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Do it yourself - Biobasierte Mode von Zuhause aus

10. Juli 2020

  • Erstellt von Janne Steenbeck
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Beim Online-Hackathon von Hack Your Fashion entwickelten die Teilnehmenden Lösungsansätze für eine nachhaltige Mode.

Nicht nur Mobilität, sondern auch die Bekleidungswirtschaft hat einen enormen Einfluss auf unsere Umwelt und das Klima. Wir fragen uns: Geht Mode auch nachhaltiger? Und wie können wir alle die Modewelt von morgen aktiv mitgestalten? Gemeinsam mit der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW Berlin) hat das Projekt Hack Your Fashion von Wissenschaft im Dialog Modebegeisterte, kreative Köpfe und Branchenexpert*innen zu einem Online-Hackathon versammelt, um Lösungsansätze für eine nachhaltige Mode zu entwickeln. Statt wie geplant in Hochschulen und Maker Spaces einzuladen, verlagerten wir den Arbeitsplatz Corona-bedingt in die privaten Wohnzimmer oder Küchen der knapp 100 Teilnehmenden. Von dort aus haben sie zwei Wochen lang getüftelt, gehackt, ihr Wissen geteilt und sich gegenseitig inspiriert.

Ein umfassendes Online-Programm begleitete den Hackathon: Junge Forschende der HTW Berlin gaben Inputs zu biobasierten Materialien wie veganem Leder und zu Verfahren aus der Bioökonomie wie dem 3D-Druck von Textilien aus Milchsäure.Eine Designerin leitete einen Zero-Waste-Workshop. Die online abrufbaren Inhalte wurden umrahmt von mehreren gemeinsamen Videokonferenzen, bei denen sich die Teilnehmenden aus ganz Deutschland kennenlernen, austauschen und Ideen präsentieren konnten. Bereits zu Beginn zeigte sich, wie breit die Zielgruppe des Hackathons t war: Dabei waren beispielsweise gelernte Schneider*innen, eine hauptberuflich in EU-Projekten zu Nachhaltigkeit arbeitende Hobbynäherin, ein Kostümbildner, mehrere Textiltechniker*innen und eine Diplomgeographin mit dem Schwerpunkt Klimatologie. Bei so verschiedenen Hintergründen ging es bereits bei der Auftaktveranstaltung kontrovers zu: Komplettverzicht auf neue Kleidung ist für manche eine vorstellbare Lösung, für andere wiederum nicht – dass der Verbrauch aber reduziert werden muss, darüber sind sich alle einig. Einige lehnen die Produktion von Kleidung in Ländern wie Bangladesh gänzlich ab, andere sehen hier eine Chance für die dort arbeitenden Bevölkerung, sofern für gerechte Produktionsbedingungen gesorgt werden kann. Viele Fragen treiben die Teilnehmenden gleichermaßen um: Wieso brauchen wir Trends, und wer setzt sie? Wie viel Kleidung muss tatsächlich produziert werden? Ist nachhaltige Mode für normale Bürger*innen überhaupt bezahlbar? Und gibt es verlässliche Zahlen zum aktuellen Modekonsum?

Die Teilnehmenden erhielten ein Toolkit mit Näh-Grundausstattung, biobasierten Farbstoffen wie Kurkuma oder veganen Lederalternativen aus Kork.

Einzelne Frage- und Problemstellungen diskutierten die Teilnehmenden außerhalb der Videokonferenzen über Slack. Die Themenvielfalt war groß: Von Wert(schätzung) von Kleidung über biobasierte Stoffe und Zero Waste bis hin zu Transparenz in der Wertschöpfungskette und Bildungsarbeit. Es wurde rege diskutiert, gefragt und geteilt. Dadurch Initiierten wurden dadurch gemeinsame Projekte wie eine Open-Source-Liste von Bildungsprojekten, eine Initiativenlandkarte oder ein Upcycling-Projekt, um nicht mehr verwendeten Kleidungsstücken mit kreativen Tricks neues Leben einzuhauchen. Ein anderer Thread sammelteFragen an die Wissenschaft, und in der virtuellen Teeküche gab es Zeit für persönlichen Austausch. Ein besonderes Anliegen war vielen Teilnehmenden eine frühzeitige Sensibilisierung für einen nachhaltigen Textilkonsum in öffentlichen Bildungseinrichtungen. In diesem Zusammenhang fand eine Diskussionsrunde mit dem BNTextillabor in Ulm/Berlin statt. 

Damit bei der Verlagerung des Hackathons in den virtuellen Raum das händische Tüfteln nicht auf der Strecke bleibt, konnten sich die Teilnehmenden bei Themen wie Instandhaltung, Pflege und Reparatur von Mode in die Praxis zu stürzen. Denn eigenhändiges Upcycling der eigenen kaputt geglaubten Lieblingsstücke macht nicht nur Spaß, sondern ist dazu noch ein Ansatz zur Bekämpfung von textilem Abfall, den man ganz leicht von zu Hause aus angehen kann. Allen Interessierten wurde ein Toolkit zugesendet, vollgepackt mit Hilfsmitteln zum nachhaltigen Waschen, Färben und Reparieren. Es enthielteine Näh-Grundausstattung ebenso wie Kurkuma als biobasierten Farbstoff oder vegane Lederalternativen aus Kork. Wie kann man ein T-Shirt mit Zwiebelschalen färben? Wie wird aus einer kaputten Jeans ein individuelles Kleidungsstück? Und taugt der Kurzwaschgang tatsächlich, um Energie zu sparen? Eifrig teilten die Tüftler*innen ihre Toolkit-Experimente und die gemeinsam entwickelten Ideen auf diversen sozialen Plattformen unter #fashionhackdays2020. Alle Inhalte können auch im Nachhinein auf dem Instagram-Kanal des Projekts @fashionhackdays abgerufen werden.

Mit Kurkuma, Zwiebelschale, Avocado und Blauholz lassen sich Stoffe gelb, braun, altrosa oder dunkelrot färben.

Zwei Wochen, gefüllt mit Inputs zum Thema biobasierter Mode, aber vor allem viel Austausch und Vernetzung der Teilnehmenden, fanden ihren Abschluss in einer Reflexion mit vier Expert*innen aus den Bereichen Upcycling, Textiltechnik und Wäschetechnik. Dabei konnten alle ihre noch offenen Fragen stellen, erkannte Schwierigkeiten reflektieren und den Inputs der Expert*innen lauschen. Diese fassten schlussendlich zusammen, was sich auch im Zuge der vielfältigen Zusammenarbeit der Teilnehmenden herausgestellt hat: Für eine nachhaltige Mode gibt es nicht die eine Lösung. Aber es gibt diverse Anknüpfungspunkte, die die wir alle angehen können.Man muss nur gemeinsam kreativ werden und die Herausforderungen der Mode von morgen gemeinsam anpacken! In diesem Sinne wird das Projekt Hack Your Fashion fortgesetzt – ob online oder offline.


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