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Stimmt es, dass die Milch im Dunklen durchsichtig ist und sie uns nur wegen der Lichtbrechung weiß erscheint?

18. August 2014

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
Ein Glas mit Milch Array

Was sind eigentlich Farben? Als Farbe bezeichnet man die Wahrnehmung reflektierter Lichtwellen. Je nach dem welche Lichtwellen reflektiert werden erscheint uns ein Gegenstand farbig. Im Prinzip sind aber alle Gegenstände farblos. Bild: Paul Saint-Paul/WiD

Stimmt es, dass die Milch im Dunklen durchsichtig ist und sie uns nur wegen der Lichtbrechung weiß erscheint?

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht: im Grunde genommen ist Milch eine durchsichtige Flüssigkeit. Sie besteht zu einem großen Teil aus Wasser. Aber sie enthält auch Fett. Und dieser Bestandteil ist dafür verantwortlich, dass die Milch weiß aussieht.

Dass Fett sich nicht in Wasser löst, weiß jeder, der schon einmal Öl hineingegossen hat. Das Öl schwimmt oben auf, weiter unten findet sich das Wasser wieder. Durch kräftiges Schütteln bildet das Öl kleine Tröpfchen, die sich im Wasser verteilen.

Bei der Milch ist das ganz ähnlich. Sie besteht aus Wasser mit darin verteilten Fett-Tröpfchen. So genannte Emulgatoren sorgen dafür, dass die Tröpfchen-Wasser-Mischung stabil bleibt. Die Tröpfchen sind winzig klein, etwa wenige tausendstel Millimeter groß. Und sie sind schuld daran, dass die Milch ihre weiße Farbe hat.

Denn die Tröpfchen wirken wie viele kleine ungeordnete Spiegel. Fällt Licht auf die Milch, reflektieren die Tröpfchen das Licht in viele verschiedene Richtungen. Es wird hin und her geworfen und in alle Richtungen gestreut.
Das weiße Sonnenlicht (oder das weiße Licht einer Glühbirne) kann also nicht ungehindert durch die Milch hindurchgehen, wie es bei einer durchsichtigen Flüssigkeit der Fall wäre. Vielmehr wird es von den Fett-Tröpfchen in alle Richtungen verteilt: die Milch wirkt weiß und nicht durchsichtig.

Und warum ist die Milch nicht rot, grün oder gelb? Auch dazu tragen die Tröpfchen bei. Menschen nehmen Sonnenlicht als weißes Licht wahr. Tatsächlich besteht es aus einer Mischung vieler unterschiedlicher Farben, wie wir im Regenbogen sehen können. Welche Farbe ein (nicht selbst leuchtender) Gegenstand hat, hängt davon ab, welche Farbanteile des (weißen) Lichts er absorbiert – verschluckt – und welche er reflektiert, also spiegelt. Die vielen Fett-Tröpfchen in der Milch reflektieren alle Farben des Sonnenlichts immer wieder in unterschiedliche Richtungen. So entsteht am Ende wieder ein Farbgemisch, das wir wieder als weiß sehen.

Milch ist also weiß und nicht farbig, weil die Fett-Tröpfchen alle Farbanteile des Sonnenlichts in viele verschiedene Richtungen streuen und am Ende wieder ein Farbgemisch entsteht. Und: Milch ist nur so lange weiß, wie weißes Licht auf sie fällt. Würde man Milch mit farbigem Licht beleuchten, so würde sie dieses Licht streuen und in dieser Farbe erscheinen.

Und im Dunkeln? Natürlich sind auch im Dunkeln die Fett-Tröpfchen noch im Wasser verteilt. Deshalb ist die Milch im Dunkeln genau so viel oder wenig durchsichtig wie im Hellen. Farbe entsteht durch die Reflektion von Licht. Da in der Dunkelheit kein Licht vorhanden ist, hat die Milch dort – genau genommen – auch keine Farbe. Oder wie schon ein altes Sprichwort sagt: In der Nacht sind alle Katzen (und auch alle Milchflaschen) grau.

Redaktion WiD: urs