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When science freezes over ...

16. Februar 2016

  • Erstellt von Markus Weißkopf
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  • A Wissenschaftskommunikation
Das AAAS Meeting fand in Washington statt. Bei gefühlten -20 Grad. (Foto: Reed Wiedower, flickr.com/photos/rwiedower) Array

Das AAAS Meeting fand dieses Jahr in Washington statt. Bei gefühlten -20 Grad. (Foto: Reed Wiedower, flickr.com/photos/rwiedower)

… wäre sicher ein gutes Motto für dieses AAAS Annual Meeting gewesen. Als sich Wissenschaftler, Journalisten und Kommunikatoren vom 11. bis zum 15. Februar in Washington trafen, fielen die Temperaturen draußen auf gefühlte -20 Grad. Glücklicherweise gab es in den Räumen des Marriott Wardman Hotels gute Unterhaltung. Die folgenden Zeilen bieten einen kleinen Einblick in das Programm aus Perspektive der Wissenschaftskommunikation.

Miles from Tomorrowland – so heißt eine Disney Junior-Serie für Kinder, die von einer Familie und ihren Abenteuern in ihrem Raumschiff handelt. Und: Es ist einiges an Wissenschaft drin. Doch wie entsteht eine Kinder-Fernsehserie mit wissenschaftlichen Inhalten? Antwort: Ein „Space Architect“ und zwei Wissenschaftler von der NASA sind als Berater mit im Team. Auf der AAAS berichten sie gemeinsam mit dem Autor und dem Produzenten was geht und was nicht. Für die Wissenschaftler ist klar: „Es geht zunächst um die Story und um die Show. Wir versuchen dann ein paar Happen Wissenschaft reinzubringen und hoffen, dass wir damit was verändern“. Alles kann dann auch nicht ganz korrekt dargestellt werden: Sound zum Beispiel muss schon sein, auch wenn es den im Weltall eigentlich nicht geben kann. Aber im Großen und Ganzen hält Autor Sascha Paladino fest: „We tried to get the science right.“

In der nächsten Session geht es um Kommunikation von Wissenschaft im Wesentlichen im Vergleich zwischen Japan, Korea und Europa. Den Weg von Public Understanding hin zu Public Engagement scheinen inzwischen alle gefunden zu haben – zumindest auf den Folien. Makerszene, Hack Days und Bürgerbeteiligung hier wie dort. Spannend natürlich auch, wie nach Erdbeben und nuklearem Gau sich in Japan plötzlich Vieles in Bewegung setzt, um verloren gegangenes Vertrauen wieder zurück zu gewinnen. Als Mixed Bag erscheint dagegen der Blick auf die europäische Wissenschaftskommunikation. Immerhin mittlerweile zusammengehalten durch das Konzept des Responsible Research and Innovation, das aber auch noch einen langen Weg vor sich hat, bevor es in den wissenschaftliche Institutionen der Nationalstaaten angekommen ist – auch WiD findet in der Präsentation von Peter Tindemans, Generalsekretär von EuroScience, eine positive Erwähnung. Zum Schluss geht er noch auf ein interessantes Experiment in den Niederlanden ein. Dort wurden bei der Erstellung der National Science Agenda die Bürger eingeladen, Forschungsfragen einzusenden. Eine wissenschaftliche Jury hat diese letztlich auf 140 Cluster eingedampft. Der Prozess dauert noch an und wir sind auf die Ergebnisse gespannt. Schön wäre natürlich, diesen Ansatz mit dem „Reden Sie mit“-Projekt der österreichischen Ludwig Boltzmann Gesellschaft zu vergleichen …

Am Sonntag folgt dann mein persönliches Highlight – auch wenn die Geschichte eher zwischen traurig und wütend schwankt. Sam Wasser berichtet von seinem Einsatz für Wald- und Savannenelefanten in Afrika. Diese werden durch die überbordende Wilderei und den Elfenbeinhandel immer mehr bedroht. Seine Schätzung geht von ca. 50.000 getöteten Elefanten aus – pro Jahr! Bei noch ca. 450.000 lebenden Elefanten wird die Notwendigkeit raschen Handelns schnell deutlich. Wasser und sein Team helfen auf ihre Weise: Sie untersuchen bei Schmugglern festgestellte Stoßzähne per DNA-Analyse auf ihre Herkunft. So können sie sehen, in welchen Gebieten Elefanten getötet wurden – und manchmal auch auf welche Art und Weise, wenn sich z.B. Einschüsse von oben feststellen lassen, die auf einen Maschinengewehrbeschuss aus einem Hubschrauber hindeuten. Durch ihre Arbeit lässt sich feststellen, wie die Wilderer und Schmuggler sich bewegen, an welchen Stellen das Elfenbein außer Landes gebracht wird und welche Strukturen hinter diesem organisierten Verbrechen stecken. Immerhin, in einem der Hot Spots der Wilderei, in Tansania, hat der neue Präsident versprochen, sich dem Kampf gegen dieses Verbrechen zu widmen.

Zum Abschluss am Sonntagnachmittag sprach noch Jad Abumrad vom Radiolab. Er schafft es in seiner Sendung Wissenschaft, Philosophie und Musik so zu vermischen, dass daraus eine populäre Show wird. In seinem einstündigen Talk vermittelt er dem Publikum, wie er die verschiedenen „Linguistic Islands“ verbinden möchte. Er als Science Communicator sei „Island Hopper“ und versucht für sein Publikum Analogien zu schaffen und zu übersetzen. Nur: Wie populär darf man werden, bevor es dümmlich wird? Dürfen Gene kichern und herumhüpfen, um klarzumachen, was genau passiert, wenn ein Wurm nun nicht mehr so schnell altert wie zuvor?

Also ein unterhaltsamer und kurzweiliger Talk zum Abschluss, bevor es durch das kalte Washington wieder zurück zum Flughafen geht.


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