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Warum hat die Kuh vier Mägen?

29. Februar 2008

  • D Naturwissenschaften und Mathematik

Warum hat die Kuh vier Mägen?

Die Kuh hat vier Mägen, weil der Verdauungsprozess bei Wiederkäuern komplizierter ist, als zum Beispiel beim Menschen. Die vier Mägen der Kuh dienen der Aufnahme des Futters, seiner Schichtung, dem Abbau mit Hilfe von Mikroorganismen und dem Aufsaugen der freigesetzten Inhaltsstoffe. Außerdem haben die Mägen die Aufgabe, den Transport des Futterbreies in Richtung Mundhöhle (zum Wiederkauen), zwischen den Vormägen, in den Labmagen und von dort zum Darm zu bewerkstelligen und Gase freizusetzen.

Das Futter gelangt vom Pansen über die Haube in den Psalter und von dort in den Labmagen. Wiederkäuer fressen Gras bzw. Stroh. Beides verdauen sie mit Hilfe von Mikroorganismen. Die befinden sich in einem Riesenvormagen, der bis zu 200 Liter Inhalt fassen kann und aus drei Teilen besteht. Seine größte Abteilung ist der Pansen. Dort wird das Futter aufgenommen. Kopfwärts ist die Haube aufgelagert, auch als Netzmagen bezeichnet. Sie siebt das Futter, so dass nur feine Partikel in den folgenden Blättermagen kommen. Außerdem schickt sie portionsweise Futter zurück ins Maul zum Wiederkauen und in den Pansen. 

Neben der Haube buchtet sich kugelig der Psalter aus, auch Blättermagen genannt. Er ist der letzte Vormagen. Seine Hauptaufgabe ist die Resorption, das Aufsaugen bzw. Aufnehmen von Wasser und Nährstoffen. Der Psalter steht in Verbindung mit dem Labmagen, dem letzten der vier Mägen der Kuh. Er ist vergleichbar mit dem menschlichen Magen. Von dort gelangt der Futterbrei in den Dünndarm.

Durch aufeinander folgende Kontraktionen (Zusammenziehen) der Vormägen bleibt ihr Inhalt in strömender Bewegung. Die Transportbewegungen dienen dem Aufbau von Schichten, die die mikrobielle Verdauung begünstigen. Ganz unten im Pansen steht eine mit feinen Futtermittelpartikeln angereicherte Flüssigkeit (Speichel), darüber befindet sich eine mehr trockene, fasrig-feste Phase und darüber schwebt eine Gasblase. Diese Gasblase wird durch die ständigen Transportbewegungen zum Eingang der Speiseröhre verschoben und das Gas aus der mikrobiellen Verdauung kann als Rülpser entweichen. Außerdem wird durch die Bewegungen der Vormägen auch Vormageninhalt in die Maulhöhle transportiert und dort wiedergekaut. Ohne diese Bewegungen der Mägen kann der Wiederkäuer nicht überleben.

Die Frage wurde beantwortet von Prof. Dr. Heike Tönhardt vom Fachbereich Veterinärmedizin der FU Berlin.