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„Wissenschaft debattieren!“

Forschungsprojekt zu Dialogformaten in der Wissenschaftskommunikation

Übersicht

Hintergrund

Mitreden, mitdenken, mitgestalten

„Mitreden, mitdenken, mitgestalten“ – der Slogan des Forschungsprojekts „Wissenschaft debattieren!“ war Programm: Mehr als 1.000 Bürgerinnen und Bürger sind der Einladung von Wissenschaft im Dialog und der Projektgruppe ZIRN der Universität Stuttgart gefolgt, sich in verschiedenen Veranstaltungsformen aktiv mit wissenschaftlichen Themen auseinanderzusetzen. 2009 und 2010 diskutierten bundesweit Jugendliche und Erwachsene gemeinsam mit 150 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft über die Themen Gesundheit und Energie. Darüber hinaus besuchten über 3.000 Bürgerinnen und Bürger die Projektveranstaltungen, dazu kamen mehr als 30.000 Online-Nutzer.

Das Forschungsprojekt „Wissenschaft debattieren!“ untersuchte, mit welchen Mitteln und mithilfe welcher partizipativen Formate sich der Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit intensivieren lässt. Im Blickpunkt standen Veranstaltungen, welche Bürgerbeteiligung ins Zentrum stellen: Ob Schülerparlament, Schülerforum und Junior Science Café, Bürger- und Konsensuskonferenz, Bürgerausstellung oder Onlineplattformen – bei allen Formaten trafen Bürgerinnen und Bürger auf Expertinnen und Experten aus der Forschung und erörterten gemeinsam ein aktuelles wissenschaftliches Thema.

Das Projekt „Wissenschaft debattieren!“ wurde gemeinsam von Wissenschaft im Dialog und ZIRN am Internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart durchgeführt. Wissenschaft im Dialog übernahm federführend die Konzeption und Durchführung der Veranstaltungen, ZIRN die Evaluation. „Wissenschaft debattieren!“ wurde von einem wissenschaftlichen Beirat begleitet.

 

Bildergalerie

In allen Veranstaltungen im Projekt „Wissenschaft debattieren!“ trafen Bürger auf Experten aus der Forschung und erörtern gemeinsam ein aktuelles wissenschaftliches Thema.
In allen Veranstaltungen im Projekt „Wissenschaft debattieren!“ trafen Bürger auf Experten aus der Forschung und erörtern gemeinsam ein aktuelles wissenschaftliches Thema.
Mittels verschiedener Methoden wurden Wirkung und Erfolgsfaktoren der einzelnen Veranstaltungsformate untersucht. Der standardisierte Fragebogen war eine davon.
Mittels verschiedener Methoden wurden Wirkung und Erfolgsfaktoren der einzelnen Veranstaltungsformate untersucht. Der standardisierte Fragebogen war eine davon.
Die Bürgerkonferenz ist ein Format mit hoher Reichweite: In Berlin setzten sich rund 200 Bürger mit der Energienutzung der Zukunft auseinander.
Die Bürgerkonferenz ist ein Format mit hoher Reichweite: In Berlin setzten sich rund 200 Bürger mit der Energienutzung der Zukunft auseinander.
Das Ergebnispapier einer Bürgerkonferenz ist eine Bürgererklärung, in dem die Bürger ihre Empfehlungen zu einem Thema an Wissenschaft, Politik und Gesellschaft formulieren.
Das Ergebnispapier einer Bürgerkonferenz ist eine Bürgererklärung, in dem die Bürger ihre Empfehlungen zu einem Thema an Wissenschaft, Politik und Gesellschaft formulieren.
Was sollte in Zukunft erforscht werden? Während eines Schülerforums entwickeln Schüler im Austausch mit Wissenschaftlern ihre persönlichen Zukunftsvisionen zu einem wissenschaftlichen Thema.
Was sollte in Zukunft erforscht werden? Während eines Schülerforums entwickeln Schüler im Austausch mit Wissenschaftlern ihre persönlichen Zukunftsvisionen zu einem wissenschaftlichen Thema.
Schüler debattierten Gentechnik und Gendiagnostik im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft. Die Abschlussdebatte eines Schülerparlaments findet am Originalschauplatz der Politik statt.
Schüler debattierten Gentechnik und Gendiagnostik im Plenarsaal der Hamburgischen Bürgerschaft. Die Abschlussdebatte eines Schülerparlaments findet am Originalschauplatz der Politik statt.
Berliner Schüler diskutieren mit einer Neurologin darüber, wie Lernen funktioniert. Im Junior Science Café laden Schüler einen Wissenschaftler in die Schule ein, um bei Kaffee und Kuchen über für sie relevante Themen zu plaudern.
Berliner Schüler diskutieren mit einer Neurologin darüber, wie Lernen funktioniert. Im Junior Science Café laden Schüler einen Wissenschaftler in die Schule ein, um bei Kaffee und Kuchen über für sie relevante Themen zu plaudern.
Wenn Schüler ein Junior Science Café organisieren, steigt ihr Interesse an der Wissenschaft.
Wenn Schüler ein Junior Science Café organisieren, steigt ihr Interesse an der Wissenschaft.
Ein Aspekt von Urteilsfähigkeit ist die Änderung von Meinungen. Knapp die Hälfte aller Teilnehmer änderte ihre Meinung zum Thema Kernkraft nach der Essener Bürgerkonferenz.
Ein Aspekt von Urteilsfähigkeit ist die Änderung von Meinungen. Knapp die Hälfte aller Teilnehmer änderte ihre Meinung zum Thema Kernkraft nach der Essener Bürgerkonferenz.
Expertenhearing während der Konsensuskonferenz: Die Intensität des Kontakts zwischen den begleitenden Wissenschaftlern und den Teilnehmern war bei diesem Format mit Abstand am höchsten.
Expertenhearing während der Konsensuskonferenz: Die Intensität des Kontakts zwischen den begleitenden Wissenschaftlern und den Teilnehmern war bei diesem Format mit Abstand am höchsten.
Eine Bürgerausstellung zeigt Fotos und Zitate von Bürgern, die ihre Einstellungen, Ziele und Motivationen zu einem kontroversen Thema widerspiegeln. Inhaltlich ergänzt wird die Ausstellung durch interaktive Exponate.
Eine Bürgerausstellung zeigt Fotos und Zitate von Bürgern, die ihre Einstellungen, Ziele und Motivationen zu einem kontroversen Thema widerspiegeln. Inhaltlich ergänzt wird die Ausstellung durch interaktive Exponate.
Onlineplattformen können Veranstaltungen begleiten und nur für Teilnehmer zugänglich sein oder sie laden die breite Öffentlichkeit zur Diskussion eines Themas ein. Beide Formate wurden im Projekt "Wissenschaft debattieren!" durchgeführt.
Onlineplattformen können Veranstaltungen begleiten und nur für Teilnehmer zugänglich sein oder sie laden die breite Öffentlichkeit zur Diskussion eines Themas ein. Beide Formate wurden im Projekt Wissenschaft debattieren!" durchgeführt.

Partner

Gefördert vom
Mitveranstalter
Interdisziplinärer Forschungsschwerpunkt Risiko und Nachhaltige Technikentwicklung am internationalen Zentrum für Kultur- und Technikforschung der Universität Stuttgart
Inhalt

Die Durchführung verschiedener Dialogformate wissenschaftlich evaluieren

Im Forschungsprojekt „Wissenschaft debattieren!“ wurden sieben partizipative Formate der Wissenschaftskommunikation getestet und in 30 Einzelveranstaltungen umgesetzt: Junior Science Café, Schülerforum und Schülerparlament, Bürger- und Konsensuskonferenz, Bürgerausstellung und Onlineplattformen. Die Formate verfolgen unterschiedliche Ansätze, um eine wechselseitige Kommunikation zwischen Forschung und Gesellschaft zu ermöglichen. Gemeinsam ist allen, dass sie auf den Dialogcharakter bauen und partizipative Elemente verwenden.

Die untersuchten Formate

Junior Science Café

Beim Junior Science Café organisieren Schüler der Klassenstufen 8 bis 13 in einer Arbeitsgruppe (AG) Treffen mit einem oder mehreren Wissenschaftlern, bei denen gemeinsam über Wissenschaft geplaudert wird. Zentrales Element ist die Eigeninitiative der Schüler: Sie wählen ein Thema, planen die Veranstaltungen inhaltlich und organisatorisch und moderieren sie. Die Schüler sind es auch, die den passenden Wissenschaftler zu ihrem Thema suchen und einladen. Grundgedanke ist dabei, dass sie das Café nach ihren Wünschen und Vorstellungen ausgestalten können und es zu ihrer Veranstaltung machen.

Im Gegensatz zu den anderen Schülerformaten ist das Junior Science Café langfristig angelegt: Die AG besteht im Idealfall dauerhaft an einer Schule und setzt innerhalb eines Jahres zwei bis drei Cafés um. In der Vorbereitungsphase wird die AG von einem Lehrer, einem Referendar oder einem externen Moderator geleitet. Zur Vorbereitung trifft sich die AG regelmäßig, zum Beispiel wöchentlich oder alle 14 Tage nach Schulschluss. Es ist aber auch eine kompakte Vorbereitung an wenigen Tagen möglich, zum Beispiel im Rahmen von Projekttagen.

Durch die Organisation von Junior Science Cafés sollen Schüler für Wissenschaft und Forschung begeistert und für wissenschaftliche Themen und Fragestellungen sensibilisiert werden. Außerdem soll ihre natürliche Neugier geweckt werden. Durch den Dialog in lockerer Atmosphäre verschwimmen die Grenzen zwischen Schule und Freizeit und die Identifikation mit der Veranstaltung und der Rolle als Gastgeber motiviert zur Beschäftigung mit dem Thema. Die Schüler erweitern außerdem ihre Kompetenzen in den Bereichen Organisation, Teamfähigkeit, Präsentation und Moderation. Sie üben sich im selbstständigen Arbeiten und werden motiviert, Fähigkeiten zu erweitern, die im Schulalltag mitunter weniger zur Geltung kommen. Für Schulen ist das Format eine gute Möglichkeit, neben dem Lehrplan neue Herausforderungen zu stellen und Kontakte zur Wissenschaft zu pflegen.

Schülerforum

Beim Schülerforum befasst sich eine Schulklasse der Jahrgangstufen 9 bis 12 mit einer wissenschaftlichen Fragestellung und diskutiert, welche zukünftige Entwicklung sie sich in Bezug auf das behandelte Thema wünscht. Dabei durchlaufen die Schüler eine dreitägige Zukunftswerkstatt von der Analyse der aktuellen Situation, über die Erarbeitung von Zukunftsvisionen bis hin zur Präsentation vonEmpfehlungen, wie die Visionen mithilfe der Wissenschaft umgesetzt werden könnten. Zentral ist dabei die persönliche Meinung der Schüler: Wenn ich entscheiden könnte, worauf sollten Forscher in Zukunft ihre Arbeit fokussieren?

Für jedes Schülerforum wird eine Partnerschaft aus einer Schulklasse und einer Wissenschaftseinrichtung gebildet. Idealerweise findet das Schülerforum auch in den Räumlichkeiten der Wissenschaftseinrichtung statt. Während des Schülerforums wird die Klasse von ein oder zwei Moderatoren und einem oder mehreren Wissenschaftlern der Partnereinrichtung begleitet. Die Moderatoren sind zentrale Ansprechpartner der Schüler und führen durch die Veranstaltung.

Ziel des Schülerforums ist es, das wissenschaftliche Verständnis der Jugendlichen zu fördern. In drei Tagen erfahren sie, wie relevant Wissenschaft für unsere Gesellschaft ist und liefern mit ihren Empfehlungen einen Input für die beteiligten Wissenschaftler. Mit ihnen sollen sie auf Basis von Hintergrundinformationen einen Dialog über zukünftige Entwicklungen führen. In Trainings schulen sie ihre Kompetenzen in den Bereichen Teambuilding, Projektarbeit und Präsentation. Außerdem erhält die Klasse durch den Aufenthalt in der Wissenschaftseinrichtung einen Eindruck vom Arbeitsalltag eines Wissenschaftlers. Damit soll den Schülern der Weg in die Wissenschaft als mögliche Karriereoption aufgezeigt werden.

Schülerparlament

Das Schülerparlament ist eine Parlamentssimulation zu einem aktuellen wissenschaftlichen Thema, bei der rund 100 Oberstufenschüler parlamentarische Entscheidungsabläufe erfahren. An drei Tagen diskutieren die Jugendlichen in Arbeitsgruppen eine vorgegebene Fragestellung, befragen Wissenschaftler zu den wissenschaftlichen Hintergründen und formulieren schließlich Thesen und Forderungen, die sie in einer parlamentarischen Debatte verabschieden. Besonderen Reiz bekommt das Format durch die Durchführung der Abschlussdebatte in den Räumlichkeiten eines Originalschauplatzes der Politik, zum Beispiel in einem Landtag oder Rathaus.

Das Schülerparlament wird von den Organisatoren, einem Tagungsleiter und Moderatoren gemeinsam unter Einbeziehung von Wissenschaftlern durchgeführt. Bei der Umsetzung werden die Schüler in sieben Arbeitsgruppen aufgeteilt, die, jeweils von einem Moderator geleitet, einen Aspekt des Themas behandeln. Jede Arbeitsgruppe hat außerdem die Möglichkeit einen Wissenschaftler zu befragen.

Durch die Teilnahme an einem Schülerparlament sollen die Schüler Verständnis für den Zusammenhang von wissenschaftlichen Fakten und politischen Rahmenbedingungen entwickeln und die gesellschaftlichen Konsequenzen von Forschung nachvollziehen können. Außerdem sollen sie für den parlamentarischen Meinungsbildungsprozess und für politische Entscheidungsläufe sensibilisiert werden. In Bezug auf das Diskussionsthema gewinnen die Schüler neue Erkenntnisse und lernen den aktuellen Stand der Forschung kennen.

Bürgerkonferenz

Das Format Bürgerkonferenz wurde bislang vor allem im Bereich der politischen Bürgerbeteiligung eingesetzt und im Projekt „Wissenschaft debattieren!“ für die Wissenschaftskommunikation angepasst. In Bürgerkonferenzen führen Bürger an zwei Tagen einen informierten Dialog zu einem vielschichtigen Thema, diskutieren mit Experten und entwickeln abschließend eine Bürgererklärung, in der sie Empfehlungen an Entscheidungsträger aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft erarbeiten. Die Teilnehmer sind Laien jeden Alters ohne besondere Kenntnisse des behandelten Themas, die nach einem Zufallsprinzip ausgewählt werden.

Es gibt zwei grundlegende Dialogformen: Die Teilnehmer arbeiten zum einen während der Veranstaltung an runden Tischen mit jeweils sieben bis zehn Personen, die von Tischmoderatoren geleitet werden. Zum anderen finden einige Programmpunkte (zum Beispiel Expertenrunden oder Abstimmungen) im Plenum mit allen Teilnehmern statt. Die Veranstaltung wird von mehreren Experten begleitet.

Bürgerkonferenzen sollen den Dialog zwischen Wissenschaftlern und Bürgern anstoßen, wobei gesellschaftlich relevante Fragen diskutieren werden. Alle Teilnehmer sollen Gelegenheit bekommen, ihre Stimme einzubringen, ihre Erwartungen, Interessen und Bewertung zu äußern und fundierte Urteile über kontroversen Themen zu fällen. Mit ihrem Beitrag unterstützen die Bürger die Wissenschaft aktiv beim Sammeln von offenen, ethischen und gesellschaftsrelevanten Fragen, die aus ihrer Sicht Relevanz für Forscher und Entscheidungsträger haben.

Konsensuskonferenz

Das Format Konsensuskonferenz wurde in Skandinavien entwickelt und stellt ein Verfahren zur Einbindung von Laienurteilen in politische Entscheidungsprozesse dar. Eine Konsensuskonferenz bringt rund 20 Bürger jeden Alters und jeden Bildungsgrads in Dialog mit Experten, um Antworten auf eine kontroverse Fragestellung zu finden. An zwei Vorbereitungswochenenden setzen sich die Teilnehmer mit dem Thema auseinander, entwickeln Fragen an die Wissenschaft und identifizieren Experten, die sie dann zu einem Expertenhearing einladen. Am dritten Wochenende findet die öffentliche Konsensuskonferenz statt: Die Bürger befragen Wissenschaftler und schreiben schließlich ihr Bürgergutachten, das sie an Entscheidungsträger aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft übergeben. Im Gegensatz zur Bürgerkonferenz wird über die Inhalte des Abschlusspapiers allerdings nicht abgestimmt, sondern die Teilnehmer sollen, wenn möglich, im Konsens zu einem Ergebnis gelangen. Den ganzen Prozess begleitet ein Team aus unabhängigen Moderatoren und Wissenschaftlern.

Die Bürger nutzen den wissenschaftlichen Input und den Austausch mit den Experten, um einen ausgewogenen Dialog zu führen und sorgfältig überlegte und ausdifferenzierte Empfehlungen für die Zukunft zu formulieren. Das Verfahren ist bewusst in Analogie zur Funktionsweise von Schöffen in einem Gerichtsprozess angelegt. Bürger sollen auf der Basis ihres lebensweltlichen Wissens unvoreingenommen und unabhängig von bestimmten Interessensgruppen wissenschaftlich begründete Optionen bewerten und Empfehlungen aussprechen. Zu Beginn waren die meisten Konsensuskonferenzen auf Urteile zu umstrittenen Technologien hin ausgerichtet. Im Vordergrund standen vor allem gentechnische Anwendungen.

Mittlerweile ist dieses Verfahren auf eine Vielzahl von Themen ausgeweitet worden, die aber alle auf dem Grundsatz beruhen, dass nicht involvierte Laien zu wichtigen Gestaltungsaufgaben der Gesellschaft Empfehlungen erarbeiten.

Bürgerausstellung

Eine Bürgerausstellung präsentiert die Meinung von Bürgern, Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern aus Politik und Gesellschaft zu einem kontroversen Thema. Die Ausstellung stellt das breite Meinungsbild anschaulich dar und lädt zur Diskussion ein. Die Aussagen von Laien, Wissenschaftlern und Entscheidungsträgern wurden vorher in Interviews erfasst und werden dann in der Ausstellung nebeneinander in Form von Postern präsentiert.

Exponate vermitteln den Besuchern zudem Informationen zum wissenschaftlichen Hintergrund des Themas. Zusätzlich kann ein Rahmenprogramm angeboten werden, beispielsweise Podiumsdiskussionen, Führungen, Workshops zum Thema oder eine Vernissage, bei dem die Ausstellungsbesucher untereinander in Kontakt kommen.

Das Format Bürgerausstellung stammt ursprünglich aus der angewandten performativen Sozialwissenschaft und verbindet sozialwissenschaftliche, partizipative und künstlerische Elemente. Im Bereich der Stadtplanung wurde es in Deutschland bereits mehrfach eingesetzt, für das Projekt „Wissenschaft debattieren!“ wurde es für die Wissenschaftskommunikation adaptiert. Dafür erweiterte man das Ausstellungskonzept um Exponate, die Hintergrundinformationen zum Thema vermitteln.

In einer Bürgerausstellung sollen unterschiedliche Sichtweisen zu einem Thema umrissen und zentrale Zielkonflikte sowie abweichende Vorstellungen präsentiert werden. Die Besucher der Ausstellung lernen ein komplexes Thema aus verschiedenen Perspektiven kennen und verschaffen sich Klarheit hinsichtlich ihrer eigenen Einstellung.

Onlineplattformen

Onlineplattformen können Veranstaltungen begleiten und nur für Teilnehmer zugänglich sein, oder sie laden die breite Öffentlichkeit zur Diskussion eines Themas ein. Beide Formate wurden im Projekt „Wissenschaft debattieren!“ durchgeführt.

Alleinstehende Ideenplattform

Eine Ideenplattform ruft Internetnutzer auf, eigene Ideen zu einer offenen Fragestellung online zu stellen und diese gemeinschaftlich zu diskutieren. In seiner Charakteristik entspricht das Format einer Vielzahl von Onlineforen. Eingegebene Ideen werden umgehend veröffentlicht und können durch andere Teilnehmer der Plattform bewertet und kommentiert werden. Über die Kommentarfunktion lassen sich Anregungen geben, um Ideen weiter zu verbessern. Die Ideengeber können diese Kommentare selbst moderieren, indem sie diese in Pro und Kontra sortieren. So findet ein Dialog zwischen den Teilnehmern statt.

Monatlich wird eine Idee, welche die Teilnehmer besonders intensiv diskutiert und gut bewertet haben, zur Idee des Monats gekürt und anschließend von Experten unter die Lupe genommen. Die Qualitätskontrolle übernehmen in diesem Format fast ausschließlich die Teilnehmer der Plattform. Einerseits sorgt die Bewertungsmöglichkeit dafür, dass gut bewertete oder viel diskutierte Ideen präsenter sind als solche, die nur wenig Interesse hervorrufen.

Veranstaltungsbegleitende Onlineplattformen

Über begleitende Onlineplattformen können Teilnehmer einer Realveranstaltung vor, während und nach der Veranstaltung miteinander in Kontakt treten und sich über das Thema informieren und austauschen. Die passwortgeschützten Onlineplattformen können außerdem als Bindeglied zeitlich auseinanderliegender Veranstaltungen dienen oder den Teilnehmern Hintergrundmaterialien zum Thema anbieten. Falls die Ergebnisse einer Veranstaltung im Nachgang veröffentlicht werden sollen, bietet es sich an, außerdem einen öffentlich zugänglichen Teil der Plattform einzurichten.

Typische Elemente einer begleitenden Onlineplattform sind:

  • Nachrichtenforum
  • Teilnehmerübersicht
  • Diskussionsforum
  • Hintergrundmaterial
  • organisatorische Informationen

Die Ergebnisse

Wer Jugendliche oder Erwachsene mit Dialogveranstaltungen für Themen der Forschung interessieren will, muss auf ganz unterschiedliche Formate der Wissenschaftskommunikation zurückgreifen und dafür sorgen, dass die Meinungen der Bürgerinnen und Bürger von der Politik letztendlich auch gehört werden. Dies ist ein zentrales Ergebnis des Forschungsprojekts „Wissenschaft debattieren!“.

Die Ergebnisse von „Wissenschaft debattieren!“ lassen sich im Abschlussbericht nachlesen. Für die Formate „Junior Science Café“ und „Schülerforum“ wurden Leitfäden für die eigenständige Umsetzung an Schulen und wissenschaftlichen Einrichtungen entwickelt.

Downloads

Abschlussbericht

Neben allgemein gültigen Erkenntnissen zu Dialogformaten stellt der Abschlussbericht die Wirkung und Erfolgsfaktoren einzelner Formate vor. Im Zentrum der Analyse standen vier Zielsetzungen der Wissenschaftskommunikation: die Steigerung der Sachkompetenz und der Urteilsfähigkeit sowie die Steigerung des Interesses und der Aufgeschlossenheit gegenüber Wissenschaft. Der Vergleich der sieben Formate liefert Anhaltspunkte dafür, welches Format für welche Zielsetzung geeignet ist. Die Ergebnisse des Forschungsprojekts fließen ein in die weitere Arbeit von Wissenschaft im Dialog, einige Diskussionsformate sollen in modifizierter Form ausgebaut werden.

Abschlussbericht

Leitfaden: Wie etabliere ich ein Junior Science Café?

Das Format „Junior Science Café“, bei dem Jugendliche im Rahmen einer Schul-AG selbstständig Treffen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern organisieren, um in lockerer Caféhaus-Atmosphäre über Themen der Forschung zu diskutieren, hat sich als besonders geeignet herausgestellt, um bei Schülerinnen und Schülern langfristig anhaltendes Interesse und Aufgeschlossenheit gegenüber wissenschaftlichen Themen zu erreichen.

Der Leitfaden für das „Junior Science Café“ richtet sich an Lehrer und Schüler, die dieses Format eigenständig an ihrer Schule einführen wollen.

Leitfaden „Junior Science Café”

Leitfaden: Wie etabliere ich ein Schülerforum?

Acht bis 30 Schülerinnen und Schüler blicken drei Tage lang in die Zukunft und haben dabei eine wissenschaftliche Frage im Kopf. Zum Beispiel: Was wird mithilfe der Hirnforschung im Jahr 2030 alles möglich sein? In den drei Tagen erfahren die Schülerinnen und Schüler, wie Wissenschaft für sie und ihr Leben relevant ist. Gleichzeitig liefern sie mit ihren Lösungsansätzen, Empfehlungen oder Ideen einen ganz eigenen Input für die beteiligten Unternehmen oder Wissenschaftseinrichtungen. Dabei werden sie durch Trainings unterstützt, zum Beispiel in Präsentationstechniken und Gruppenarbeit.

Dieser Leitfaden richtet sich an Schulen und Wissenschaftseinrichtungen als mögliche Initiatoren eines Schülerforums

Leitfaden „Schülerforum”