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Nachgefragt bei Carsten Heckmann

04. April 2023

  • Erstellt von Simon Esser
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Foto von Casten Heckmann Array

Carsten Heckmann war als Journalist in den Bereichen Bildung und Wissenschaft tätig, bevor er Pressesprecher wurde, zunächst an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, dann der Universität Leipzig. Foto: Swen Reichhold/Universität Leipzig

In der Reihe "Nachgefragt" stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen - und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In der zweiundachtzigsten Ausgabe sprechen wir mit Carsten Heckmann. Carsten Heckmann ist Pressesprecher der Universität Leipzig. Zuvor war er als Journalist in den Bereichen Bildung und Wissenschaft tätig und Pressesprecher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht…?

… Knowhow, Offenheit, Empathie, Neugier, Humor, Sprachfertigkeit, Vermittlungswillen, Durchhaltevermögen …

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten? 

Ich habe bereits während des Journalistik-Studiums begonnen, freiberuflich zu Themen aus Bildung und Wissenschaft zu arbeiten. Die große inhaltliche Breite und die Möglichkeit, mit so vielen klugen Köpfen in Kontakt zu treten, haben gleich meine Begeisterung entfacht. Das ist noch heute eine wesentliche Motivation. 

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Gesprächsreich, kurzweilig, voll. 

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Mit Superlativen tue ich mich stets schwer, sie sind nicht mein Ding. Ich habe als Kommunikator viel erleben dürfen, war mit Forschungstaucher:innen auf der Ostsee unterwegs, stand mit Biolog:innen in der Gondel des Leipziger Auwald-Krans, mit Meteorolog:innen im Forschungsflugzeug HALO. Ich durfte an vielen Konzepten mitwirken, habe in Halle zum Beispiel das Jahresmagazin der Universität entwickelt. Das hat alles großen Spaß gemacht, und ich habe viel gelernt. Was auf jeden Fall auch zu den schönen Erlebnissen zählt: 2017 haben wir in Leipzig das Paulinum – Aula und Universitätskirche St. Pauli eröffnet. Drei Tage lang haben wir mit den jeweiligen Gästen gefeiert, mit diversen immens nachgefragten Formaten an diesem auch für die Wissenschaftskommunikation so wunderbar geeigneten Ort. Generell freue ich mich natürlich über großen Zuspruch, gute Gespräche und positives Feedback – und sei es nur für vermeintliche Selbstverständlichkeiten wie Verlässlichkeit, Offenheit und Transparenz.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Und wieder rief der Superlativ…  Ich habe mal an einem Eröffnungsevent einer Wissenschaftsnacht mitgewirkt, das unter sehr geringem Zuspruch litt. Kein Wunder, wenn zeitgleich die deutsche Nationalmannschaft bei einer Fußball-WM spielt. Ich musste vor mittlerweile zehn Jahren auch miterleben und ausbaden, was es heißt, wenn ein Leitmedium suggeriert, dass sich an der Universität Leipzig alle Professoren als Professorin anreden lassen müssen. Aber dieses Beispiel beziehungsweise unser Umgang damit und unsere Lehren daraus haben dazu beigetragen, dass wir mit kritischen Themen und Situationen inzwischen besser denn je umgehen können. Und dass man mich heute gerne zu Desasterkommunikation fragen kann ;-) 

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Meine nach wie vor große Freude am Telefonieren ist zugleich ein Leid – für mich und so manche Kollegin/manchen Kollegen. An zweiter Stelle kommt, dass es mir oft noch immer nicht gelingt, Abstand zu gewinnen zu einem aufwühlenden Thema. 

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Ein paar Wissenschaftler:innen fielen mir dazu schon ein, aber hier antworte ich jetzt mal ganz privat: Ich würde mich freuen über ein Treffen mit Peter Garrett, Sänger meiner Lieblingsband Midnight Oil. Es gäbe bestimmt ein anregendes Gespräch über Rockmusik und Politik, vor allem über Umweltthemen, dazu leckeres australisches Essen und natürlich hervorragenden Wein aus dem Barossa Valley. 

Ihre Lieblingswissenschaft?

Was für eine heikle Frage, schließlich arbeite ich an einer Volluniversität und mag die Fächervielfalt von Afrikastudien bis Zahnmedizin. Aber besonders interessant fand ich schon als Jugendlicher die Ägyptologie. Kultur und Sprache des Alten Ägyptens üben einfach eine wahnsinnig große Faszination aus. Und mit Dietrich Raue, der seit 2012 Grabungen im Sonnentempel von Heliopolis leitet, habe ich nicht zuletzt einen sehr gut kommunizierenden Ägyptologen kennenlernen dürfen. 

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Sorry, aber da fällt mir wirklich keines ein. Natürlich kommt es vor, dass mir ein Thema zu kompliziert erscheint, aber das ist vermutlich nicht gemeint. 

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Einen Podcast, in dem ich Orte in aller Welt aufsuche, an denen Wissenschaftler:innen meiner Universität forschen. Ich führe Gespräche, lerne viel dazu, vermittle Wissen und Kontakte. Also eine Wissenschaftskommunikationsweltreise. Eine nicht ganz uneigennützige Idee, gebe ich gerne zu. 

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Zum Beispiel als Lehrer. Wissen vermitteln in verständlicher Form für die Wissenschaftler:innen von morgen. Immerhin kann ich ab und an schon als Trainer wirken in der Wissenschaftskommunikation, zusammen mit meinem geschätzten Kollegen Volker Hahn vom Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig.

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

… voller KI und toller Themen, dazu selbstverständlich allgegenwärtig – und erreich- und erfahrbar für noch mehr Menschen, die fern der akademischen Bubbles leben und arbeiten.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte? 

„Die größte“ halte ich für nicht benennbar. Die Erfindung des Internets finde ich zumindest eine sehr große Errungenschaft.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Mit fliegenden Autos, beamenden Menschen und Essen aus der Tube. Also schon so, wie in vielen Science-fiction-Formaten dargestellt. 

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Meistens bekommen meine Kinder meinen Kopf frei, beziehungsweise füllen sie ihn mit anderen Inhalten. Ansonsten:  Mit Bewegung an der frischen Luft und im Wasser. Und mit Musik und Podcasts auf den Ohren. 

Kolleg*innen helfe ich gerne bei…/Ich stehe gerne Rede und Antwort zu…?

… vielem, vor allem Incident Communication (auch wenn ich den Begriff erst dieses Jahr gelernt habe), Zwischentönen und Alliterationen. 

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

Das überlasse ich gern den „nachgefragt“-Macher:innen. Wobei: Menschen aus Halle und Leipzig sollten unbedingt häufiger gefragt werden. Ich freue mich jedenfalls auf viele weitere Folgen. 


Carsten Heckmann ist Pressesprecher der Universität Leipzig. Zu seinen Aufgaben zählen unter anderem das Themenmanagement, das Netzwerken, die Vermittlung von Expert:innen und das Aufbereiten von Themen für interne und externe Zielgruppen. Nach dem Studium der Journalistik und Politikwissenschaft an der Universität Leipzig arbeitete er zunächst als freier Journalist zu Themen aus Bildung und Wissenschaft, für überregionale Print- und Online-Medien sowie für den Deutschlandfunk. 2006 wurde er Pressesprecher der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Ende 2012 wechselte er in gleicher Funktion an seine Alma Mater, wo er auch stellvertretender Leiter der Stabsstelle Universitätskommunikation ist. 

Twitter: @checkmann / Mastodon: @checkmann@mastodon.online


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