Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Blog“ Qrss

#Einhorntalks No 7 mit Eckart von Hirschhausen

04. Oktober 2018

  • Erstellt von Rebecca Rieder
  • 0
  • Einhorntalks
Eckart von Hirschhausen wünscht sich mehr Humor in der Wissenschaftskommunikation. Array

Eckart von Hirschhausen wünscht sich mehr Humor in der Wissenschaftskommunikation.

Unser Gast beim siebten Einhorntalk (Link zum Video) ist Dr. Eckart von Hirschhausen. Er ist Moderator, Mediziner, Kabarettist und Schriftsteller. Beim diesjährigen 11. Forum Wissenschaftskommunikation wird er gemeinsam mit Dr. Florian Fischer und Prof. Dr. Cornelia Betsch eine Keynote-Session zum Thema Humor in der Wissensvermittlung geben.

Im Vorfeld dazu haben wir mit ihm gesprochen, warum Humor eine gute Möglichkeit für Wissenschaftskommunikation ist, über schwierige Zielgruppen und warum wir mehr Wirksamkeitsforschung in der Wissenschaftskommunikation betreiben sollten.

In der Reihe #einhorntalks sprechen wir mit allerlei Menschen aus der weiten Welt der Wissenschaftskommunikation über magische Momente, den Alltag und darüber, was die Zukunft so bringt. Hier einige Highlights aus dem Interview. Wir sprachen…

… über Humor in der Wissenschaftskommunikation

Rebecca: Warum ist Humor eine gute Herangehensweise an die Wissenschaft?

Eckart: Ich mache mal ein praktisches Beispiel. Von Paul Watzlawick gibt es die tolle Geschichte. Ein Mann geht durch die Straße und klatscht in die Hände. Der wird gefragt: „Was tun Sie da?“ „Ich vertreibe Elefanten.“ „Hier gibt es keine Elefanten.“ „Sehen Sie?“ Knackiger kann man den Grunddenkfehler, dem wir alle sehr schnell aufsitzen, nicht auf den Punkt bringen. Nämlich, wir suchen immer nach Ursachen, wir machen Annahmen von Kausalität und die sind oft eben falsch. Und Humor ist eigentlich dafür, um uns selber vor dieser Denkfalle zu bewahren. (…)

Wie kommt man an schwierige Zielgruppen heran? Es ist klar, dass eine humorvolle Präsentation wirksam ist, gerade bei strittigen Themen wie Impfung, Organspende… und dass es dazu genutzt werden kann, Wissen zu vermitteln. Also dieses Vorurteil, Humor ist was Oberflächliches, da lacht man und dann kommt wieder der Ernst im Leben. Das ist Unsinn. (…)

Rebecca: Aber droht man nicht abzudriften in eine Unernsthaftigkeit?

Eckart: Nee… Dieses Argument habe ich so oft gehört! Die Widerstände, mit denen ich jahrelang zu tun hatte, genau davor Angst hatten. Ich habe immer gesagt, nehmt die Rezipienten ernst. 

… über Wissenschaftsskepsis in der Wissenschaftskommunikation

Eckart: Das Problem ist nicht, dass er (der Zuschauer) was nicht versteht. Das Problem ist, dass wir heute auf den konventionellen Wegen einfach unglaublich viel schwerer an die Menschen rankommen. Das Umfeld hat sich radikal verändert. Wir haben eine Wissenschaftsskepsis, wir haben eine Studienverdrossenheit, wir haben eine offensichtliche Wissenschaftsfeindlichkeit bis hin ins höchste politische Amt in den USA, die salonfähig geworden ist. Und du kriegst sowas ganz schwer aus der Welt, wenn du nicht modernere, originellere und innovative Formen findest, die Menschen unterrichten, informieren und orientieren, ohne dass sie sich belehrt fühlen. 

… über Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in der Wissenschaftskommunikation

Rebecca: Wie wichtig ist es, dass Wissenschaftler selbst diese Art von Kommunikation machen?

Eckart: Es hilft, wenn man weiß, wovon man redet. Humor ist kein Selbstweg, sondern die Kür bei der Präsentation. Wir kennen es bei Science Slammern, von guten Wissenschaftlern aus den USA (…) Die deutsche Angst, wenn ich Wissenschaftler bin, dann muss ich immer in substantivischen Schachtelsätzen reden, nur so kapieren die Leute, dass ich Wissenschaftler bin, das ist halt Unsinn. (…)

Wenn sie (Wissenschaftler) es können, können sie es selber machen. Wenn sie es nicht können, dann ist es ein relativ steiniger Weg es ihnen beizubringen und deswegen ist es oft leichter, das im Dialog zu machen. Wir sind hier bei Wissenschaft im Dialog. Und dann kommt es auf die Interviewer an, die das dann rauskitzeln. Und oft ist ein Gespräch zu folgen, leichter als ein Monolog.

… über die Wirksamkeit von Formaten in der Wissenschaftskommunikation

Rebecca: Glaubst du, dass die Wissenschaftskommunikation auf dem guten Weg ist? Was sollte sich ändern in der Wissenschaftskommunikation?

Eckart: Das, was ich mit dem Bühnenprogramm gemacht habe, ist bisher relativ wenig geschehen. Dass man Kommunikationswege testet auf seine Wirksamkeit. Da wünsche ich mir viel mehr davon. (…)

Impfen (ist ein) Riesenthema. In Deutschland sterben Kinder wieder an Masern. Das ist so unnötig wie ein Kropf. Also die Art und Weise, wie man über den größten Vorteil von Impfungen spricht, ist absurd schlecht. Das Wort dafür heißt Herdenimmunität. Wer ist gerne Teil einer Herde? Niemand. Kühe, Schafe sind Teil einer Herde. Ist man gerne Kuh oder Schaf? Nein. Dieser Begriff turnt total ab. Oder Nichtraucher. Nichtraucher klingt wie persönliches Versagen, als hätte man es nicht zum Rauchen gebracht. Das heißt, was ich als Bühnenmensch und Kabarettist gelernt habe, ist auf die Worte zu achten: Was kommunizieren die, schon lange bevor wir sie ausgesprochen haben? Herdenimmunität kann man ersetzen durch Gemeinschaftsschutz – klingt viel besser. 

… über mehr Spielfreude in der Wissenschaftskommunikation

Eckart: Und da sind wir meilenweit weg von: dort präsent zu sein, wo die Leute suchen. Die denken immer: Ich habe es doch ins Netz gestellt, damit ist meine Schuldigkeit getan. Nein. Die Schuldigkeit ist erst dann getan, wenn wir merken, dass gerade die 20 Prozent Abgehängten in Deutschland, die Bildungsfernen, die mit Migrationshintergrund, die mit geringerem Schulwissen und so weiter und so fort… Wenn wir die erreicht haben, das ist das größte Brett. Und da wünsche ich mir auch mehr Offenheit und mehr Spielfreude in der Vermittlungsform. Und bin da gerne dabei.

Zum Einhorntalk mit Dr. Eckart von Hirschhausen in voller Länge.

 


0 Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben