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„Einige Medien-Start-ups treiben unbeabsichtigt die Prekarisierung des Journalismus voran“

24. Oktober 2019

  • Erstellt von Peppi Boesler
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  • A Wissenschaftskommunikation
Für seine Forschungsarbeit wurde Christopher Buschow mit dem Deutschen Studienpreis 2019 ausgezeichnet. Foto: Körber-Stiftung Array

Für seine Forschungsarbeit wurde Christopher Buschow mit dem Deutschen Studienpreis 2019 ausgezeichnet. Foto: Körber-Stiftung

Der Kommunikationswissenschaftler und Studienpreisträger Christopher Buschow hat zu dem Thema „Wie entsteht zukünftig Journalismus“ promoviert. Am 13. November 2019 wird er im Rahmen der Dialogreihe „Deutscher Studienpreis vor Ort“ seine Ergebnisse vorstellen und darüber diskutieren. Wir haben im Vorfeld bei Buschow nachgefragt, warum er dieses Thema gewählt hat und welches Forschungsprojekt er gerne umsetzen möchte.

Wie kamen Sie dazu, Ihre Dissertation über das Thema „Neugründungen im Journalismus“ zu schreiben?

Mit Unternehmertum und Start-ups verbinden sich in immer mehr Gesellschaftsbereichen Hoffnungen auf bahnbrechende Erneuerungen. Da ich seit rund zehn Jahren zu der Frage forsche, wie der Journalismus unter digitalen Bedingungen finanziert und organisiert werden kann, lag es nahe, den Blick auf Neugründungen im Journalismus zu richten. Was können sie bewirken? Die Ergebnisse waren dann recht ernüchternd. Die große Transformationswirkung, die oft mit Neugründungen einhergeht, sehen wir im deutschen Journalismus heute (noch) nicht.

Ein überraschendes Potential, das sie neuen Medien-Start-ups zuschreiben…?

... ist eigentlich ein tragischer Befund, den ich auch in meinem Beitrag zum Deutschen Studienpreis herausarbeite. In meiner Dissertation konnte ich zeigen: Einige der erforschten Medien-Start-ups treiben unbeabsichtigt die schleichende Prekarisierung des Journalismus sogar noch voran. Dabei wollten sie ihr eigentlich entgegensteuern. Diese unerwünschten Folgen sollten wir den Gründern nicht persönlich anlasten; wir müssen sie aber offenlegen und problematisieren.

Was haben Sie seit dem Erhalt des Deutschen Studienpreises 2017 gemacht?

Ich habe die große Freude, seit Wintersemester 2018/2019 als Juniorprofessor für „Organisation und vernetzte Medien“ an der Bauhaus-Universität Weimar arbeiten zu dürfen.

Sollten Wissenschaftler Ihrer Meinung nach selbst mit Bürgerinnen und Bürgern über ihre Forschung kommunizieren?

Unbedingt. Zugleich bin ich aber überzeugt, dass weder Wissenschaftskommunikation noch die „vertrauensvolle Beziehung von Wissenschaft und demokratischer Gesellschaft“ (Blamberger, Freimuth und Strohschneider) ohne eine leistungsfähige Berichterstattung über ihre Befunde, Arbeitsweisen und Debatten gelingen können. Ein starker Wissenschaftsjournalismus liegt im Interesse der Wissenschaft.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Wissenschaftler?

Zu den schönsten Erlebnissen als Hochschullehrer zählen meine Treffen mit ehemaligen Studierenden. Wenn ich Menschen wiedersehe, die heute Unternehmen, Wissenschaft oder gemeinnützige Initiativen erfolgreich mitgestalten, erfüllt mich das mit großer Freude.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Da wir in Weimar dieses Jahr das Bauhaus-Jubiläum „Bauhaus100“ feiern, wäre es spannend, den Gründer eben jener Schule, Walter Gropius, einmal zum Abendessen zu treffen. Es ist beeindruckend, was er, seine Kollegen und die Studierenden damals in Weimar aufgebaut haben. Schade, dass ich die Gelegenheit nicht mehr haben werde.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Ich denke, dass wir in Deutschland einen „Cairncross“-Report benötigen. In Großbritannien hat die Regierung diese Studie in Auftrag gegeben, um den Status quo des Journalismus im Vereinigten Königreich besser beurteilen zu können und auf dieser Grundlage die Medienregulierung anzupassen. Für Deutschland fehlt uns ein solcher Report, der zur Orientierung der Medienpolitik dienen könnte. Hinzu kommt, dass auch viele der empirischen Daten, die wir für die Beurteilung der gegenwärtigen Situation bräuchten, nicht vorliegen. Hier sollten wir ansetzen.

Wo kann man Sie außerhalb der Universität in Weimar antreffen? Haben Sie einen bestimmten Lieblingsort?

Wenn Sie auf Goethes Spuren im Ilmpark wandeln, treffen Sie mich vielleicht joggend...

Jun.- Prof. Christopher Buschow

Christopher Buschow ist Juniorprofessor für Organisation und vernetzte Medien im Fachbereich Medienmanagement an der Bauhaus-Universität Weimar. Zuvor war er wissenschaftlicher Mitarbeiter und Habilitand am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, wo er schwerpunktmäßig zu Unternehmertum in der Medienbranche forschte. Buschow promovierte mit einer Studie zur Neugründung von Medienorganisationen und erhielt 2017 den Deutschen Studienpreis.


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