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Nachgefragt – bei Inga Marie Ramcke

31. März 2017

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Inga Marie Ramcke (Foto: Annette Schrader)

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen und 17 Antworten – mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der neunzehnten Ausgabe sprechen wir mit Inga Marie Ramcke, Kinderbuchautorin und Doktorandin aus Hamburg. Sie beschäftigt sie sich mit dem Thema Bildung für nachhaltige Entwicklung und mit neuen Formen der interdisziplinären Wissensvermittlung. 

Eine gute Kommunikatorin braucht …?

Meine Hauptzielgruppe sind Kinder. Und die sind etwas anders als Erwachsene. Für mich bedeutet es, dass ich ganz viel Sensibilität brauche. Und Humor. Ganz viel Humor. Dann macht Kommunikation besonders viel Spaß und ein Missverständnis kann zum Nährboden für neue Ideen werden.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation aktiv zu werden?

Der Spaß und die Neugier mich mit neuen Themen beschäftigen zu können und ständig die Perspektiven wechseln zu dürfen. So ist das ganz besonders, wenn man aus der Tierperspektive schreibt. Und irgendwie bin ich durch die Science Slams dort reingeschliddert. Wenn man einmal anfängt, hört es sich so schwer auf.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Lesen + Schreiben + Menschen treffen, um alles zu verstehen, was ich da aus neuer Perspektive aufschreibe.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikatorin?

Strahlende, entspannte Gesichter im Publikum, wenn meine Kommunikations-Helfer, die Handpuppen, auftauchen. Und ja: das ist auch bei „Erwachsenen“ so. Ein bisschen Spaß kann nie schaden.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ich bin beim Schlusssatz mal von einer Science Slam Bühne gefallen. Mit hoch erhobene Arm. Es war ein denkwürdiger Abgang ...

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten? 

Meine Übersprungs-Ideen, wenn ich ungewöhnliche Verknüpfungen feststelle. Dann ist mein Arbeitsspeicher im Gehirn manchmal kurzfristig überlastet und ich werde ungeduldig mit mir selbst. Ein Teufelskreis ...

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Puh, eine echt schwere Frage. Ich tendiere zu inspirierenden Menschen, die Dinge selbst in die Hand nehmen und etwas bewegen, wie z.B. die Musikerin Amanda Palmer. Oder Jane Goodall.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Naturwissenschaften im Allgemeinen und insbesondere Biologie und Physik.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Alles, wo mir mein Gewissen sagt, dass es nicht um eine gute Sache geht.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Mehr wissenschaftsbasierte und humorvolle Kinderbücher aus Tierperspektive im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung. Das bringt Unmengen an Spaß und zeigt die ganzen Verbindungen auf, an die man im ersten Moment teilweise gar nicht so denkt. Aktuell bin ich beim Klassiker „Tiere und Bauen“ angelangt und erfinde DIY-Anleitungen für Biber, Hummel und Co., basierend auf den aktuellen Erkenntnissen der Forschung zu deren Bautätigkeiten. Das dauert etwas, um alle Infos zu verstehen und mit entsprechenden Forschern sprechen zu können. Sehr spannend ist z.B. die chaotische Bauweise der Hummel und deren Baumaterial-Produktion: Wachsplättchen schwitzen. Und deren Pollen-Höschen sind auch sehr chic. Traumhaft wäre es außerdem, wenn ich es mit den Büchern bis in die Schul-Literatur schaffen würde. BNE (Bildung für nachhaltige Entwicklung) auf humorvoll und um die Ecke gedacht... Ich arbeite daran.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Als Beraterin und Multiplikatorin für empathische Kinderbildung, das kommt dann nach der Wissenschaftskommunikation. Oder als Kolumnistin mit einer eigenen Kolumne über die tierische Sicht der Dinge. Das wäre ganz großartig.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …?

... international gut vernetzt und wird bestimmt von motivierten Menschen, die einander unterstützen und zusammenarbeiten. So lautet mein Wunsch. An alles, was noch nicht klappt, denke ich einfach mal nicht. Bis 2030 ist genug Zeit, um einiges zu schaffen.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Die Frage ist riesig! Wie soll ich das beantworten? Ich persönlich freue mich z.B. über die Erfindung des Internets, weil ich darüber ganz einfach mit Leuten aus aller Welt sprechen und Dinge verstehen kann. Und außerdem über den Backofen, weil er mir alles mit Käse-Überbackene schenkt. Ich mag es pragmatisch, wie Sie lesen.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Ich dachte, das wir schon viel früher bei innovativen Verkehrsmitteln angekommen sein würden und habe mir damals auf dem Schulweg mit dem Fahrrad immer Förderbänder vorgestellt, auf die die Menschen draufhüpfen, um standardisierte Strecken schnell zurücklegen zu können. Aber natürlich alles viel besser, schneller und straßentauglicher ausgebaut als Laufbänder auf dem Flughafen. Und eine Beam-Maschine. Ich glaube, die Wissenschaft arbeitet daran...

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Spazierengehen, Meditieren, Schlafen. Und mit inspirierenden Menschen sprechen. 

Kollegen helfe ich gerne bei …?

... den Dingen, die mich selbst auch neugierig machen, und diskutiere, wie man Sachverhalte witzig erklären kann. Ich stehe gerne Rede und Antwort zu allem, was mit Humor und Bildung zu tun hat. Und natürlich bei Einschätzungsfragen von Situationen oder Texten, wo es zwischenmenschlich mal haken kann.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm gerne stellen?

Julia Schnetzer, meine wunderbare Kollegin aus Bremen, die ein unglaublich witziger und kluger Wirbelwind im Bereich Meere und Ozeane ist. Meine Frage ist: Wie schaffst du das bloß alles immer? Außerdem gibt es wunderbare PodCaster, die unheimlich engagiert Informationen zusammentragen, wie z.B. Iris Wessolowski und die Jungs von Methodisch Inkorrekt (Reinhard Remfort und Nikolas Wöhrl). Das hört sich nach Spaß an, sodass meine Frage lauten würde: Wie genau kamt ihr auf eure Idee? 

Inga Marie Ramcke

Aus tierischer Perspektive ist alles anders, findet Inga Marie Ramcke und verknüpft in ihrer freiberuflichen Arbeit Humor und Bildung mit dem spielerischen Perspektivwechsel. Um die Wissenschaftsliteratur für Kinder in neue Fahrwasser zu bringen, gehen bei ihr Tiere auf Reisen und geben Tipps zu Unterkünften, Verpflegung und Sightseeing. Ihr Buch „Reiseführer für Tiere“ beschäftigt sich ebenso wie ihre Promotion mit dem Thema Bildung für Nachhaltige Entwicklung und mit neuen Formen der interdisziplinären Wissensvermittlung. Am liebsten tritt sie dabei mit ihren Handpuppen-Kollegen auf, die auch Bestandteil ihrer interdisziplinären Doktorarbeit sind.

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