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Und wie kommunizierst du so? Berliner Stammtisch Wissenschaftskommunikation

30. Juni 2017

  • Erstellt von Franziska Schultheis
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Der offene Berliner Stammtisch Wissenschaftskommunikation (#BSWK) findet immer am letzten Mittwoch des Monats statt. Quelle: Franziska Schultheis/ Wissenschaft im Dialog Array

Der offene Berliner Stammtisch Wissenschaftskommunikation (#BSWK) findet immer am letzten Mittwoch des Monats statt. Quelle: Franziska Schultheis/ Wissenschaft im Dialog

Nach und nach vergrößert sich die Runde im Café Bilderbuch in Schöneberg. Heute sind es zehn Menschen aus unterschiedlichsten Bereichen und mit verschiedensten Hintergründen, die zum Berliner Stammtisch Wissenschaftskommunikation (BSWK) gekommen sind: Forscherinnen, die sich seit kurzem der Kommunikation ihrer Forschung verschrieben haben, Naturwissenschaftler, die auch Designer sind und chemische Prozesse für Fachzeitschriften visualisieren und Kommunikatoren im Bereich Presse und Social Media.

Jeder Stammtisch ist einem Thema aus der Wissenschaftskommunikation gewidmet, meistens mit Blick aufs Web und Social Media. Dazu sind meist Expertinnen und Experten zu Gast, die Input geben und ihre Expertise teilen. Dieses Mal geht es um Mobile Reporting, also die mediale Begleitung von Veranstaltungen mit Handy und den darauf installierten Apps. Videos und Fotos vom Handy direkt zum Publikum – eine interessante und mittlerweile unerlässliche Art der Berichterstattung, auch in der Wissenschaftskommunikation. Beim heutigen Stammtisch sind keine externen Experten eingeladen, daher trägt jeder Teilnehmer mit seiner eigenen Expertise zum Austausch bei. Wer hat schon mal ein Facebook-Live-Video gemacht? Welche Institution streamt regelmäßig ihre Veranstaltungen? Und wie kommt das bei der Online-Community an? Aber es geht auch um das eigene Nutzerverhalten. Wann haben wir den letzten Livestream geschaut? Folgen wir einem Hashtag auf Twitter, um im Liveticker-Modus an einer Diskussion teilzunehmen? Die Erfahrungen gehen weit auseinander: Alle nutzen Social-Media-Kanäle, um sich zu informieren und selbst Informationen zu kommunizieren. Aber mit wirklichem Mobile Reporting „live aus dem Labor“ oder mit Twitter-Berichterstattungen von Veranstaltungen haben bisher nur wenige selbst Erfahrungen gemacht.  

„Es sind immer ganz unterschiedliche Leute. Jedes Mal kommen neue Leute hinzu, viele besuchen den Stammtisch regelmäßig, andere nur sporadisch, das ist sehr gemischt“, sagt Wiebke Hahn, die den Stammtisch gemeinsam mit Jörg Weiss seit April 2016 organisiert. Den BSWK gibt es allerdings schon länger. 2013 haben ihn Katja Machill von Wissenschaft im Dialog und Henning Krause von der Helmholtz-Gemeinschaft ins Leben gerufen. 

Dass sich diese Art der Kommunikation lohnt, berichtet Anna Groh, Referentin für Social Media und Events der Technischen Universität (TU) Berlin: „Wir machen sehr gute Erfahrungen mit Instagram, sowohl durch Instatakeover, Instagram-Stories als auch Instawalks mit ambitionierten Instagrammerinnen und Instagrammer. So erreichen wir unsere Studierenden und Studieninteressierten auf eine völlig neue Art.“ Auch die Kombination aus Livestream und einer parallelen, hashtaggeleiteten Twitter-Diskussion, werde bei Veranstaltungen der TU Berlin gut genutzt.

Die Instatakeover der TU Berlin laufen besonders gut, so gut, dass sich manche Studierende bewerben, um mitzumachen. Bei einem Instatakeover übernimmt ein Studierender den Instragam-Account und berichtet von seinem Studienalltag und nimmt die Community virtuell mit ins Labor oder die Bibliothek. Instagram-Stories sind kurze Videos, die sich nach 24 Stunden selbst löschen. Ein Instawalk ist ein organisierter Rundgang oder Führung, bei der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fotos unter einem bestimmten Hashtag posten. So entstehen viele Bilder aus unterschiedlichen Perspektiven und andere Nutzerinnen und Nutzer erhalten einen umfassenden Eindruck. Auch der Instagram-Account von Wissenschaft im Dialog nutzt viele dieser unterschiedlichen Formate. 

Die Stammtischrunde bemängelt zwar die schlechtere Qualität von Handyvideos und Handybildern (wie auch die Bilder dieses Artikeln zeigen), aber: Der „Blick hinter die Kulissen“, die Authentizität und  Unmittelbarkeit, die dabei scheinbar entsteht, machten oft gerade den besonderen Reiz dieser Art der Berichterstattung aus. Online und offline Diskussionen anzustoßen und diese zu verbinden zum Beispiel durch die Einbeziehung von Fragen, die über Twitter gestellt werden, wird als Chance gesehen, die Reichweite der eigenen Beiträge und das Publikum zu vergrößern. Das sei aber mit einem nicht unerheblichen Mehraufwand verbunden: Online Diskussionen müssten ebenso wie Veranstaltungen moderiert werden. Und auch die mediale Nachbereitung von Veranstaltungen mit Storifys, Facebook-Fotoalben oder einer Video-Zusammenfassung sind aufwändig. Bei einem Storify werden die Social-Media-Berichterstattung, online Kommentare und Diskussionen zu einer Veranstaltung gebündelt. Fotos, Tweets, Facebook- und Instragram-Posts und kurze Videos werden auf einer Webseite zusammengefasst, sodass Nutzer einen Eindruck der Veranstaltung bekommen, indem sie durch die Beiträge scrollen. Zwei Beispiele: Das Forum Wissenschaftkommunikation 2016 von Wissenschaft im Dialog und die Lange Nacht der Wissenschaft 2017 an der TU Berlin erzählt als Storify. 

Dass sich dieser Aufwand lohnt, weil man mehr Menschen erreicht und für wissenschaftliche Themen interessieren kann, darin ist sich die Runde einig. Inspiriert vom Input der Gruppe und voller neuer Ideen endet dieser Stammtisch für manche mit dem festen Vorsatz, nun häufiger auf Instagram unterwegs zu sein oder sich an einem Storify zu versuchen. 

Der BSWK geht jetzt für zwei Monate in die Sommerpause. Das nächste Treffen findet im September statt, wie gewohnt am letzten Mittwoch des Monats. Alle an Wissenschaftskommunikation Interessierten sind herzlich willkommen. Über Ort und Zeit informieren Wiebke und Jörg via Facebook, Twitter,  Meetup und die  Mailingliste

Beim offenen Berliner Stammtisch Wissenschaftskommunikation (#BSWK) treffen sich Wissenschaftsjournalisten, Wissenschaftskommunikatoren und an Wissenschaftskommunikation Interessierte (z.B. Forschende) am letzten Mittwoch des Monats in Berlin, um sich über aktuelle Entwicklungen der Wissenschaftskommunikation auszutauschen. Es gibt sowohl Themenabende als auch eine spontane Abfrage zu Beginn, wen gerade was beschäftigt und worüber jeder gerne reden würde. 


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