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Stimmt es, dass Tiere keinen Herzinfarkt bekommen können?

05. April 2016

  • D Naturwissenschaften und Mathematik
In seltenen Fällen erleiden Papageien - hier zu sehen ein Gelbbrustara - einen Herzinfarkt. Foto: realworkhard, Gelbbrustara, CC0 Array

In seltenen Fällen erleiden Papageien - hier zu sehen ein Gelbbrustara - einen Herzinfarkt. Foto: pixabay.com : realworkhard, Gelbbrustara, CC0

 

Es ist tatsächlich richtig, dass nur sehr wenige Tierarten auf natürliche Weise einen Herzinfarkt erleiden. Prinzipiell können jedoch alle Tiere einen Herzinfarkt bekommen. Das geschieht allerdings in sehr geringer Häufigkeit und mit sehr großen Unterschieden zwischen den verschiedenen Tierarten. 

Beim Menschen ist das Herzinfarkt-Risiko deutlich höher als bei allen Tierarten. Er steht auf Platz zwei der häufigsten Todesursachen der Deutschen im Jahr 2014. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamts

Ein Herzinfarkt ist eine Durchblutungsstörung in Teilen des Herzmuskels. Er entsteht, wenn die so genannten Herzkranzgefäße, die den Herzmuskel mit Blut versorgen, verstopfen. Dann gelangt nicht mehr ausreichend Blut in den Muskel und das unterversorgte Gewebe stirbt ab. Diese Verstopfung der Herzkranzgefäße wird in den meisten Fällen durch eine Gefäßerkrankung verursacht, der Atheriosklerose. Dabei lagern sich unter anderem Blutfette, Kalk und Bindegewebe in der Arterienwand ab. Das führt entweder direkt zu einer Verengung der Herzkranzgefäße oder zur Entstehung eines Gerinnsels. Dieses kann sich von der Arterienwand  lösen und in die Herzkranzgefäße geschwemmt werden, wo es den Blutfluss blockiert. 

Ob ein Mensch an Atheriosklerose erkrankt, hängt von verschiedenen Risikofaktoren ab. Dazu gehören genetische Veranlagung, Überernährung, Bluthochdruck, Rauchen, Alter, Bewegungsmangel und andere Grundkrankheiten wie Diabetes. 

Viele dieser Risikofaktoren spielen beim Tier keine oder kaum eine Rolle. Das Herzinfarktrisiko bei Tieren wird außerdem durch einen – genetisch bedingten – anderen Fettstoffwechsel reduziert. Dadurch ist bei Tieren das Risiko an Atheriosklerose zu erkranken deutlich geringer, aber nicht gleich Null. 

An Atheriosklerose erkranken beispielsweise Hunde mit schwerer Schilddrüsenunterfunktion oder schwerer Diabetes, deutlich seltener alte Kaninchen oder Ziegen, manchmal auch ältere Schweine und manche Vögel, wie beispielsweise Papageien oder Flamingos. 

Einige wenige Tiere können also aufgrund einer Atheriosklerose einen Herzinfarkt erleiden. Dies ist jedoch im Vergleich zum Menschen deutlich seltener der Fall.

Bei der Beantwortung der Frage hat uns Prof. Achim Gruber unterstützt. Er ist Geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie der Freien Universität Berlin.

Redaktion WiD: ek

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