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Tag 3: Wissenschaftskommunikation - Es geht voran, aber ins Ungewisse

10. Dezember 2014

  • Erstellt von Philipp Schrögel
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  • A Wissenschaftskommunikation
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Am letzten Tag ging es um die Wurst: die Wissenschaft und das Geld. Die Session "Science of Science Communication" hat Elisabeth Hoffmann hier beschrieben. Als kleine Ergänzung für alle Interessierten: Dietram Scheufele hat seine Folien online gestellt. Die zweite Session, an der ich teilgenommen habe - "Wer fördert Wissenschaftskommunikation?" erörterte die unterschiedlichen Finanzierungsoptionen. Klar wurde dabei: es gibt für viele Töpfe einen Deckel, aber noch nicht für alle. Gerade für neue Rollen und Ansätze kann es schwierig werden. Aber zumindest ist der Bedarf erkannt.

In der Abschlussrunde zogen Elisabeth Hoffmann und Dietram Scheufele eine kleine Bilanz des Forums. Elisabeth Hoffmann berichtete kurz aus dem Design Thinking Workshop am Montag.  Nun ist es so, dass ein Bericht aus einem komplett auf das praktische und haptische Erleben und Gestalten ausgerichteten Workshop (Stichwort: Wissenschaftskommunikation mit Knetmasse) wenig vom Original wiedergibt. Aber die Begeisterung von Elisabeth sprach für sich. Es zeigt sich ja auch auf dem Forum selbst, dass gut gemachte interaktive Formate und kreative Methoden den Teilnehmenden mehr vermitteln als reine Vorträge. Die gehören zwar sicherlich zum Kernrepertoire einer Konferenz, aber ich freue mich dass der Programmbeirat und die Organisatoren/innen von Wissenschaft im Dialog sehr offen für Neues sind. Dazu möchte ich an dieser Stelle ausdrücklich weiter ermuntern!

Dietram Scheufele fasste die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen, Umwälzungen und Herausforderungen in der Wissenschaftskommunikation sowie in der Wissenschaft generell in einer kleinen Metapher zusammen (-> Storytelling!):
 
Es ändert sich gerade sehr viel und schnell in der der Wissenschafts(kommunikations)-Landschaft. Das spannende ist, dass noch nicht klar wo es hingeht. Es ist, als ob wir mit 150 km/h die Autobahn entlang fahren. Wir wissen aber noch nicht wo hin, ob wir noch ein Auto haben wenn wir ankommen, ob das Auto noch ein Lenkrad hat wenn wir ankommen oder ob wir überhaupt ankommen. Das ist wahnsinnig spannend. Dann muss man immer wieder schauen wo man ist und zum Nachsteuern ins Lenkrad greifen.

Als letzter Programmpunkt stand die Staffelübergabe für den Vorsitz des Lenkungsausschusses von Wissenschaft im Dialog an. Der bisherige Vorsitzende, Herr Professor Dr. Gerold Wefer war leider krankheitsbeding verhindert. Aber auch an dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön für seine Arbeit in den vergangenen Jahren.

Die Neue an der Spitze ist Frau Professorin Dr. Antje Boetius. Aus der Perspektive der Wissenschaftlerin, die relativ neu in die Community der Wissenschaftskommunikatoren/innen gekommen ist, brachte sie einige erfrischende Punkte in Ihrer kurzen Rede, beginnend mit einer ironisch zugespitzten Beobachtung aus den Sessions und Diskussionen beim Forum: "Das ist alles ganz toll, wir als Wissenschaftler müssen uns um nichts kümmern. Wir werden von Ihnen als Kommunikatoren gewaschen, angezogen, bekommen das Sprechen beigebracht, und kriegen als Strafe einen Klaps auf den Hinterkopf wenn wir nicht richtig kommunizieren."

Und daran ist einiges wahr: Natürlich sind Wissenschaftskommunikatoren/innen die Experten/innen für Kommunikation, die den Forschenden darin viel voraus haben. Aber dennoch ist die Wissenschaft der eigentliche Kommunikationsinhalt, und die Grenze zwischen professioneller Arbeitsteilung und überheblicher Bevormundung sollte nicht überschritten werden. Genauso wenig wie es das Problem der Öffentlichkeit ist, "wenn sie halt nicht verstehen was richtig ist [bei wissenschaftlichen Fakten]", ist es das Problem der Wissenschaftler/innen, "wenn sie halt einfach nicht verstehen was richtig ist [beim Kommunikationsverhalten]". Die Wissenschaftskommunikatoren/innen sind hier gefordert: sie müssen aktivieren, motivieren, überzeugen, helfen und vielleicht ein wenig in die richtige Richtung schubsen. Aber eben nicht zwingen (und auch nicht waschen und anziehen).

Auch zur viel behandelten Definitionsfrage brachte Frau Prof. Boetius eine gute Anmerkung mit "Vereinfachend gesagt ist Kommunikation für mich klar definiert nach den klassischen Modellen wie z.B. Sender - Medium - Empfänger. Aber die Frage ist, was ist eigentlich Wissenschaft? Für mich ist dies die Suche nach der Wahrheit mich nachvollziehbaren, systematischen Methoden. Daraus ergeben sich neue Verwischungen. Man muss kein Wissenschaftler/in sein um diese Definition zu erfüllen. Ein Beispiel dafür sind Citizen Science Projekte aber auch interdisziplinäre Kollaborationen mit unterschiedlichen Auffasungen von Systematik und Methode. Und nicht zu vergessen: Wissenschaftler sind auch Menschen. Sie haben auch Meinungen und Werte und können sich auch einmal irren."

Zum Abschluss wagte auch Sie einen kurzen Blick in die Zukunft: "Es sollte nicht alles starr in Segmente aufgeteilt werden. Man darf nicht den Dialog versperren und muss Freiraum gewähren. Es muss mehr Experimente geben, neue Formen und Methoden. Ebenso ein kritisches Hinterfragen der eigenen Ansichten und der Fokussierungen: Müssen alle Älteren Twittern? Was ist mit nicht-deutschsprachigen Menschen als Adressaten und Mitgestaltern von Wissenschaftskommunikation? Da fallen mir noch viele Ideen und Formate ein."

Ich finde, das klingt vielversprechend. Der weitere Weg der Wissenschaftskommunikation mag zwar ungewiss sein, so wie Dietram Scheufele es beschrieben hat. Aber wenn man ihn aufmerksam beschreitet, nach links und rechts schaut und auch einmal neue Pfade betritt wird es eine interessante und lohnenswerte Reise.


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