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Twitter-Communities – Erster Bericht über ein Experiment

06. April 2022

  • Erstellt von Rebecca Winkels
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  • WiD-Labor
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Nach Spaces hat Twitter ein weiteres neues Feature entwickelt: Communities. WiD hat mit einer ersten Community zu Wissenschaftskommunikation einen Testballon gestartet. Ein Zwischenbericht.

Was sind Twitter-Communities und wie nutzt man sie?

Twitters neues Community-Feature erinnert auf den ersten Blick ein bisschen an Facebook- oder LinkedIn-Gruppen. Communities sollen einen Raum für Diskussionen und Vernetzung zu bestimmten Themen bieten. Die Idee dahinter: Fernab von der thematisch häufig nicht so  fokussierten eigenen Timeline sollen Räume geschaffen werden für einen zielgerichteten Austausch über die Themen, die einem am  „wichtigsten sind“ – so heißt es in der offiziellen Angabe zu den Communities.


Um einen Tweet in die Community zu posten, wählt man statt „Alle“ die Community als Zielgruppe des Tweets aus, und schon wird der Tweet nur in die Gruppe und nicht in die eigene Timeline gepostet. Gruppenmitgliedern wird der Tweet auch in die Timeline gespielt, allerdings – so die ersten Erfahrungsberichte – teilweise mit Verzögerung.

Man kann Tweets innerhalb der Community mit Kommentar retweeten. Wird ein Tweet in die eigene öffentliche Timeline geteilt, wird dieser jedoch als „nicht verfügbar“ angezeigt.


Communities und ihre Inhalte sind jedoch für Nicht-Mitglieder sichtbar, wenn sie über den Link zu der Community verfügen. Das ist sowohl bei offenen als auch geschlossenen Communities der Fall. Nicht-Mitglieder können aber nicht mit Kommentaren oder Likes reagieren. 

Dadurch ist keine bzw. kaum Interaktion zwischen Beiträgen innerhalb und außerhalb von Communities möglich. Innerhalb der Community können Tweets kommentiert und geliked werden. Um mitzudiskutieren muss man also der Community beitreten oder eine Beitrittsanfrage stellen, wenn die Community geschlossen ist.

Sobald man einer Community beigetreten ist, erscheint sie in der Liste der Communities. In der Desktop-Version findet man diese über das Symbol zweier Personen im Menü links. In der App (Android und iOS) erscheint dieses Symbol in der unteren Menüleiste zwischen dem Suchfeld und den Benachrichtigungen.

Gibt es Neuigkeiten in der Community, wird dies durch einen blauen Punkt am Communities-Icon signalisiert – auch dies scheint noch nicht bei allen Nutzer*innen zu funktionieren. Eine Push-Notification, wie bei Erwähnungen in der normalen Timeline, erhalten einige Nutzer*innen, andere wurden nicht über Reaktionen informiert. Daher ist es schwierig, über Updates aus Communities auf dem Laufenden zu bleiben. Communities wirken hier träge, was angesichts der charakteristischen Schnelligkeit Twitters erstaunt. 

Die Tweets werden innerhalb der Community in chronologischer Reihenfolge angezeigt und können nicht sortiert oder angepinnt werden. Dadurch wirkt die Community auf den ersten Blick recht unsortiert. Um neue Communities zu finden, steht für die Desktop/Webanwendung im Communities-Tab eine Suche zur Verfügung (oben rechts).

„Communities entdecken“ bietet dagegen nur eine geringe Auswahl an Vorschlägen. Die Suche gibt es auch in der Twitter-App, allerdings nicht für alle Nutzer*innen. Die „allgemeine“ Suche („Twitter durchsuchen“) berücksichtigt Communities nicht. Es gibt dort weder eine  Rubrik „Communities“ noch werden Inhalte aus Communities angezeigt (auch nicht die verwendeten Hashtags oder Handles). 

Twitter-User können aber von allen Mitgliedern über die Funktion „Mitglieder einladen“ auf die Community aufmerksam gemacht werden. Im geschlossenen Setting kann jedes Mitglied fünf weitere Accounts einladen. 

Derzeit sind Communities nicht in Listen oder andere Twitter-Formate integrierbar. Außerdem können Communities (derzeit) nicht gelöscht werden. Das Umbenennen ist beliebig oft möglich. Der Hinweis zur Community-Quelle wird bei bestehenden Retweets ebenfalls umbenannt (auch rückwirkend). Die ID einer Community bleibt dagegen bestehen (einsehbar im Link). Soweit an dieser Stelle zur Funktionalität des Formats zum aktuellen Zeitpunkt. 

In ersten Tests wird klar, dass es noch einige Schwachstellen gibt und gerade die eher leicht zu übersehende Benachrichtigung über Neuigkeiten in der Community noch verbesserungswürdig ist. Diese verhindert die plattformspezifische Schnelligkeit und Spontaneität, die z.B. auch Spaces innehat. Auch die (Un)möglichkeit der Interaktion zwischen Community-Beiträgen und externen Beiträgen irritiert. Die Vermutung liegt nahe, dass Twitter in einigen Bereichen in den nächsten Wochen reagieren wird, sodass kleinere Bugs ausgeräumt werden. 

Welche Optionen bietet Communities für die Wissenschaftskommunikation?

Inhaltlich haben die ersten Tests ein kleines Stimmungsbild ergeben, welches Potenzial die Wisskomm-Community in der neuen Funktion sieht. Hier wurde insbesondere der Wunsch nach Hands-On-Tricks und Tipps, Best-Practice-Beispielen, aber auch die Verlagerung von Debatten über die Feinheiten von Wissenschaftskommunikation aus der großen Blase in eine kleinere genannt.

Wir selbst sehen durchaus Potenzial, Meta-Debatten mit einem sehr interessierten Publikum in einer Twitter-Community zu führen. Das ist allerdings mit dem Wunsch verbunden, diese Debatten besser als bisher möglich in die normale Timeline zu übertragen. Der Nutzung von Communities muss die Frage vorangehen, welche Vor- und Nachteile mit der Adressierung einer konkreten Peergroup im Gegensatz zu theoretisch “allen” einhergeht. Am Beispiel der Diskussion um die Veröffentlichung von Preprints lässt sich dies gut durchspielen: Ist es sinnvoll, hier zunächst Ergebnisse einer Peergroup anderer Wissenschaftler*innen für Feedback vorzustellen? Dies erlaubt einen anderen spezifischen Sprachgebrauch oder könnte Entkontextualisierung vorbeugen – könnte aber auch dem Ziel entgegenwirken, Forschungsprozesse offenzulegen. Es verhindert zudem, Potential von Open Science/Open Data zu entfalten, indem man die Lesart der Veröffentlichungen so bereits vorselektiert; wer weiß schon, welche Synergien mit Netzwerk-Akteuren einer oder einem durch eine solche Systemabgrenzung entgehen?

Im ersten Test war es natürlich noch etwas ruhig in unserer Community. Nach einem Wochenende hatte sie aber immerhin über 100 Mitglieder – ein gewisses Interessen am Testen bestand also. Größere Communities versprechen hier mehr Interaktion, ebenso wie der Faktor Zeit bei unserem ersten Testballon natürlich eine entscheidende Rolle spielte.  

Aktuell verhindern die kleinen technischen Unzulänglichkeiten noch, dass die Communities ihre volle Kraft entfalten, dennoch lohnt es sich das Format im Auge zu behalten und weitere Erfahrungen damit zu sammeln. Wir sind gespannt, wie es sich weiterentwickeln wird und laden herzlich zum Mitgestalten ein.


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