Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Blog“ Qrss

Nachgefragt – bei Carel Mohn

03. März 2020

  • Erstellt von Sina Metz
  • 0
  • v Nachgefragt
Array

Foto: Detlef Eden

 

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der Ausgabe Einundfünfzig steht uns Carel Mohn Rede und Antwort. Er ist Chefredakteur und Projektleiter von klimafakten.de.

Ein guter Kommunikator braucht…?

Einen festen Boden an Werten, auf dem er steht.

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Wenn einem in einem Bewerbungsgespräch jemand sagt „Es war schon immer mein größter Wunsch, als Wissenschaftskommunikator zu arbeiten“, sollte man misstrauisch werden …

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Fakten machen keine Politik.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator?

Als uns ein Parteitagsdelegierter kurz vor dem Programmparteitag der AfD anrief und bat, wir sollten doch seine Partei davor bewahren, Blödsinn über den Klimawandel in ihr Programm zu schreiben … 

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Siehe vorangegangene Antwort.

Abgesehen davon: …, dass es uns bisher nicht gelungen ist, das Klima-Thema so zu kommunizieren, dass unsere Gesellschaft ausreichend handelt.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Zu selten ‚nein‘ zu sagen.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Maria Wolkonskaja. Ihr Mann hatte sich im Dekabristen-Aufstand gegen die Tyrannei des Zarismus erhoben. Sie folgte ihm in das Elend der sibirischen Verbannung – mit subversiver Kreativität gelang es ihr, die Willkür des Regimes zu unterlaufen und zur ungekrönten „Prinzessin von Sibirien“ (und zu einem Vorbild für Pussy Riot?) zu werden.

Ihre Lieblingswissenschaft?

1. die Geschichtswissenschaft (in Klimafragen eine der größten ungenutzten Ressourcen)

2. die Erforschung der natürlichen Dummheit (sprich: Sozialpsychologie/Verhaltensökonomik)

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Ein gekauftes – also eines, bei dem die Interessen des Auftraggebers oder Geldgebers die gewünschten Ergebnisse liefern.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Wir bräuchten eine Art Curriculum an ökologischem Systemwissen für Entscheiderinnen und Entscheider auf allen Ebenen – dies zu entwickeln und zu vermitten, wäre eine ebenso dringende wie vermutlich unlösbare Aufgabe.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

In der Natur.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

... etwas, das man seinem Frisör oder seiner Steuerberaterin nicht mehr groß erklären muss, weil jeder und jede die Wichtigkeit verstanden hat.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Den IPCC-Prozess. Die Gründlichkeit, mit der hier in einem weltumspannenden Verfahren der Sachstand der Forschung zusammengetragen wird, ist ohne Beispiel.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Hell. Und mit Garten.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Beim Fahrradfahren durch den Berliner Großstadtverkehr.

Kolleginnen und Kollegen helfe ich gerne bei…?

… beim Redigieren.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm/ihr gerne stellen?

Dem US-Ökonomen Robert H. Frank würde ich die Frage stellen: Wie schaffen wir es, soziale Kipppunkte in Richtung einer klimafreundlichen Lebensweise zu erreichen?

 

Carel Mohn

Seit klimafakten.de in 2011 an den Start ging, leitet Carel Mohn das Projekt. Daneben ist er Programmdirektor beim Clean Energy Wire CLEW. Der Politologe und gelernte Journalist war zuvor Kommunikationsdirektor Deutschland für die European Climate Foundation. Davor leitete er die Kommunikationsabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung und arbeitete als Sprecher für den Bundesverband der Verbraucherzentralen und bei Transparency International.


0 Kommentare

Keine Kommentare gefunden!

Neuen Kommentar schreiben