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Medizin und neue Technologien, Analyse und Erkenntnisse, Intelligenz und Ausdauer – Welche Vorstellung hat die Bevölkerung von Wissenschaft und Forschenden?

Ergebnisse der offenen Fragestellungen im Wissenschaftsbarometer 2017

 

Welche Vorstellung hat die Bevölkerung von Wissenschaft und Forschenden? Denken die Befragten während der Telefoninterviews zum Wissenschaftsbarometer vor allem an weiße Kittel und Labore, an verstaubte Bibliotheken und an komplizierte Formeln? Oder an kluge Menschen, die das Leben mit ihrer Arbeit besser, einfacher oder gesünder machen?

Das fragten sich nicht nur die Kolleginnen und Kollegen bei Wissenschaft im Dialog. Auch Leserinnen und Leser des Wissenschaftsbarometers haben in den vergangenen Jahren diese Fragen aufgeworfen. Für das Wissenschaftsbarometer 2017 haben wir daher zusätzlich vier offene Fragen gestellt, die erfassen, welche Art von Wissenschaft und welches Bild eines Forschenden die Beteiligten vor Augen haben. Insgesamt wurden 1.007 Personen befragt und die Daten sind bevölkerungsrepräsentativ für die deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 14 Jahren.

Folgende vier offene Fragen waren Teil des Fragebogens:

● Was kommt Ihnen als erstes in den Sinn, wenn Sie an Wissenschaft oder Forschung denken?

● Können Sie sich an etwas erinnern, das Sie in der letzten Zeit über Wissenschaft und Forschung in den Medien gehört, gelesen oder gesehen haben? Das kann etwas Aktuelles in den Nachrichten gewesen sein oder auch eine Dokumentation oder Reportage. Wenn ja, worum ging es?

● Nun würden wir gerne noch etwas darüber erfahren, wie Sie sich Wissenschaft und Forschung ganz konkret vorstellen. Bitte sagen Sie mir mit wenigen Worten, was es heißt, etwas „wissenschaftlich zu untersuchen“?

● Welche Fähigkeiten muss jemand Ihrer Meinung nach mitbringen, um ein guter Wissenschaftler oder eine gute Wissenschaftlerin zu sein?

Die Auswertung der Antworten zeigt, dass vor allem Themen aus Medizin, Technik sowie den Naturwissenschaften das Bild der Befragten von Forschung bestimmen. Eine Vorstellung von Wissenschaftlichkeit ist größtenteils vorhanden. Sie ist von der Systematik und Regelgeleitetheit von Wissenschaft sowie von ihrer Ergebnis- und Erkenntnisorientierung geprägt. Während die Vorstellung von Wissenschaftlichkeit dabei als eher eindimensional zu bezeichnen ist, sind die Vorstellungen von einer guten Wissenschaftlerin bzw. eines guten Wissenschaftlers vielfältiger. Sie beinhalten neben Eigenschaften wie „Experte sein“ und „viel wissen“ besonders auch Motive wie Interesse, Leidenschaft und Neugier.

Assoziationen mit Wissenschaft oder Forschung

Bei der ersten offenen Frage ging es um freie Assoziationen der Befragten zu Wissenschaft oder Forschung. Von den 890 Befragten, die darauf eine Antwort gaben, wurden insgesamt 1.246 Aspekte genannt. 40 Prozent nannten dabei einen Aspekt aus dem Bereich „Medizin/Gesundheit“, 17 Prozent aus dem Bereich „Technik/Technologien“ und 15 Prozent aus dem Bereich „Umwelt/Nachhaltigkeit/Biologie“. Den Themenbereich „Physik/Weltraumforschung“ gaben zwölf Prozent aller Befragten an, wobei sich ein Großteil dieser Nennungen auf den Bereich Weltraumforschung bezog und ein Viertel auf die Physik als Disziplin. Weitere naturwissenschaftliche Disziplinen wie „Chemie“ und „Mathematik“ wurden von sehr wenigen genannt (drei Prozent bzw. zwei Prozent), ebenso wie sozial- und geisteswissenschaftliche Disziplinen oder Themen, die sich diesen Disziplinen zuordnen ließen (zwei Prozent).

Erinnerung an Inhalte medialer Berichterstattung über Wissenschaft und Forschung

Die zweite offene Frage thematisiert, ob und was die Befragten in der letzten Zeit über Wissenschaft und Forschung in den Medien gehört, gelesen oder gesehen haben. Dabei konnte es sich um aktuelle Nachrichten oder auch um eine Dokumentation bzw. Reportage handeln. Insgesamt beantworteten rund 50 Prozent der Befragten diese Frage und nannten 604 Aspekte: 18 Prozent gaben an, sich an mediale Berichterstattung zu erinnern, die dem Bereich „Medizin/Gesundheit” zugeordnet werden konnte. 15 Prozent nannten Medienbeiträge aus „Technik/Technologien”. Dagegen gaben nur 8 Prozent an, sich an Beiträge zu „Gesellschaftsthemen” zu erinnern. Offen bleibt allerdings, ob das Interesse der Befragten an diesen Themen und damit an der medialen Berichterstattung darüber schlicht gering ist oder ob sie die entsprechenden Themen und Artikel nicht als „wissenschaftlich“ wahrnehmen. Außerdem konnte festgestellt werden, dass sich Themen, die in und vor dem Datenerhebungszeitraum in der Medienberichterstattung eine Rolle spielten, zu Teilen in den Antworten der Befragten widerspiegeln: So beinhalteten zehn von 44 genannten Aspekten, die sich auf Krebsforschung bezogen, Bezüge zu Therapieansätzen mit Methadon und innerhalb der 152 genannte Aspekte im Themenbereich „Technik/Technologien“ bezogen sich 33 auf den Dieselskandal und die Abgasmanipulationen.

Vorstellungen von Wissenschaftlichkeit

Was heißt es, etwas „wissenschaftlich zu untersuchen“? Insgesamt nannten bei dieser Frage 579 Befragten 696 Aspekte, die vier Kategorien zugeordnet wurden. 252 dieser Aspekte entfielen auf die damit größte Kategorie „Systematik und Regelgeleitetheit“, gefolgt von „Ergebnis- und Erkenntnisorientierung“ von Wissenschaft mit 244 genannten Aspekten. Mit 136 genannten Aspekten stehen an dritter Stelle Antworten, die sich auf die kritisch-reflexive Dimension, die Neutralität oder die Gemeinwohlorientierung von Forschung beziehen. Mit 64 Aspekten hat sich die Kategorie „Nachvollziehbarkeit und kollaboratives Arbeiten“ als die am wenigsten genannte erwiesen. Entsprechend scheinen die meisten Befragten unter Wissenschaftlichkeit vor allem eine methodische Vorgehensweise, das Durchführen von Analysen und die Produktion von neuen Ergebnissen zu verstehen.

Vorstellungen von einer guten Wissenschaftlerin bzw. einem guten Wissenschaftler

Bei der Frage, wie sich die Befragten eine gute Wissenschaftlerin bzw. einen guten Wissenschaftler vorstellen, nannten 887 Befragte insgesamt 1.539 Aspekte. Am häufigsten wurden hier „fachliche und kognitive Fähigkeiten“ von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit 645 Aspekten genannt, dazu zählen vor allem Wissen, Fachkompetenz, hoher IQ und Talent. An zweiter Stelle stehen die „Motive“ von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern mit 425 genannten Aspekten, dazu zählen vor allem Interesse und Leidenschaft. 256 genannte Aspekte beziehen sich auf die „Arbeitsweisen“ einer guten Wissenschaftlerin bzw. eines guten Wissenschaftlers, wobei besonders Geduld und Ausdauer eine große Rolle spielen. Weitere 213 genannte Aspekte beziehen sich auf „soziale Eigenschaften“ von Forschenden.

 

Das vollständige Hintergrundpapier zum Wissenschaftsbarometer „Medizin und neue Technologien, Analyse und Erkenntnisse, Intelligenz und Ausdauer – Welche Vorstellung hat die Bevölkerung von Wissenschaft und Forschenden? Ergebnisse der offenen Fragestellungen im Wissenschaftsbarometer 2017" mit Erläuterungen zum Hintergrund und zur Methodik können Sie hier herunterladen.