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About yesterday night… instead of in a Gin Tonic, it ended up on a cheese sandwich

11. Dezember 2019

  • Erstellt von Annie Voigt und Marie Niederleithinger
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  • B Wissenschaft im Dialog
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Foto: Julia Uraji

Wissenschaft und Kunst: Erst die Theorie…

Ein Raum voller Wissenschaftskommunikatorinnen und –kommunikatoren. Ich (Annie) bin baff. Ich werfe einige verstohlene Blicke um mich herum: Zum ersten Mal bin ich nicht die einzige Tippende, Schreibende, Zeichnende, Skizzierende im Publikum. Es kommt mir vor, als ob jede um mich herum gerade auf ihrem Handy das Event live mitzeichnet. Na, zumindest bis auf die, die so müde aussehen, wie ich mich fühle.

Wissenschaft und Kunst. Wie passt das zusammen? Ich habe noch nicht mal die Memo-Funktion meines Handys geöffnet, da fängt Michael John Gorman schon an zu reden. Er zeigt ein Zitat: „Menschen hassen Physik, und Menschen hassen Ballett; [Mit der Kombination der beiden] haben sie den Menschen nur geholfen, beide effizienter zu hassen.“ Es ist eine Kritik an einem Ballett über Einsteins Leben. Gorman schüttelt seinen Kopf und lacht. „Die Sache ist die: Wenn ihr einen Künstler einladet, um Wissenschaft zu kommunizieren, müsst ihr damit rechnen, enttäuscht zu werden.“ Aber wenn man auf der Suche nach der Zukunft wäre, wären Künstler exakt die, die man rufen solle.

Gorman zeigte uns ein paar der verrücktesten Wissenschaft/Kunst-Mash-Ups der vergangenen Jahre: CellF – ein in-vitro neuraler Synthesizer, basierend auf den Gehirnzellen des Künstlers selbst; der Versuch von Charlotte Jarvis, aus Hautzellen weibliches Sperma zu generieren; Fleisch aus dem Labor – jetzt schon altbekannt, aber in 2013 war es das gerade das neuste Ergebnis eines Wissenschaftskunstprojekts aus Frankreich – und das Laborsteak war natürlich Froschzellen-basiert. Es war ja immerhin ein französisches Projekt.

Es stecke ein unfassbares Potential darin, Wissenschaft und Kunst zusammenzubringen. „Aber ist das nicht noch elitärer als Wissenschaft und Kunst sowieso schon sind?“ fragt ein Zuhörer. Ein guter Punkt; darum geht es allerdings nicht in diesem Vortrag – es geht um das Entwicklungspotential, wenn zwei Ökosysteme aufeinander treffen. An dieser Schnittstelle herrscht der „Edge-Effekt“, ein Begriff aus der Ökologie. Der Edge-Effekt erzeugt die größte Diversität. Die vielfältigsten Lebensformen können genau dort entstehen, wo zwei Dinge, die eigentlich nicht zueinander passen, zusammenkommen.

Die zwei Disziplinen Wissenschaft und Kunst zusammenzubringen, hält mehr Schaffenskraft für die Zukunft, als Forschende und Kunstschaffende es allein erreichen könnten.

Denn es scheint: Man braucht Zwei, um ein labor-gezogenes Frosch-Steak zu kreieren.

… dann die Praxis.

Wir selbst merken das in unserem Workshop „Come for the Comics, Stay for the Science.“ Comics mit Katzen, Aliens, und Labormäusen stapeln sich nach dem Workshop in meinem Rucksack. Der Workshop war übrigens geil. Die Moderation war umwerfend. Hätte man nicht besser machen können. Wer hat den Workshop überhaupt geleitet?

Ach, das waren ja Marie, Julia und ich. Glücklicherweise ist das doch alles Objective News hier in diesem Blog. Ich gebe mal kurz an meine objektivere Hälfte ab:

Für Julia und mich (Marie), war der Workshop sogar der erste eigene. Das war spaßig! Obschon die Bedingungen „letzter Slot am Anreisetag“ lauteten, konnten wir beobachten, wie sich die Lust am verspielten Experimentieren im vollbesetzten Raum breitgemacht hat. Die Erlebnisse von Labormaus, Alien und Co. waren zum Beispiel in den Instagramstories von @nawik.de, @franziskawschwarz, @sissylorenz zu sehen.

Zunächst haben unsere vier Gruppen ihren Comic-Charakter entwickelt. Anfängliche Zurückhaltung zerfloss langsam in angeregtes Brainstorming. Den Charakter haben wir dann in einem aus der Kindheit vertrauten Spiel ein erstes Abenteuer erleben lassen: Zeichnen, umknicken und weiterreichen, die Szene der Sitznachbarin oder des Sitznachbarn weiterdenken, umknicken – und so weiter. Wir haben uns am allgemeinen Kichern erfreut, als unsere Teilnehmenden die Zettel auffalten durften. Schön, dass diese Komponente gut ankam (danke nochmal nach Wien für die Spitzenidee, @MissbachB). Was unseren digitalen Teil angeht, halten wir fest: Während die einen stets neugierig darauf sind, Apps auszuprobieren, ist anderen der Wechsel nach einem bereits interaktiven analogen Teil zu viel.

Da auch die Frage nach dem monetären Nutzen eines eigenen Comics aufkam: Für Forschende mit künstlerischer Ader scheint es nicht schlecht auszusehen, künftig für Stellen an der Kunst-Wissenschafts-Schnittstelle angeheuert zu werden. Comics im Speziellen eignen sich zum Beispiel, um einen Zugang zu andernfalls schwer verdaubaren Forschungsthemen zu schaffen. Danke für diesen Beitrag einer Teilnehmerin!

Come for the comics, stay for the science – Workshop auf dem #fwk19. Foto: Julia Uraji
Come for the comics, stay for the science – Workshop auf dem #fwk19. Foto: Julia Uraji

Aufmerksamkeit ungleich Relevanz

Sie „kommen so oder so” – die neuen Metrics und Rankings, die den wissenschaftlichen Impact komplementieren sollen. Bei der „Unermesslich”-Session betonte Benedikt Fecher, dass es jetzt an der Zeit sei, diese so vernünftig wie möglich zu gestalten. Ich freue mich darauf, dass es durch sie künftig weniger Rechtfertigungen; weniger Doppellebens bedürfen wird, wenn wir nebst Forschung an anderen „Impacts” arbeiten möchten. Andererseits wird dann auch die Kommunikation vom Wettbewerb durchdrungen – und dadurch verändert.

Ein natürliches Phänomen zu messen, kann die Ergebnisse ändern – das haben wir vom Welle-Teilchen-Dualismus gelernt. Das würde auch mit der Kommunikation passieren – davon bin ich überzeugt. Auf meine darauf bezogene Frage erwiderte Max Voegler, Forschende seien das Bemessen-Werden gewohnt und spürten dies nicht tagtäglich. Damit bin ich nicht d’accord: Schon der Scientific Impact sitzt uns im Nacken. Umso besser kamen die darauffolgenden Worte von Ricarda Ziegler bei mir an: Welche Ebene wollen wir mit den Parametern bemessen? Wenden wir sie doch eher auf das Forschungsteam an, als auf das Individuum! Das hätte wahrscheinlich Konsequenzen: und zwar, dass die Jobbeschreibungen innerhalb der Arbeitsgruppen diverser würden; dass Menschen mit vielfältigeren Vorerfahrungen gefragt wären.

Der Abend endete mit einer Gurke am Kühlschrank. Mit diesen Worten: zurück an die Redaktion.

 

Gastbeiträge spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Redaktion wider.


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