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Die Leitlinien sind da! – Und jetzt?

20. April 2016

  • Erstellt von Artur Krutsch
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  • A Wissenschaftskommunikation
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Die Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR wurden vorgestellt und diskutiert. Foto: WiD

Am vergangenen Freitag wurden in Berlin die Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR vorgestellt. Jede Pressestelle kann sie nun ausdrucken und zusammen mit der Checkliste an die Bürowand hängen. Funktioniert Öffentlichkeitsarbeit an Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen also ab sofort vorbildlich und reibungslos? – Dass es so einfach nicht wird und dass die Arbeit und Diskussion jetzt weitergehen, ist Markus Weißkopf (WiD) und Elisabeth Hofmann (Bundesverband Hochschulkommunikation) klar. „Wie weiter?“, fragten sie deshalb und luden Vertreter aller an institutioneller Wissenschaftskommunikation beteiligten Akteure ein, eine Umsetzung zu diskutieren. Jeder dieser Akteure steht vor unmittelbaren Herausforderungen und sieht in den Leitlinien ein wichtiges Tool, mit denen man ihnen begegnen kann.

Ulrike Beisiegel, Präsidentin der Georg-August-Universität Göttingen und Mitglied des Präsidiums der Hochschulrektorenkonferenz hält fest, dass sich die Beziehung zwischen Hochschulen und Gesellschaft stark verändert habe. Von den Universitäten wird erwartet, auf Veränderungen in der Gesellschaft zu reagieren und Sonderaufgaben zu übernehmen, z. B. auch in Bezug auf die aktuelle Flüchtlingsfrage. Und dabei ist oft zuerst die Kommunikationsabteilung gefragt. Hier können ihnen ihrer Ansicht nach die Leitlinien helfen, diese neuen Anforderungen zu bewältigen.

Für Reinhard Hüttl, Präsident von acatech, ist es vor allem die Veränderung in der Kommunikation, die die Einführung der Leitlinien notwendig macht. Die Digitalisierung und die sozialen Medien führen dazu, dass Universitäten auf jede Kommunikationsmaßnahme ein unmittelbares Feedback bekommen. Gleichzeitig erwartet die Öffentlichkeit, dass auch die Universitäten schnell und unmittelbar reagieren.

Für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seien die Leitlinien wichtig, um auf den erhöhten Druck zu reagieren, dem sie ausgesetzt sind, betont Antje Boetius, Meeresbiologin und Vorsitzende des Lenkungsaussschusses von WiD. Denn die Relevanz ihrer Forschung werde zunehmend daran gemessen, wie stark diese in den Medien präsent sei. Zur guten Wissenschafts-PR gehöre es eben auch, den Wissenschaftlern Raum zum Arbeiten zu geben, genauso wie ihnen Raum zu geben, ihre Geschichten zu erzählen.

Für den Wissenschaftsjournalisten Manuel J. Hartung ist besonders die in den Leitlinien geforderte Transparenz wichtig. Dabei meint er, dass nicht nur die Forschung transparent sein muss, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit selbst. Von Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation fordert er eine „neue Ehrlichkeit“ und erhofft sich von den Leitlinien, dass diese den Hochschulen helfen, in eine „Phase des Authentischen“ überzutreten. Auch Fehler und gescheiterte Forschung können und sollen kommuniziert werden. Denn nur so könne die Wissenschaft ihre Glaubwürdigkeit behalten.

Auf diese komplexen Umwälzungen können Öffentlichkeitsarbeiter mithilfe der Leitlinien reagieren. Dies geht aber nur, wenn sowohl die Leitungen der Hochschulen und wissenschaftlichen Institutionen, als auch die forschenden Wissenschaftler ihnen die Möglichkeiten geben genau das zu tun. Möglicherweise gehört dazu auch, dass die Pressestellen eine stärkere Stellung innerhalb der Hochschulen erlangen. Antje Boetius hält sogar einen „Vizepräsidenten“ für Kommunikation für denkbar.

Dass die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) die Leitlinien im Senat und mit ihren Mitgliedern diskutieren und an die Hochschulen weitergeben möchte, ist ein guter Schritt. Genauso werden in den einzelnen Einrichtungen Kommunikationsverantwortliche und Leitungen an der Umsetzung der Leitlinien arbeiten. – „Dabei wird es zu Streit kommen“, ist sich Manuel Hartung sicher. Die Leitlinien mögen zwar beim ersten Lesen selbstverständlich klingen – in der täglichen Anwendung tauchen aber sehr wohl einige Punkte auf, die auch zu Konfliktsituationen führen können. Wo genau diese kritischen Punkte liegen, wollen Markus Weißkopf und Elisabeth Hoffmann in den nächsten Jahren weiter festhalten, um dann auch die Leitlinien immer wieder zu überprüfen. Der Prozess geht also weiter. 

 

Am Freitag, den 15. April 2016 stellten Dr. Elisabeth Hoffmann (Bundesverbands Hochschulkommunikation) und Markus Weißkopf (WiD) die Leitlinien zur guten Wissenschafts-PR vor, anschließend diskutierten die Umsetzung der Leitlinien:

  • Prof. Dr. Reinhard F. Hüttl, Präsident acatech
  • Prof. Dr. Antje Boetius, Vorsitzende des Lenkungsausschusses von Wissenschaft im Dialog
  • Manuel J. Hartung, Ressortleitung ZEIT Chancen
  • Prof. Dr. Ulrike Beisiegel, Präsidium Hochschulrektorenkonferenz, Präsidentin der Georg-August-Universität Göttingen
  • Moderation: Nicola Kuhrt, Deutsche Apotheker Zeitung

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