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Nachgefragt – bei Ulrich Grünewald

04. Februar 2019

  • Erstellt von Yannick Brenz
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Ulrich Grünewald hat nicht nur als Wissenschaftskommunikator ein Publikum, sondern auch als Schauspieler im Improtheater. Foto: Klaus Tschira Stiftung

In der Reihe „Nachgefragt“ stellen wir in loser Folge Menschen vor, die in der Wissenschaftskommunikation arbeiten. Mit 17 Fragen – und 17 Antworten, mal ernsthaft, mal humorvoll.

In Ausgabe Achtunddreißig sprechen wir mit Ulrich Grünewald, Physiker, Wissenschaftsjournalist, Dozent am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (Nawik) und Schauspieler für Improvisationstheater.

Ein guter Kommunikator braucht…?

Eine Mission!

Was hat Sie dazu bewogen, in der Wissenschaftskommunikation zu arbeiten?

Ein Stück Würfelzucker. Wenn man Würfelzucker mit einer Zange schnell zerdrückt, sieht man ein kurzes blaues Leuchten. Unser Physik-Prof bezeichnete das langweilig als Tribolumineszenz. Aber auf jeder kommenden Party war man als Physiker plötzlich der coole Typ, wenn man alle mal kurz in die dunkle Küche entführte. Dadurch habe ich gelernt, wie sehr ich die Menschen mit und für Wissenschaft begeistern kann.

Ihr Arbeitsalltag in drei Schlagworten?

Telefonieren, denken, staunen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis als Kommunikator?

Auch Rockfans und Wissenschaft können zusammenkommen. Bei Rock am Ring haben wir 50.000 „Wir sind Helden“-Fans synchron hüpfen lassen. Die Messungen der beteiligten Erdbebenforscher ergaben, dass sich die Erde dabei um etwa 50 Mikrometer hob und senkte. Kein Erdbeben, aber ein ordentliches Statement.

Was war Ihr größtes Kommunikationsdesaster?

Wir haben mal in einer Quarks-Sendung über ungelöste Rätsel aus der Pyhsik berichtet und dabei auch so alltägliche Dinge wie dem Mpemba-Effekt* angesprochen. Daraufhin wurden wir mit Mails überschüttet, weil ganz viele Menschen sich an einer Lösung versucht haben. *Mpemba-Effekt: heißes Wasser gefriert schneller als kaltes.

Welche Ihrer Eigenschaften stört Sie im Arbeitsalltag am meisten?

Ich kann mir partout keine Namen merken. Weder von Menschen, die irgendetwas erfunden, erforscht oder entdeckt haben, noch von Menschen die direkt vor mir stehen. Vor allem auf einer Bühne ist das extrem unangenehm.

Mit welcher (historischen) Person würden Sie gerne essen gehen?

Richard Feynman. Genialer Physiker, Selbstdarsteller und kritischer Geist. Sein Vortrag zur Cargo-Kult-Wissenschaft sollte Standard für jeden angehenden Wissenschaftler werden. Darin warnt er vor den leider allzu häufigen Auswirkungen des Wissenschaftsbetriebs. Es werden nur noch formale Kriterien erfüllt, das wirkliche Streben nach Antworten bleibt auf der Strecke.

Ihre Lieblingswissenschaft?

Natürlich Physik! Wobei Psychologie und Soziologie immer interessanter werden.

Welches Forschungsthema würden Sie äußert ungern kommunizieren?

Bitte keine Ernährungsthemen mehr! Auf den ersten Blick haben sie eine hohe Relevanz und sind nahe am Menschen – wir essen ja alle – aber dann laufen sie doch alle auf das Selbe hinaus: Eine gute Mischung und Abwechslung ist das Beste.

Ohne Hindernisse wie Geld oder Zeit: Welches Projekt würden Sie gerne umsetzen?

Menschen glücklich machen und zum Lachen bringen.

In welchem Bereich würden Sie gerne arbeiten, wenn nicht in der Wissenschaftskommunikation?

Für den Kopf und das Kind in mir: in der Physik
Für das Portmonaie: in der Unternehmensberatung
Fürs Herz: im Kindertheater
Für den Charakter: im Hospitz oder bei der Flüchtlingshilfe

Wissenschaftskommunikation im Jahr 2030 ist …

...völlig selbstverständlich!

Was halten Sie für die größte Errungenschaft der Wissenschaftsgeschichte?

Die Bändigung des Feuers.

Wie haben Sie sich als Kind die Zukunft vorgestellt?

Mein Vater hatte die PM abonniert. Da fand die Zukunft schon morgen statt. Leider ist aus dem Tunnel unter dem Atlantik, den Aufzügen in den Weltraum und der Besiedelung des Meeresbodens bis heute nichts geworden. Ich fürchte, das hat mich extrem desillusioniert.

Wie bekommen Sie bei Stress am besten Ihren Kopf frei?

Durch eine gute Impro-Szene. Sprich ich stehe auf einer Bühne und zaubere mit meinen Mitspielern eine emotionale Geschichte aus dem Nichts. Da sind keine Synapsen für Stress mehr frei.

Kollegen helfe ich gerne bei…

… der Suche nach dem Spaß bei der Arbeit.

Wem würden Sie den Fragebogen gerne schicken und welche Frage würden Sie ihm/ihr gerne stellen?

Allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Mit der Zusatzfrage „Warum versteckt ihr Euch so?“

Ulrich Grünewald

Ulrich Grünewald ist Physiker, Wissenschaftsjournalist, Medientrainer und Schauspieler. Seit 1999 arbeitet er freiberuflich für Hörfunk und Fernsehen und gehört zum festen Autorenstamm des Wissenschaftsmagazins Quarks. Seit 2004 gibt er Seminare und Workshops mit den Schwerpunkten Präsentation, Interview und Dramaturgie, u.a. als Dozent am Nationalen Institut für Wissenschaftskommunikation (NaWik). Außerdem steht er regelmäßig als Schauspieler für Improvisationstheater auf der Bühne und ist aktives Mitglied und Gesellschafter der Kölner Improvisations-Gruppe „Die Taubenhaucher“.


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