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Nachgefragt – bei Kristin Oswald

15. August 2016

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Kristin Oswald, Foto: privat

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen und 17 Antworten – mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der fünfzehnten Ausgabe sprechen wir mit Kristin Oswald, die sich auf ihrem Blog unter anderem mit der Kommunikation von Altertums- und Geisteswissenschaften auseinandersetzt. Hauptberuflich leitet sie die Online-Redaktion von Kulturmanagement Network.  

Nachgefragt – Kristin Oswald

Eine gute Kommunikatorin …?

... muss eine Vermittlerin zwischen verschiedenen Perspektiven sein, neugierig, manchmal ein stilles Wasser und manchmal ein Schnatterinchen.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation aktiv zu werden?

Ich konnte lange nicht verstehen, warum so viele Menschen Geschichte langweilig finden. Im Studium ist mir klar geworden, dass ein Grund dafür ist, dass viele Wissenschaftler es nicht wichtig finden, ihre Leidenschaft, ihre Erkenntnisse und die Bedeutung ihres Faches an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Das fand ich schade, denn es gibt immer mehr spannende Formate und Möglichkeiten dafür. Deshalb sehe ich mich auch nicht nur als Wissenschaftskommunikatorin, sondern auch als Vermittlerin zwischen den Interessen all derjenigen, die für das Verhältnis von (Geistes)Wissenschaft und Öffentlichkeit eine Rolle spielen: Wissenschaftler, Forschungseinrichtungen, Museen, Bürger, Journalisten oder auch die Politik.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Organisieren, geistesblitzieren, fabulieren.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikatorin?

Der Tag, an dem mir das British Museum auf Twitter folgte. :)

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Ich hätte einige zur Auswahl: Nachrichten an die falschen Leute schicken, einen Website-Relaunch ankündigen, den es dann noch nicht gibt, oder jemanden nicht wiedererkennen, bei dem man kurz zuvor ein Vorstellungsgespräch hatte.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten? 

Dass ich zu Überschwänglichkeit neige, ins Positive wie ins Negative.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Einer Historikerin kann man unmöglich so eine Frage stellen. – Wenn meine Freunde das für mich entscheiden müssten, wäre es wahrscheinlich Kaiser Augustus, und ich würde vor Aufregung keinen Bissen runter bekommen. 

Ihre Lieblingswissenschaft?

Ich komme aus den Altertumswissenschaften und dafür schlägt mein Herz. Meine zweitliebsten Wissenschaften ändern sich alle paar Jahre. Religionswissenschaft, Soziologie, Kommunikationswissenschaft und gerade finde ich Management-Forschung sehr spannend.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Chemie zum Beispiel, dafür fehlt mir völlig das Verständnis. Oder etwas, mit dem ich persönlich moralische Schwierigkeiten habe, wie Waffenforschung. Wenn ich länger darüber nachdenke, läuft es wahrscheinlich auf Sportwissenschaft hinaus. Da fehlt es mir sowohl an Begeisterung als auch an Begabung. Nur im Eimerwerfen und Schubkarrenwettfahren auf Ausgrabungen war ich nicht so schlecht.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Seriöse Antwort: ein interdisziplinäres Projekt zur Anwendbarkeit der Altertumsforschung, an dem auch völlig andere Disziplinen beteiligt sind, zum Beispiel Ingenieurswissenschaften, und bei dem ich meine Kommunikationsideen in verschiedensten Formaten frei ausprobieren kann

Tagtraum-Antwort einer Historikerin: Eine Zeitmaschine!

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Ideenmanagement oder Intrapreneurship würde mich reizen.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …?

... 3D! Die Menschen können von zuhause Wissenschaftlern im Labor über die Schulter schauen, auf Ausgrabungen oder bei Feldversuchen dabei sein oder mit Archäologen das versunkene Alexandria wieder entdecken.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Immer diese Entscheidungsfragen! Für eine fundierte Antwort müsste ich erst über Kontexte und Wirkungen nachdenken. Spontan würde ich sagen: die Schrift (obwohl das eher eine Errungenschaft der Wirtschaftsgeschichte ist) und natürlich das Internet. Das hat jetzt schon die Welt verändert.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Eigentlich habe ich als Kind eher von fernen Vergangenheiten geträumt. :)

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Mit einem kleinen Mecker- und einem großen Serienmarathon.

Kollegen helfe ich gerne bei …?

... helfe ich, wo ich kann. Am liebsten dabei, zu brainstormen, Luftschlösser zu bauen und dann aus anderen Perspektiven auf Dinge zu schauen.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm gerne stellen?

Neil MacGregor. Und ich würde ihn fragen, ob er mich adoptieren will. Natürlich rein beruflich. :)

Kristin Oswald

… hat Alte Geschichte, Klassische Archäologie und Ur- und Frühgeschichte studiert und begann sich bald auch für die Beziehung zwischen Öffentlichkeit und Geisteswissenschaften zu interessieren. Sie leitet die Online-Redaktion von Kulturmanagement Network und beschäftigt sich dort und auf ihrem Blog mit der Kommunikation von Methoden und Erkenntnissen aus Museen, Kulturforschung, Archäologie und Geschichte . 

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