr. Die meisten Schüler, die ich treffe, haben auch am Wettbewerb teilgenommen, sind aber in der Vorrunde ausgeschieden. Sie bilden die Publikumsjury und können im Verlaufe des Finales die Gewinner des Publikumspreises bestimmen. Es gibt einen Grapefruitsaft-Empfang und die Stimmung ist gelassen. Viele Schüler haben sich in kleinen Grüppchen auf den Boden gesetzt. Langsam wird es eng und ich muss mich durch die Schülermassen durchdrängeln. Um 11:15 Uhr strömen die Schülerinnen und Schüler in den Kinosaal, um die besten Plätze zu ergattern. Sie machen viele Fotos und Videos. Der große Saal ist bis auf ein paar Plätze fast vollständig belegt.

Zur Begrüßung beginnt die fünfköpfige Band Sunday Mayham zu spielen. Das Publikum ist spätestens jetzt wach, da die Band laute Rockmusik spielt. Die Musik ist glaube ich nicht jedermanns Sache und manche Schüler haben eher kritisch geguckt. Ich  fand sie aber ganz gut. Vor allem der Kontrast von der Musik und einer Schulveranstaltung war sehr witzig.  Anschließend begrüßt der Moderator Alexander Königsmann das Publikum und die Veranstaltung geht los.

Mit lauter Rockmusik bringt die Band Sunday Mayham Stimmung in den Saal. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Mit lauter Rockmusik bringt die Band Sunday Mayham Stimmung in den Saal. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Als kleine Einführung wird ein Video vom vergangenen Tag von der Vorentscheidung gezeigt, was die Siegerin von Jugend präsentiert 2015 moderiert. Einige Schülerinnen und Schüler freuen sich, wenn sie in dem Video zu sehen sind, manchen ist es auch peinlich, wenn sie zum Beispiel beim Essen gefilmt wurden.

Als nächstes sind die Siegerinnen von dem Vorjahr auf der Bühne. „Es ist was anderes, wenn man seine Präsentation vor so vielen Menschen hält, als vor seinem Teddybären zu Hause“, erklären Amelie und Ann-Kathrin. Trotzdem sei es eine einmalige Chance und man solle es einfach genießen. 

Danach stellt der Moderator kurz die Jury vor, dann beginnen die Präsentationen. Alexander fängt an mit „Dem perfekten Wurf“. Er meistert seinen Vortrag souverän. Sehr viel Mathe und Physik. Ich fühle mich in die Schule zurückversetzt, als man immer Kurvendiskussionen machen musste, jedoch hatte hier das Thema endlich mal einen realistischen Bezug zum Alltag. Das Fazit seiner Präsentation lautet: Der perfekte Wurf ist eine Parabel. Anschließend wird er von der Jury gelobt: „Das war nicht nur der perfekte Wurf, sondern auch eine beinahe perfekte Präsentation.“

Wie beeinflussen Meeresströmungen unser Klima? Darüber spricht Pauline. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Wie beeinflussen Meeresströmungen unser Klima? Darüber spricht Pauline. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Dann  betritt Pauline die Bühne. Sie berichtet über die Einflussnahme von Meeresströmungen auf unser Klima. „Es wird jetzt keine Kochshow, falls das jemand denkt“, sagt sie, während sie ihr Experiment über die verschiedenen Dichten von Wasser aufbaut. Mit solchen Sprüchen lockert sie ihren Vortrag auf und ihr Thema ist spannend und gut erklärt. Das Resultat ihrer Präsentation: Durch die Erderwärmung wird es in Europa tatsächlich kälter. Diesen Fakt hätte ich ihr am Anfang auf jeden Fall nicht geglaubt. Am Ende wird auch sie für ihre Präsentation von der Jury gelobt: „Du hast die Freunde am Thema in der Präsentation auf jeden Fall rübergebracht.“ Besonders gut an ihrem Vortrag finde ich, dass sie das Publikum am Ende dazu motiviert, etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Ich hatte danach wirklich ein schlechtes Gewissen, dass ich mit dem Auto zur U-Bahn gefahren bin.

Lee Sauer spricht über die Frage, wie sich der Gecko an einer glatten Oberfläche bewegen kann. Nämlich durch seine Nanohärchen, die Van-Der-Vaals-Kräfte und eine besondere Technik. Am Ende läuft dann aber nicht der Gecko sondern Lee an einer Wand hoch, zumindest im Video. Auch Lee wurde von der Jury gelobt. „Du hast uns begeistert!“ war nur eines der vielen Komplimente. 

 

Lee veranschaulicht die Wirkung der Nanohaare mit einem Handbesen. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Lee veranschaulicht die Wirkung der Nanohaare mit einem Handbesen. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Nun ist die jüngste der Finalisten an der Reihe. Sophia Salzer behandelt die Frage: „Wie gelangt das Wasser vom Boden in die Blätter?“. Während ihres Vortrages passiert meiner Meinung nach der lustigste Moment des Finales: Als der Schülerjuror Ben auf die Bühne gebeten wird, um ein Experiment auszuwerten, hat er kein Mikrophon. Also spricht er immer in Sophies Mikrophon, das direkt an ihrem Mund befestigt ist. Dies bringt das Publikum zum Lachen. Die Jury lobte ihren Auftritt mit den Worten: „Die Bühne, das ist voll dein Ding, das ist dein Element.“

Die Jury braucht sehr viel Zeit, um sich für die Gewinner zu entscheiden.  Ich könnte mich auch nicht leicht entscheiden, für mich waren alle Präsentationen auf einem ziemlich hohen Niveau.  Aber wenn ich es müsste, hätte ich zwei Favoriten. Lee hat seinen Vortrag meiner Meinung nach am besten vorgetragen. Er hat sich selbstbewusst und selbstsicher präsentiert. Vom Thema und Inhalt fand ich Paulines Vortrag am besten. Ich persönlich fand es auch sehr gut, dass ihr Vortrag eine Message hatte und dass es so ein wichtiges Thema ist. 

Juror Prof. Dr. Olaf Kramer vom Seminar für Allgemeine Rhetorik der Universität Tübingen bestätigt meinen Eindruck, als er wieder in den Saal kommt: „Die Entscheidung war verdammt, verdammt schwierig.“  

Der Publikumspreis geht an Lee Sauer. Das ist keine Überraschung, da die Abstimmung öffentlich war und er viele hohe Punktzahlen bekommen hat. 

Die beiden Gewinnerinnen von Jugend Präsentiert 2016 gratulieren ihrer Nachfolgerin Pauline. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Die beiden Gewinnerinnen von Jugend Präsentiert 2016 gratulieren ihrer Nachfolgerin Pauline. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Projektleiter Christian Kleinert zieht einen Zettel aus einem orangenen Briefumschlag und gratuliert Alexander zum dritten Platz. Nun entscheidet sich der Erste Platz zwischen Lee und Pauline. Kramer öffnet den nächsten Briefumschlag – Platz zwei geht an Lee. Pauline kann es kaum fassen und hält sich die Hände vor den Mund, während Lee noch gratuliert wird. Und dann wird Paulines Name für den ersten Platz verlesen. Freudestrahlend nimmt sie den Pokal für den ersten Platz und ihre Urkunde entgegen. Alle gratulieren ihr. Natürlich gratulieren sich auch alle Finalisten untereinander und es herrscht ein großes Gewusel auf der Bühne. Damit ist das Finale zu Ende und alle verlassen den Saal, um  sich auf die Häppchen zu stürzen. 

Stolz präsentieren sich alle Gewinner nach dem Finale mit ihren Urkunden und Pokalen. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert
Stolz präsentieren sich alle Gewinner nach dem Finale mit ihren Urkunden und Pokalen. Foto: Gerhard Kopatz für Jugend präsentiert

Unglaublich, was die Schüler in dem Alter schon für ein Präsentationstalent besitzen und was sie für technische Fähigkeiten haben. Ich bin jetzt übrigens 18 und hätte das mit 14 Jahren nicht geschafft. Ich hätte  weder das wissenschaftliche Wissen abrufen können, noch die Fähigkeit des sensationellen Präsentierens inne gehabt. Beim nächsten Jugend Präsentiert Finale bin ich auf jeden Fall wieder dabei. 


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