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Ab einer gewissen Temperatur ist es zu kalt, um Schnee entstehen zu lassen, da die Luftfeuchtigkeit zu gering ist. Wie kommt aber dann Schnee auf einen Gletscher bzw. in die Antarktis?

12. Februar 2013

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Ab einer gewissen Temperatur ist es zu kalt, um Schnee entstehen zu lassen, da die Luftfeuchtigkeit zu gering ist. Wie kommt aber dann Schnee auf einen Gletscher bzw. in die Antarktis?

Zunächst einmal: Zum Schneien ist es nie zu kalt, auch nicht in der Antarktis.

Je wärmer die Luft ist, desto mehr Wasserdampf kann sie aufnehmen und desto mehr Niederschläge sind möglich. Der Wasserdampf wird aus den bodennahen Luftschichten in höhere, zunehmend kältere Luftschichten transportiert. Dort kondensiert er an kleinsten Partikeln, sogenannten Aerosolen, zu sehr feinen Tröpfchen. Oder zu Eiskristallen, wenn die Temperatur in der Wolke unter minus 20 Grad Celsius beträgt. Je dichter und größer diese Ansammlung von Wassertröpfchen und Eiskristallen ist, desto sichtbarer werden sie für uns: in Form von Wolken. Ab einer gewissen Masse –  man spricht hier von Schwere oder Sättigung – entlädt sich die Wolke in Form eines Niederschlags. Ob es nun schneit, regnet oder hagelt, hängt dabei von den Temperaturen der Luftschichten unter der Wolke ab.

In der Antarktis ist die Luftfeuchtigkeit aufgrund der Kälte tatsächlich gering. Gemessen an ihrer Trockenheit ist die Antarktis sogar die größte Wüste unseres Planeten. Und trotzdem kommt es auch hier zu Niederschlägen. Ursache dafür ist eine Art globaler Wasserkreislauf. „80 Prozent aller Niederschläge stammen von den Wassermassen der Ozeane“, erklärt Prof. Dr. Lemke vom Alfred-Wegener-Institut für Polarforschung. Aus den Ozeanen verdunstet das Wasser, steigt in höhere Luftschichten auf und wird mit Tiefdruckgebieten in trockenere Gebiete getragen.

Diese transportierten Wasserdampfmassen sorgen vor allem am Rand der Antarktis für Niederschläge, daher wächst dort der Eisschild auch am stärksten. Der Schnee- und Eispanzer im Inland der Antarktis hatte über 30 Millionen Jahre Zeit, sich zu entwickeln. Innerhalb eines Jahres kommt  hier nur eine hauchdünne Schicht Neuschnee hinzu. Einen Anteil daran hat auch der sogenannte Polarschnee oder Diamond Dust, der bei sehr niedrigen Temperaturen im zweistelligen Minusbereich auftritt. Dabei kondensiert Wasserdampf in den bodennahen Luftschichten direkt zu Eiskristallen.

Auch in den europäischen Gebirgen kommt der Schnee auf den Gletschern zum größten Teil aus den Ozeanen: Berge zwingen den ins Landesinnere wandernde Wasserdampf zum Aufstieg, dort kühlt er ab und kommt als Schnee wieder auf der Oberfläche an. 

Die Frage wurde beantwortet mit freundlicher Unterstützung von Prof. Dr. Peter Lemke vom Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

(Redaktion WiD: jb)