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Nachgefragt – bei Julia Serong

02. November 2021

  • Erstellt von Sina Metz
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Portraitfoto Julia Serong Array

Die Kommunikationswissenschaftlerin Julia Serong forscht zur Qualität in der Wisskomm sowie im Wissenschaftsjournalismus und ist Mitgründerin des neuen Munich Science Communication Lab. Foto: Köster

 

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In Ausgabe Achtundsechzig sprechen wir mit Julia Serong. Die Kommunikationswissenschaftlerin forscht zur Qualität in der Wisskomm sowie im Wissenschaftsjournalismus und ist Mitgründerin des neuen Munich Science Communication Lab.

Ein*e gute*r Kommunikator*in braucht …?

Neben allen persönlichen Eigenschaften, die man für gute und gelingende Kommunikation braucht – die Fähigkeit zuzuhören, sich präzise und verständlich auszudrücken, offen und flexibel zu denken –, ist Wissenschaftskommunikation auch eine Teamaufgabe. Forschung erfolgt heute immer häufiger in interdisziplinären Forschergruppen, Medien und Publikum diversifizieren sich. Wissenschaftskommunikation braucht daher ein Team, das unterschiedliche Anforderungsprofile abdeckt. Diesen Fragebogen habe ich aber gerade noch so allein geschafft. 

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Ich habe während meiner Promotion über Medienqualität mal einen kleinen Artikel über den damals neu gestarteten „Medien-Doktor“ in Dortmund geschrieben. Ein paar Jahre später habe ich mich just an jenem Dortmunder Lehrstuhl für eine Stelle beworben, in einem Projekt über Qualität in der Wissenschafts-PR und im Wissenschaftsjournalismus. Seitdem ist noch keine Langeweile aufgekommen. Nicht zuletzt mag ich aber auch die Leute, die in der Wissenschaftskommunikation mitmischen. Choose your bubble wisely! 

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Lesen, Schreiben, Rechnen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator*in?

Als Wissenschaftlerin freue ich mich natürlich immer über zufriedene Studierende und Zuhörer*innen, die mit meinen Gedanken etwas anfangen können. Besonders freut mich, dass der Podcast „Wisskomm-Quartett: Nachdenken über Wissenschaftskommunikation“, an dem ich mitwirken darf, offenbar vielen Leuten gefällt.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster? 

In Münster, wo ich vorzeiten Kommunikationswissenschaft studiert habe, lehrte man uns bereits im ersten Semester, ganz im Sinne Luhmanns, dass Kommunikation bzw. Verstehen prinzipiell unwahrscheinlich sind. Insofern haben Kommunikationsdesaster auch mit falschen Erwartungshaltungen zu tun. Als unzufriedenstellend empfinde ich, dass ich als Forscherin zu wenig kommuniziere und dass wir als Fach Kommunikationswissenschaft zu wenig kommunizieren. In vielerlei Hinsicht ist auch das wissenschaftliche Publikationswesen, ganz allgemein gesprochen, nicht mehr auf der Höhe der Zeit. 

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Meine schlechte Körperhaltung. Möbelunternehmen gefällt das. 

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Mit Sir Neil MacGregor, Sir David Attenborough und Josephine Cochrane, der Erfinderin der ersten funktionsfähigen Geschirrspülmaschine. 

Ihre Lieblingswissenschaft?

Archäologie. Weil sie unser Weltbild immer wieder auf den Kopf stellt. Und weil sie so interdisziplinär ist. 

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Generell hätte ich wohl nicht so sehr ein Problem mit bestimmten Themen, sondern vielmehr mit Leuten, die der Wissenschaft zugeordnet werden, aber unwissenschaftlich vorgehen. Und wohl auch mit Projekten, die allzu verstrickt in staatliche, wirtschaftliche oder ideologische Interessen sind. Also, das eigentliche Problem ist die Simulation von Forschung. 

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Eine Art „Cochrane Zentrum“ für die Kommunikations- und Medienforschung, das die wissenschaftliche Evidenz zu gesellschaftlich relevanten Themen und Fragestellungen systematisch und kontinuierlich aufarbeitet und verfügbar macht: für andere Disziplinen, für die Medien, für die Politik und für die Bürger*innen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Wir sind jetzt gerade dabei, mit dem neuen Munich Science Communication Lab einen Traum Wirklichkeit werden zu lassen: eine ganz enge Kooperation von Wissenschaftskommunikation und interdisziplinärer Forschung. Da wollte ich hin und jetzt genieße ich erst mal den Ausblick. 

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

... unterhaltsamer, politischer und vielfältiger.

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte? 

Nach jedem Zahnarztbesuch denke ich: Schmerzmittel! Wenn der Schmerz nachlässt, denke ich oft: Die Entdeckung der menschlichen Freiheit. Sie ist die Quelle und die treibende Kraft der Wissenschaft. 

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Ich denke, die Vorstellung von „Zukunft“, die ich als Kind hegte, drehte sich meistens um die Frage, was es zum Mittagessen gibt. Das war tatsächlich eine spannende Frage, weil meine Mutter so gut wie kein Rezept zweimal kochte. Heute geht es mir noch immer ähnlich. Ich konzentriere mich auf den nächsten Augenblick und rechne mit Überraschungen. 

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei? 

Das kommt drauf an. Manchmal muss man einfach da durch, die Sachen zu Ende führen, Schritt für Schritt, dann ist der Stress auch vorbei. Aber im Garten wühlen, an der Isar entlanglaufen oder auf einem riesigen Berg herumwandern wie ein Zwerg auf einem schlafenden Drachen, das ist schon ein guter Ausgleich für mich. 

Kolleg*innen helfe ich gerne bei … / Ich stehe gerne Rede und Antwort zu …?

Ich bin da ziemlich offen und google gern für andere. 

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie dieser Person gerne stellen?

An Michael John Gorman, den Gründungsdirektor des BIOTOPIA Naturkundemuseums Bayern, mit der Frage, warum er die Verbindung von Wissenschaft und Kunst so wichtig findet. 

Julia Serong

Julia Serong ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die promovierte Kommunikationswissenschaftlerin forscht zur Qualität in der Wissenschaftskommunikation und im Wissenschaftsjournalismus. Sie ist Mitgründerin des neuen Munich Science Communication Lab und leitet als Research Director das Forschungsprogramm, welches sich vor allem um das Thema „Communicating Planetary Health“ dreht.


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