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Wissenschaftskommunikation in Deutschland: Ergebnisse einer Befragung unter Wissenschaftler*innen

25. Juni 2021

  • Erstellt von Wissenschaft im Dialog
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Insgesamt nahmen 5.688 Wissenschaftler*innen an der Befragung zu Wissenschaftskommunikation in Deutschland teil.

 

In den letzten Jahren mehren sich Forderungen, Wissenschaftler*innen sollten sich stärker in der öffentlichen Kommunikation engagieren. Forderungen, die in der Wissenschaftskommunikation aber durchaus auch kritisch diskutiert werden.

Um die Perspektive der Wissenschaftler*innen selbst in den Diskurs einbringen zu können, haben sich die Impact Unit von Wissenschaft im Dialog, das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung und das Nationale Institut für Wissenschaftskommunikation zusammengeschlossen und Wissenschaftler*innen an deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zu ihrer Haltung gegenüber Wissenschaftskommunikation befragt.

Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation

Eine deutliche Mehrheit der befragten Wissenschaftler*innen hat bereits Erfahrungen mit Wissenschaftskommunikation gemacht und diese überwiegend positiv wahrgenommen. Dabei nutzten die Befragten in den letzten 24 Monaten größtenteils Kommunikationsformen, die auf die Vermittlung von Inhalten und weniger auf Interaktion abzielten. Vorlesungen, Vorträge und Pressemitteilungen waren die häufigsten Formen der Wissenschaftskommunikation. Seltener engagierten sie sich bei Dialogveranstaltungen mit Bürger*innen oder in Citizen-Science-Projekten. In dieses Bild passt auch, dass die Befragten auf interaktiven Kanälen wie Twitter, Facebook oder Instagram wenig aktiv waren. Generell nutzte nur ein kleiner Teil der Befragten Wissenschaftler*innen Online-Kommunikationsformate wie einen eigenen Blog, Podcast oder Social-Media-Plattformen.
Die Mehrheit der Befragten sucht nicht aktiv nach Gelegenheiten, Wissenschaftskommunikation zu betreiben, sondern reagiert auf Anfragen. Insgesamt empfinden die Wissenschaftler*innen Wissenschaftskommunikation als bereichernd für ihre Arbeit, sind aber unentschieden, ob sie förderlich für ihre wissenschaftliche Karriere ist und ihre Forschung inhaltlich voranbringt.

 

Ziele und Bedeutung von Wissenschaftskommunikation

Über zwei Drittel der Befragten sieht Wissenschaftskommunikation als festen Bestandteil ihres Berufs an. Aus Sicht der Wissenschaftler*innen ist Wissenschaftskommunikation für die Gesellschaft relevant, um den öffentlichen Diskurs zu stärken und wissenschaftsbasierte Entscheidungen treffen zu können. Umgekehrt scheint Wissenschaftskommunikation als Feedback-Mechanismus aus der Öffentlichkeit in die Wissenschaft für die Befragten weniger wichtig zu sein.

Generell ist die Wahrnehmung der Öffentlichkeit eher pessimistisch. Zwar geht die Mehrheit der Wissenschaftler*innen davon aus, dass die Öffentlichkeit genug Vertrauen in Wissenschaft und Forschung hat, vermutet aber auch, dass die Bevölkerung die Problemlösefähigkeit von Wissenschaft nicht realistisch einschätzen kann und kein ausreichendes Verständnis von Forschung hat.

 

 

Engagement in der Wissenschaftskommunikation

Bei den eigenen Wissenschaftskommunikation-Aktivitäten sieht eine deutliche Mehrheit der Befragten noch Luft nach oben: Drei Viertel geben an, sich eher zu wenig in diesem Bereich zu engagieren. Trotzdem geht nur ein gutes Drittel davon aus, in Zukunft mehr zu kommunizieren. Fehlende Zeit, mangelnde Anlässe oder unzureichende Ressourcen geben die Wissenschaftler*innen als Hindernisse an. Um zukünftig verstärkt zu kommunizieren, wünscht sich die Mehrheit der Befragten mehr Unterstützung innerhalb der eigenen Einrichtung, Beratung im Krisenfall und Fort- und Weiterbildung zu Wissenschaftskommunikation sowie verstärkte Evaluation.

 

 

Verhältnis der Wissenschaft zu Medien und Politik

Der Aussage, die Politik solle ihre Entscheidungen grundsätzlich auf wissenschaftliche Erkenntnisse stützen, stimmen die Befragten beinahe einstimmig zu (93 Prozent). Uneinig sind sie sich bei der Frage, ob sich Wissenschaftler*innen politisch engagieren sollen. Lediglich die Hälfte derjenigen, die eine Antwort abgaben, befürworten ein politisches Engagement seitens der Forschenden. 51 Prozent sind der Meinung, dass Wissenschaftler*innen sich politischer Werteurteile möglichst enthalten sollten. Das Risiko der Politisierung der Wissenschaft sieht die große Mehrheit nicht: Nur ein knappes Drittel der Befragten stimmt der Aussage zu, dass Wissenschaftler*innen ihre Forschung zu stark an der Politik ausrichten.

 

 

 

Wissenschaftskommunikation in Zeiten von Covid-19

Während der Corona-Pandemie ist nach Einschätzung der Wissenschaftler*innen das Ansehen der Wissenschaft in der Gesellschaft gestiegen. Auch die Rolle in der Politikberatung hat die Krise gestärkt. Gleichzeitig nehmen viele einen erhöhten Erwartungsdruck wahr: Die Wissenschaft ist stärker als bisher gefordert, innerhalb kurzer Zeit Lösungen für bestehende Probleme zu finden.

 

 

Methoden- und Stichprobenbeschreibung

Die Online-Befragung fand zwischen dem 17. November und 21. Dezember 2020 statt. Daran haben Wissenschaftler*innen an Universitäten und an außeruniversitären Forschungsinstituten (spezifisch: Helmholtz Gemeinschaft, Max-Planck-Gesellschaft, Fraunhofer-Gesellschaft, Leibniz-Gemeinschaft) teilgenommen. Insgesamt wurden 5.688 Forschende befragt, von denen 80 Prozent an Universitäten und 20 Prozent an außeruniversitären Forschungseinrichtungen tätig sind.


Die ausführliche Ergebnisbroschüre mit allen Ergebnissen ist hier zum Download verfügbar.

Online-Vorstellung und -Diskussion der Ergebnisse

Einordnung der Ergebnisse im Twitter-Thread von Markus Weißkopf


1 Kommentare

  1. Patrick Honecker am 28.06.2021

    Dank für diese Befragung. Es ist gut zu lesen, dass sich Wissenschaftler:innen sehr positiv über Wissenschaftskommunikation äußern. Wichtig erscheint mir aber ein noch stärkeres Verständnis einer deliberativ-partizipativen Kommunikation, die das Publikum mehr als gleichberechtigte:n Partner:in betrachtet. Hier müssten spezifische Angebote an Wissenschaftseinrichtungen etabliert werden, die stärker auf Kulturveränderung als auf Methoden-Kompetenz abzielen.

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