Logo Wissenschaft im Dialog Wissenschaft im Dialog

Zurück zu „Wissenschaftsbarometer“

Wissenschaftsbarometer 2023

Das Vertrauen der Bevölkerung in Wissenschaft und Forschung ist nach wie vor hoch,  wenngleich etwas niedriger als in den Jahren der Coronapandemie. Zu diesem Ergebnis kommt das Wissenschaftsbarometer 2023. 56 Prozent der  Befragten vertrauen in Wissenschaft und Forschung. Dieser Wert liegt wieder nahe an den Ergebnissen vor der Coronapandemie. 

Zum ersten Mal nahm das Wissenschaftsbarometer auch die Einstellung der Bevölkerung zur Nutzung Künstlicher Intelligenz in Programmen wie ChatGPT unter die Lupe. Dabei zeigt sich Skepsis: Nur 16 Prozent aller Befragten gaben an, Programmen wie ChatGPT bei der Wiedergabe wissenschaftlicher Inhalte zu vertrauen, 44 Prozent taten dies (eher) nicht. Anders sieht dies bei jüngeren Menschen aus. Unter den 14- bis 29-Jährigen gaben 45 Prozent an, solchen Programmen eher oder voll und ganz zu vertrauen. 

Seit 2014 ermittelt das Wissenschaftsbarometer regelmäßig die Einstellungen der deutschen Bevölkerung zu Wissenschaft und Forschung. Dadurch kann es Trends und Veränderungen in der öffentlichen Meinung zu Wissenschaft und Forschung in Deutschland verlässlich aufzeigen. Das Wissenschaftsbarometer liefert so nicht nur Daten und Fakten für den aktuellen Diskurs, sondern macht auch Entwicklungen in der Gesellschaft sichtbar.

 

Vertrauen in Wissenschaft und Forschung

Auch in 2023 vertrauen mehr als die Hälfte der Deutschen Wissenschaft und Forschung. Gaben in den letzten Jahren jeweils etwas mehr als 60 Prozent der Befragten an, eher oder voll und ganz in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen, waren es in diesem Jahr 56 Prozent. Damit liegt der Wert fast wieder auf dem Niveau der Befragungen vor Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020. Der Anteil der Befragten, die angeben, (eher) nicht in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen, ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen und beträgt in der aktuellen Erhebung 13 Prozent. Wie bereits in den Vorjahren lassen sich hinsichtlich des Vertrauens in Wissenschaft und Forschung auch in diesem Jahr Unterschiede zwischen verschiedenen Altersgruppen und zwischen verschiedenen Bildungsgruppen beobachten. 76 Prozent der Unter-30-Jährigen gaben an, eher oder voll und ganz in Wissenschaft und Forschung zu vertrauen, bei den Ab-60-Jährigen waren es 46 Prozent.

Vertrauen nach formalem Bildungsniveau

Von den Befragten mit hohem formalen Bildungsniveau gaben 79 Prozent an, der Wissenschaft zu vertrauen. Dieser Wert ist vergleichbar mit den Erhebungen seit Beginn der Corona-Pandemie. Bei den Gruppen mit geringerer formaler Bildung ist dagegen der Anteil derjenigen, die Wissenschaft und Forschung vertrauen, im Vergleich zum Vorjahr stark gesunken: Von 68 auf 52 Prozent bei der Gruppe mit mittlerem formalen Bildungsniveau. Von den Befragten mit niedrigem formalen Bildungsniveau gaben 31 Prozent an, Wissenschaft und Forschung zu vertrauen. Im Vorjahr waren es noch 44 Prozent.

Gründe für Vertrauen und Misstrauen

Warum kann man Wissenschaftlern vertrauen? 65 Prozent der Befragten sahen als Grund dafür die Expertise der Wissenschaftler. 60 Prozent stimmten zu, dass die regelgeleitete und an Standards orientierte Arbeit ein Grund ist, Wissenschaftlern zu vertrauen. Der Aussage, dass Wissenschaftler im Interesse der Öffentlichkeit forschen und deshalb vertrauenswürdig sind, stimmten 46 Prozent der Befragten zu.

Als Grund, Wissenschaftlern zu misstrauen, sah mehr als die Hälfte der Befragten die starke Abhängigkeit der Forschenden von ihren Geldgebern. 28 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Wissenschaftler nicht vertrauenswürdig sind, weil sie Ergebnisse oft ihren Erwartungen anpassen und 19 Prozent, weil die Forschenden häufig Fehler machen. Insgesamt weichen diese Werte nur wenig von denen der Vorjahre ab.

Interesse an verschiedenen wissenschaftlichen Themen

Groß ist das Interesse der Deutschen an den Lebenswissenschaften. 70 Prozent der Befragten äußerten ein eher großes oder sehr großes Interesse an Themen aus diesem Bereich. Die Hälfte der Befragten interessierte sich 2023 nach eigener Aussage für sozial- und geisteswissenschaftliche Themen. Das Interesse an diesen beiden Wissenschaftsbereichen ist damit ähnlich hoch wie im Jahr 2019, als diese Frage das letzte Mal gestellt wurde. Anders als in 2019 wurde in der diesjährigen Erhebung allgemein nach “Lebenswissenschaften” statt nur nach “Medizin” gefragt – in stärkerer Anlehnung an die Fachsystematik der Wissenschaftsbereiche der DFG. 

Das Interesse an natur- und ingenieurwissenschaftlichen Themen ist geringer als in den Vorjahren. 49 Prozent der Befragten sind nach eigener Aussage an Themen aus den Naturwissenschaften interessiert (gegenüber 66 Prozent in 2019) und 46 Prozent an Themen aus den Ingenieurwissenschaften (gegenüber 56 Prozent in 2019). Bei Letzterem wurde in den Vorjahren nach “Technik und neuen Technologien” gefragt.

Gut über Wissenschaft und Forschung informiert

Immer mehr Menschen fühlen sich über Wissenschaft und Forschung gut informiert: 39 Prozent der Befragten geben an, eher oder sehr gut über Neues aus Wissenschaft und Forschung auf dem Laufenden zu sein. Im Jahr 2019, als diese Frage zuletzt erhoben wurde, war es knapp ein Drittel. 16 Prozent der Befragten geben im Jahr 2023 an, eher nicht oder gar nicht auf dem Laufenden zu sein (15 Prozent in 2019)

Wissenschaftler kommunizieren zu wenig

Bei der Frage nach den Bemühungen von Forschenden, über ihre Arbeit in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, zeigt sich: 37 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass Wissenschaftler sich zu wenig bemühen, die Öffentlichkeit über ihre Arbeit zu informieren. Dieser Wert ist größer als in den Pandemiejahren (2021: 29 Prozent, 2020: 33 Prozent) und damit wieder auf einem ähnlichen Niveau wie vor der Coronapandemie.

Wissenschaft und Politik: Einmischen und Stellung nehmen

Das Wissenschaftsbarometer fragt auch im Jahr 2023 wieder nach der Rolle der Wissenschaft bei politischen Entscheidungen. Wie schon im vergangenen Jahr sind etwa zwei Drittel der Befragten der Meinung, dass politische Entscheidungen auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen sollten. 72 Prozent finden es richtig, dass Wissenschaftler sich öffentlich äußern, wenn Forschungsergebnisse bei politischen Entscheidungen nicht berücksichtigt werden, im vergangenen Jahr waren es 79 Prozent.

Weniger als die Hälfte der Befragten (42 Prozent) ist der Meinung, dass es nicht Aufgabe von Wissenschaftlern ist, sich in die Politik einzumischen. Dieser Wert lag im vergangenen Jahr noch bei 50 Prozent.

Vertrauenswürdigkeit von Programmen wie ChatGPT

Zum ersten Mal greift das Wissenschaftsbarometer in diesem Jahr das Thema Künstliche Intelligenz (KI) in Programmen wie ChatGPT auf. Knapp zwei Drittel der Teilnehmenden hatten vor der Befragung schon einmal von ChatGPT oder vergleichbaren Programmen gehört.

Die Skepsis ist jedoch groß. 44 Prozent der Befragten gaben an, einer solchen KI bei der Wiedergabe wissenschaftlicher Inhalte eher nicht oder gar nicht zu vertrauen. Ein Drittel der Befragten ist bei dieser Frage unentschieden und 16 Prozent geben an, Programmen wie ChatGPT eher oder voll und ganz zu vertrauen. Das Vertrauen in ChatGPT und ähnliche Programme ist bei jungen Menschen ausgeprägter: 45 Prozent der 14- bis 29-Jährigen zeigten ein vergleichsweise hohes Vertrauen, bei der Gruppe ab 60 Jahren waren es neun Prozent.

Nutzen und Risiken von Programmen wie ChatGPT

Geht es darum, Nutzen und Risiken von Künstlicher Intelligenz zu bewerten, werden vor allem Vereinfachung und größere Klarheit positiv beurteilt. Die Hälfte der Befragten findet es positiv, sich mit Programmen wie ChatGPT komplexe Sachverhalte aus Wissenschaft und Forschung stark vereinfacht erklären lassen zu können. Fast ebenso viele (48 Prozent) bewerten es positiv, dass man sich bei Unklarheiten bezüglich wissenschaftlicher Themen Beispiele geben lassen und Nachfragen stellen kann.

Vor allem die Sorge vor Falschinformationen treibt die Befragten mit Blick auf mögliche negative Folgen von Programmen wie ChatGPT um. 61 Prozent finden es bedenklich, dass solche Programme manchmal auch Falschinformationen zu wissenschaftlichen Themen wiedergeben und 59 Prozent, dass KI-Programme die Verbreitung von Falschinformationen über wissenschaftliche Themen erhöhen können. Ebenfalls 59 Prozent finden es bedenklich, dass unklar ist, ob wissenschaftliche Inhalte von einem Menschen oder einem Programm verfasst wurden. Die fehlende menschliche Kontrolle bei der Überprüfung von Quellen wissenschaftlicher Inhalte sehen 57 Prozent als bedenklich an.

Diskussion der Ergebnisse

Am 5. Dezember 2023 fand ein Lunchtalk zur Präsentation der Ergebnisse des Wissenschaftsbarometer 2023 statt. Dr. Benedikt Fecher, Geschäftsführer von Wissenschaft im Dialog, Liliann Fischer, Bereichsleiterin Qualität und Transfer, Bastian Kremer, Projektleiter Wissenschaftsbarometer, und Prof. Dr. Mike Schäfer, Professor für Wissenschaftskommunikation an der Universität Zürich und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Wissenschaftsbarometers, präsentierten die Ergebnisse und diskutierten die sich daraus ergebenden Implikationen für die Wissenschaftskommunikation.

Die Aufzeichnung des Livestreams ist auf YouTube verfügbar.

Downloads

Einzelgrafiken im JPG-Format

Die Verwendung der Ergebnisse ist unter Nennung der Quelle Wissenschaft im Dialog/Kantar möglich. Die Grafiken laufen unter der Lizenz CC BY-ND 4.0, Anpassungen des Formats für redaktionelle Veröffentlichungen sind erlaubt.

Interesse an Wissenschaft und Forschung

Vertrauen in Wissenschaft und Forschung

Bemühung von Wissenschaftlern

Wissenschaft und Politik

Aktuelle Themen: künstliche Intelligenz in Programmen wie Chat GPT

Ergebnisse der Vorjahre

Die Ergebnisse der Wissenschaftsbarometer 2014-2022 finden Sie in der Übersicht auf der Projektseite.

 

 

Gefördert von
Unterstützt von